Dienstag, 27. Oktober 2009

Puerto Natales, Torres del Paine Nationalpark

Am 20. Oktober, gegen 22 Uhr, kam ich nach 15 ½ stündiger Busfahrt von Ushuaia endlich in Puerto Natales an. Die Hostelbesitzerin von meinem reservierten Hostel holte mich vom Busbahnhof ab und fuhr mich mit dem Auto ins Hostel. Dort traf ich Valery, den ich auf der Busfahrt kennengelernt hatte, wieder. Am darauf folgenden Tag kam ich erst gegen Mittag aus dem Bett. Den ersten Tag in Puerto Nantales wollte ich mit dem organisieren meiner nächsten Tage und einer Stadtbesichtigung verbringen. Die Stadtbesichtigung war schnell erledigt. Es gibt nichts zu sehen, außer das Eingangsschild mit dem Urzeittier.

Das Wasser am Hafen roch merkwürdigerweise streng nach Öl und Benzin. Als ich mir das Wasser genauer ansah, entdeckte ich auf der Wasseroberfläche einen farbenfrohen Ölteppich schwimmen.
Der Übertäter der Wasserverschmutzung befand sich direkt gegenüber. Ein Rohr führte nähmlich von der Esso Tankstelle, über die Straße, direkt ins Meer.
Nur wenige Meter weiter versucht die Stadt so etwas wie Naturschutz vorzutäuschen, weil auf einem alten zerfallenden Steg sich Komorane befinden.
Naturschutz auf einen Seite und eine arge Umweltverschmutzung auf der anderen Seite. Ich fand das so traurig, dass es wiederum lustig war. So etwas gibt es vor allem in Südamerika. Puerto Nantales ist zweifelfrei keine sehenswerte Stadt. Trotzdem laufen auf den Straßen, wie im Lonely Planet beschrieben, viele GoreTex Backpacker rum. Genauso wie ich selber, bin ich gekommen, um den naheliegenden „Torre del Paine“ Nationalpark zu besuchen. Von Puerto Nantales aus starten jeden Tag Shuttlebussee zum Eingang vom Nationalpark. Für eine Woche später hatte ich die „Navimag“ Fährfahrt von Puerto Nantales nach Puerto Montt gebucht. Das Ticket habe ich zwar schon vor über einem Monat im voraus gekauft, aber den Plan, die Fähre zu nehmen, reicht über ein Jahr zurück. Doch zuerst sollte es auf Wanderschaft gehen. Der "Torres del Paine" gehört zu den schönsten Nationalparks in Chile und ist deshalb ein unbedingt sehenswertes Highlight. Auf einer Fläche von 180.000 ha erstreckt sich der Park im Süden von Chile, unweit zur argentinischen Grenze. Bei einer solchen Größe, mußte ich meinen Aufenthalt genau im Einklang mit dem Wetterbericht planen. Das Microklima im Nationalpark ist nicht zu unterschätzen. Regen, Schnee und herrlicher Sonnenschein kann es alles an einem Tag geben. Durch viele Gespräche mit anderen Backpackern, habe ich viele (Insider-) Tipps bekommen. Ich entschied mich erst eine Eintagestour zu machen und danach selber mehrere Tag wandern zu gehen. Warum ich zweimal den Nationalpark besuchen möchte, liegt daran, dass ich gehört habe, dass man bei der Eintagestour sich an schönen Panorama Lookouts aufhält, während man beim Wandern sich im inneren des Parks befindet. Durch Zufall erfuhr ich außerdem, dass es gerade beim Fährschiffsanbieter Navimag eine Promotionaktion stattfindet. Somit bekam ich die Tagestour sogar kostenlos. Besser kann es ja nicht kommen?!? Um 8 Uhr morgens begann meine Tagestour. Im Vergleich zum Vortag war das Wetter schon besser, aber trotzdem war es ganz schön bewölkt. Am ersten Lookout sah ich die Torres del Paine Berge nur verdeckt.
Am Parkeingang hatten sich die Wolken immer noch nicht verzogen.
Mit dem Bus ging es weiter durch den Park. Während der Fahrt hoffte ich, dass sich die Wolken verzogen haben, wenn ich den tollsten Lookoutpoint des Parks erreiche. Eigentlich sollte ich ganz zufrieden sein, denn im Gegensatz zum Vortag, hatte ich super Sicht.




