Mittwoch, 16. Juni 2010

Das Christentum in El Salvador ist erschreckend verbreitet.

Immer wieder fuehre ich (gerne) Diskussionen, dass die Kirche ebenfalls eine Sekte ist, so wie die Scientology Kirche. Nun werden ganz schlaue Leute sagen, dass das Wort "Sekte" an sich erst die Kirche gepraegt hat. Alle Religionen, ausserhalb der Kirche, wurde negativ als Sekte bezeichnet. Insbesondere steht der Begriff, der urspruenglich wertneutral ist, fuer eine von einer Mutterreligion abgespaltenen religioesen Gemeinschaft. So ist das Christentum als Sekte aus dem Judentum hervorgegangen. Im heutigen Sprachgebrauch spricht man von Sekten, wenn man religioese Gruppen meint, die in irgendeiner Weise als gefaehrlich oder problematisch angesehen werden. Und genau das halte ich vom Christentum. Dass, was ich in den letzten Tagen in El Salvador sah, machte mir grosse Angst. Ueberall im Land befinden sich kleine und groesse Kirchen. Katholische & evangelische Kirchen und die Zeugen Jehovas sah ich verbreitet. In den fruehen Abendstunden oeffnen sich die Tore der vielen Kirchen und die Familien stroemen hinein, in die einen Kirchen mehr als in die anderen. Einige wirken sehr doninant und andere sind eher ruhig. Am Lago Coatepeque hoerte ich eines abends Schreie und Musik. Da wurde ich neugierig und folgte dem Laerm auf der Strasse. Schnell entdeckte ich, dass es sich um eine Kirche handelt. Frauen von Maennern getrennt, beteten die Glaeubige eifrig vor den Stuehlen knieend.
Im Anschluss kam ein junger Missionar und heizte die Stimmung immer weiter an, waehrend ein Anderer in die Keyboard-Tasten haute.

Mit Gaensehaut und mit einer Flasche Bier an der Tuer lehnend verfolgte ich das Treiben. Das war reinste Gehirnwaesche. Ich sah einige junge Maedchen, die wahrscheinlích noch nichts damit anfangen konnten und langweilten sich ein wenig, waehrend die Eltern in Extase verfielen. Im Lonely Planet steht, dass in El Salvador ueber 80% der Einwohner Katholiken sind. Wenn ich die Evangelisten und die Zeugen Jehovas dazunehme, dann sind die 100% nahezu komplett. Religion hat in El Salvador lange Tradition. Noch bevor die Spanier kamen, waren die aus urspruenglich Mexico stammenden Voelker sehr religioes. Es gab viele unterschiedliche Goetter, zu denen sie taeglich betete und Opfer brachten . Die Spanier, waehrend des Kolonialkreuzzuges, tauschten mit unterschiedlichem Erfolg die urspruenglichen Goetter gegen christliche Goetter aus. Und wenn das auch nicht half, bauten die Christen ihre Kirche einfach ueber den Tempel. Im 21. Jahrhundert sprechen sie von Gott. Entkommen kann man der Indoktrination kaum. Das Land ist uebersaet mit Bildern, Aufkleber, Kirchen und natuerlich mit wandernden Missionare. In Bussen praedigen sie von Gott und im schlimmsten Fall singen sie auch religioese Lieder. So wie ich normalerweise den Lonely Planet in der Hand halte, so halten sie stolz die Bibel hoch in die Luft. Seltsamerweise habe ich nie Blut rausfliessen sehen. Die Zielgruppe sind natuerlich mal wieder die Aermsten der Armen. Sie kaufen sich mit dem wenigen Geld, das sie besitzen, nur ein Wort. Und das Wort lautet: „Esperanza“ (spanisch fuer Hoffnung). Hoffnung, nach diesem Leben ins Paradies zu kommen. Wenn die El Salvadorer nur wuessten, dass die Bestattung auf dem Friedhof nur wenige Dollar kostet.
Nur einmal sah ich ein Wandbild, dass genau die Kirche beschreibt, so wie sie wirklich ist. Es ist nur eine Fassade (Maske)!Die Anzahl der katholischen Kirchen nimmt immer weiter ab. Stattdessen entstehen die evangelischen Kirchen. Die Regierung hat erkannt, dass ueber 5 Millionen Anhaenger eine zu grosse Macht ausueben koennen. Deshalb liessen sie zuerst 1980 Romero toeten und danach foerderten mit vielen Millionen die Evangelen. Die Ureinwohner von El Salvador sind heute nahezu ausgerottet. In einem Akt der Verzweiflung wird versucht, die Sprache zu unterrichten und die Braeuche und Traditionen nicht aussterben zu lassen.

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