Donnerstag, 10. Juni 2010

León Ausflug zum Cerro Negro

Eines der Highligts um León herum gehoert zweifelfrei der Besuch des Cerro Negro. Cerro Negro (726m... und weiter wachsend) bedeutet im Deutschen: "Schwarzer Berg".
In Wirklichkeit ist es ein aktiver junger Vulkan, eines der juengsten Vulkane in der Welt. Vor etwas 160 Jahren (1850) entstand mitten auf der Weide ein pechschwarzer Vulkan. Selbstverstaendlich sind alle entstandenen Vulkane erstmal schwarz. Erst im Laufe der Jahre setzt ein Pflanzen- & Baumbewuchs ein. Darum ragt er unter all den anderen Vulkanen im "Ring of Fire" heraus. Unter den Backpackern ist es beliebt, den Vulkan erstmal zu besteigen und dann mit einem Board herunterzufahren. Wer Lebensmuede ist und Eric Barone heisst, kann natuerlich auch mit einem Fahrrad herunterfahren. Er brach den Geschwindigkeitsrekord auf einem Fahrrad. Auf den Anzeigen leuchtete zum Schluss die Geschwindigkeit von 172,661 km/h Ich verzichtete auf das Fahrrad und wollte lieber mit einem Board herunterfahren. Dazu gibt es zwei Moeglichkeiten: im stehen oder im sitzen. Ich wollte wenn schon richtig im stehen herunter sliden. Als ich aber das Angebot vom Hostel Bigfoot hoerte, entschied ich mich um. Zum Einen gucken sie auf Qualitaet, weil die Geschwindigkeit gemessen wird und zum Anderen gibt es Bier und Mojito zum Abschluss im Hostel. So einfach lasse ich mich bestechen. Und da bin ich nicht alleine. Taeglich fahren mindestens 10 Leute zum Vulkan, waehrend andere Touranbieter unter Touristenmangel leiden. Am 2. Juni war es dann so weit. Um 9 Uhr ging es mit dem Pickup zum Cerro Negro.Selbstverstaendlich habe ich ihn sofort erkannt. Am Parkeingang musste ich zusaetzlich zum US$23 Tourpreis US$5 Eintritt bezahlen. In 2 Terrarien hatten 2 Schlangen ausgestellt. Die eine Schlangenart habe ich sofort an der Klapper erkannt. Was sie zu fressen bekommen, habe ich auch sofort erkannt. Als ich in einem Gehege dutzende gruene Geckos sah.
Mit dem Pickup fuhren wir nun immer Naeher an den Vulkan.
Jeder der Teilnehmer war auf einmal ganz ruhig und nicht mehr so sicher, ob die Entscheidung gut war, heruntersliden zu wollen. Jeder von uns bekam ein Board unter den Arm geklemmt und einen Beuten mit einem Ueberzuganzug und einer Schutzbrille. Dann ging es auch schon sofort los.

(Gruppe: unten rechts)
Voll motiviert lief ich den Weg immer weiter nach oben.
Kurz vor dem Gipfel bestaetigte es sich, dass es sich wirklich um einen aktiven Vulkan handelt. Es roh nach faulen Eiern (Schwefel) und Gaswolken stiegen empor.

(Menschgruppe oben in der Mitte)
Oben auf dem Gipfel angekommen......freute ich mich riesig. Der Ausblick war gigantisch toll.Nur die vielen Insekten nervten mich. Einige davon habe ich noch nie vorher gesehen. So langsam aber doch legte sich das Kribbelnim Bauch und das Gefuehl der Angst kam auf. Der Blick von oben nach unten sagte einem, dass es unmoeglich sei, hier herunter zu fahren. 50% Neigungswinkel empfand ich als sehr steil. Ahhhhhhhhhhhh!!!
Der Geschwindigkeitsrekord bei Bigfoot (Maenner) liegt bei 80km/h. Wir bekamen noch eine kurze Schonfrist. Eine andere Gruppe von Backpackern waren vor uns dran. Wir setzten uns in den Sand und beobachten die ersten "Gehversuche". Dabei lachten wir viel, weil es lustig aussah, wie sie aengstlich versuchten herunterzusliden. Das Lachen war nicht haessig gemeint. Wir wussten, dass wir gleich nichts mehr zum Lachen haben. Ich deaktivierte mein Angstgefuehl. Wenn alle herunterkommen sind, dann kann ich es auch. So ungefaehr redete ich auf mich ein.
Ich gehoerte zur letzten Zweiergruppe. Ohne nachzudenken, setzte ich mich aufs Board und wartete auf den Countdown. 3-2-1. Zuckzuck bekam ich Speed drauf und bekam das Board einigermassen in Griff. Ich raste den Vulkan herunter. Kleine Steine behinderten die Sicht. Kurz vor dem Ende der Fahrt hatte ich Hoechstgeschwindigkeit drauf. Nur noch enige Meter, als der Teilnehmer, der vor mir dran war, auf meiner Spur stand. Er ruehrte sich scheinbar nicht. Sein blauer Schutzanzug brannte sich in mein Gehirn und kam immer naeher. Ich versuchte rechts auszueichen, doch ich verzog das Board aus Mangel an Erfahrungen. Schnell zog ich es wieder in die korrekte Position. Der Typ war immer noch auf meiner Bahn und ich wusste, dass ich zwei Moeglichkeiten habe. Auf ihn drauffahren oder seitlich, notfalls mit einem Sturz, vorbeikommen. Ich entschied mich fuer den zweiten Fall. Die Gedanken fielen selbstverstaendlich in Bruchteilen von Sekunden. Nicht mal ein Schrei kam aus mir heraus. Es kam zum Sturz bzw. ich liess mich abfallen, damit ich keinen Ueberschlag provoziere. Dabei Ueberschlug ich mich trotzdem mehrfach und schlug mit meinem Kopf gegen den Boden oder gegen ihn. Ich weiss es nicht. Ich lag nur noch auf dem Ruecken und guckte in den Himmel. Ich konnte alles bewegen, nur mein Kopf schmerzte. Der Schreck war schnell vorbei, jedoch stand ich unter Schock und zitterte. Die letzten Meter lief ich ins Ziel und sank zu Boden. Inzwischen kam der Guide auch heruntergefahren und hat von alledem nichts mitbekommen. Ich merkte, wie er sich doch Sorgen um mich machte und fragte staendig wie es mir ginge. In Deutschland haette man mich sofort ins Krankenhaus gebracht, jedoch nicht in Nicaragua. Ich war mir sicher, eine (leichte) Gehirnerschuetterung zu haben. Unter den anderen Backpackern bekam ich kein Mitleid. "Das gehoere zum Abenteuer dazu!" Meine Symtome (Kopfschmerzen, Schwindel und leichtes Augenflimmern) wurden heruntergeredet. In der Luft lag eine Stimmung, dass ich mich nicht so anstellen soll. Fuer alle Teilnehmer gab es nun ein eiskaltes Bier, welches ich mir an meinen Kopf hielt. Ich gebe niemanden die Schuld an diesem Unfall -der Guide hat wirklich sehr lange gewartet und niemanden mehr auf der Bahn gesehen-, jedoch ich glaube, dass das Tragen von einem Helm angebracht waere. Erst nach zwei Tagen liessen die Kopfschmerzen nach und mein Sturz geriet immer mehr in Vergessenheit.

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