Für diese Engländer hoffe ich, dass sie nicht nur wegen der Torres del Paine gekommen waren.
Weiter ging es zum nächsten Highlight. An diesem türkisfarbenen See...
...befand sich der "Salto Grande" Wasserfall.
Wie ich später gelesen habe, gehört dieses Wasserfall zu den 1001 Naturhighlights weltweit. Bei diesem starken Wind...
...mußte ich ganz schön aufpassen, nicht in den Fluss zu fallen.
Nicht weit vom Wasserfall entfernt, befand sich schon der nächste Lookout.
Die Farbe des Wassers war so was von faszinierend.
Ein komplett türkiser See. Traumhaft. Die Farbe kommt durch die Reflektion der Sonne, mit den aus dem Gestein rausgewaschenen Mineralien, zustande. Nach so vielen Lookouts fuhr der Busfahrer uns in ein teures Hotel, in dem wir die Möglichkeit hatten, Mittag zu essen. Während die "Wohlhabenden" der Gruppe das Essen ausprobierten, gesellte ich mich zu 2 Holländer. Zusammen saßen wir in der Lounge und packten unsere Butterbrote aus. Nachdem die Anderen vom Essen zurückkamen, fuhren wir zum Gletscher am Grey Lake. Hier war es noch stürmischer als zuvor. Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h waren durchaus möglich. Die Sicht auf den Gletscher war nicht gerade schön. Dafür aber auf die Eisberge,...
...die ungefähr 2 Wochen benötigen, vom Gletscher bis zum Ende des Gletschersees zu treiben.
Neben den vielen landschaftlichen Höhepunkte, habe ich auch viele Tiere gesehen. Wie ich später erfuhr, habe ich auch ungeheure seltene Tiere, die man normalerweise kaum zu sehen bekommt, gesehen. Dazu gehörten aber nicht die Guanacos, die diesmal nicht nur langweilig auf der Weide rumstanden.

Ebenso auch nicht der Choique Vogel.

Oder die Choique Mutter, mit ihren vielen Jungen.

Wirklich beeindruckend waren die Condore. Nicht ohne Grund ist der Condor auf der chilenischen Flagge und auf Geldmünzen abgebildet. Die Condore gehören zu den am höchsten fliegenden Vögel. Hochoben in den Bergen bauen sie ihre Nester. Vom Boden aus erkennt man den Condor an den typischen Flügelenden. Sie sehen wie 6 Finger aus.

Condore sind zweifelfrei Raubtieren und können dabei aus 3 km Entfernung ihr Opfer ausspähen. Eine Schaffamilie verlor durch einen Condor ein Familienmitglied. Mit den starken Greifarmen hatte das Schaf keine Chance. Gerne hätte nun der Condor seine Beute gefressen, wenn nicht zwei Carancho Hawks dazu gekommen wären.
Die 150 km/h schnell fliegenden Adler sind nicht im Stande ein Tier zu erledigen. Müssen sie auch nicht. So lange sie im Stande sind, mit ihrem spitzen Schnabel einen Condor anzugreifen bzw. zu verscheuchen. Das Besondere ist aber, dass die Carancho Hawks nicht im Sinkflug angreifen, sondern im Laufschritt. Der Adler kommt also mit Höchstgeschwindigkeit angeflogen. Landet unmittelbar in der Nähe und läuft dann angriffslustig zum Condor. Respektvoll muß der Kondor warten, bis der oder in diesem Fall die zwei Carancho Hawks mit dem Fressen fertig sind.

Das besondere an dem Fotos ist, dass es ein weiblicher Condor ist. In ganz Chile gibt es gerade mal 5 weibliche Condore. Das männliche Gen dominiert zu stark gegenüber dem Weiblichen. Zum dem kommt es bei den Condore vor, dass sich der Partner das Leben nimmt, wenn der andere stirbt. Dabei fliegt der Condor mit einer zu großen Geschwindigkeit (150 km/h) einen Sturzflug und stirbt an einer Herzattacke. Nun bleibt nur zu hoffen, dass die 5 Weibchen nicht auch noch sterben. Für den nächsten Tag hatte der Wetterbericht Schnee und Regen angesagt. Deshalb hatte ich genügend Zeit, mich für meine Wanderung vorzubereiten. Ich mietete mir ein Zelt und einen Schlafsack. Außerdem mußte ich für die nächsten 2-3 Tage Essen einkaufen und zum Teil vorkochen. Am 24. Obktober war es schließlich so weit. Mit dem Bus fuhr ich um 8 Uhr morgens erneut zum Nationalpark.

Das Wetter war nicht traumhaft, doch diesmal konnte ich die „Las Torres“ schon von weitem sehen.

Voller Energie und Elan lief ich meinen ersten Weg vom bekannten „W“-Walk. Der Weg führte in ein eine Schlucht hinein, immer weiter auf einen Berg hinauf. Totz der Strapaze genoß ich die Landschaft. Die unzähligen Flüsse und Wasserfälle boten zu jedes Zeit eine frische Abkühlung.

Das klare reine Wasser war bitterkalt. Es war sogar so kalt, dass dieser Wasserfall eingefroren war.

Glücklich erreichte ich den Gipfel. Ich hatte mich beeilt, da eine dunkle graue Wolkendecke angeschwebt kam.
Nun hatte ich den 1. Weg vom "W" geschafft.

Ein Campingplatz befand sich unmittelbar in der Nähe. Doch es war gerade mal 15 Uhr. Der nächste Campingplatz befand sich ca. 6 bis 7 Stunden entfernt. Ohne lange zu überlegen, machte ich mich auf den Weg. Ich hatte beschlossen so lange zu laufen, wie ich wollte und dann irgendwo auf dem Weg mein Zelt illigal aufzuschlagen. Etwas Angst hatte ich schon. Nicht vor dem Ranger, aber vor den hungrigen Pumas, die meine Lebensmittel im Zelt aufspührten könnten. Oder halt eben dieser Fuchs.
Leise schlich ich mich an ihm vorbei und lief einen wunderschönen Trekkingwalk an einem türkisen See entlang.

Ausserhalb der Schlucht war es ganz schön stürmisch geworden, so dass ich mir einen geschützten Platz suchen mußte.

Hinter einem großen Felsen baute ich mein Zelt auf.
Nach einem schnellen einfachen Abendbrot kroch ich in meinen Schlafsack hinein. Er war viel zu klein und ließ sich nicht schließen. Am nächsten Morgen war die Kälte in der Nacht vergessen. Die Sonne schien in mein Zelt und vom Felsen aus entdeckte ich, dass ich direkt unter den Torres Felsen geschlafen hatte.

Der türkise See war am Morgen noch blau gefärbt,...

...jedoch änderte sich die Farbe, je weiter ich lief. Die Berge sahen so schön aus.


Die Naturkräfte formten die Felsen in tolle Formen.
Gut gelaunt ging ich den Weg weiter,...

...der mich zum zweiten Campingplatz führte. Dieser befand sich ebenfalls am Felsen.

An dem Hostel mit Campingplatz angekommen, durfte ich das Bad benutzen und konnte mich etwas frisch machen. Die Frische hielt nicht lange an, da der Wanderweg immer steiler wurde. Am Strand war ich noch voller Elan. Dann ging es brutal aufwärts. Belohnt wurde ich mit einem wunderschönen Lookout. Nach einigen Stunden erreicht ich den Mittelteil vom „W“-Walk. Wie ich schon vorher gehört hatte, war der Weg ziemlich steinig und anstrengend. Von hier oben hatte ich einen direkten Blick auf die schneebedeckten Berge......und auf den See, der inzwischen richtig türkis geworden war.
Interessant war, dass der See 2 unterschiedliche Farben hatte.
In der Mitte des Sees befand sich eine imaginäre Linie. Die unter Seite war heller, als die Obere. Ich hielt mich nicht lange aufhalten und lief zum letzten bzw. zum rechten Teil von „W“-Walk. Ich kam ab jetzt nur noch langsam vorran. Nicht nur, dass der Wind stärker bliess, nein, die Aussicht war zu sehr faszinierend. Mal hatte ich einen Panoramablick auf den Berg.
Ich konnte sogar von hier aus die Granitlinien richtig erkennen.
Und zum anderen stand ich an einem dunkel blauen See.
In Realität sah die Landschaft besser aus. Die Fotso können leider nicht die Realität wiedergeben. Inzwischen wurde der Weg immer stürmischer. Trotzalledem genoss ich den Wanderweg.
Als ich dann einen einem phantastischen türkisen See ankam,...
...wußte ich, dass ich am Ziel angekommen war, weil genau hier die Fähren zweimal täglich abfahren.
Ich hatte es also erstmal geschafft. Ich würde die Fähre erreichen. Doch bis zur Abfahrt bestaunte ich noch ein wenig den türkisen See...
...und machte noch einige chilenische Flaggenfotos.

Eigentlich wollte ich noch den dritten Teil von „W“ laufen, doch der Wind und das schlechte Wetter hinderte mich. Der Weg hätte mich zum Grey Lake Gletscher geführt, den ich schon bei der Eintagestour von weitem gesehen hatte. 2 Stunden rumsitzen wollte ich auch nicht und beschloss, dann nur bis zur Lagune zu laufen. Immer dem Weg entlang, erreichte ich schließlich die Lagune.
Wie man auf dem Foto genau sehen kann, befindet sich im unteren Teil die blaue Lagune und oberhalb der türkise See. Wenn die Lagune auch türkis wäre, dann wäre es auch ein See. Lagunen haben nämlich keine unterirdischen Verbindungen und sind vollständig von einem Meer oder einem See abgeschnitten. Die unterschiedlichen mineralhaltigen Gewässer können sich also nicht mischen. Theorie und Praxis lässt sich hier klar erkennen. Mit der Abfahrt der Fähre wurde ich aus dem Nationalpark erlöst. Ziemlich müde und erschöpft sah ich die Felsen noch einmal von der Wasserseite.

Kaum auf der anderen Seite angekommen, stieg ich in den wartenen Bus Dann ging es direkt nach Puerto Natales zurück. Weit nach Sonnenuntergang schlurfte ich die Straße zu meinem Hostel und fiel vollkommen kaputt ins Bett. Ausgeschlafen, aber immer noch erschöpft, sah ich erschrocken aus dem Fenster. Es schneite und verwandelte die Straße in einen kleine Schneelandschaft.

Den ganzen Tag verbrachte ich mit Ausruhen im Hostel und bereitete mich so langsam für die Navimag Fährfahrt vor. Am Montag, den 26. Oktober, sollte es endlich losgehen. Ich war wirklich froh, die Stadt Puerto Natales zu verlassen. Aber auch aus meinem Hostel / Hotel
„Residencial Danicar“ auszuchecken. Das Hostel war ziemlich ungemütlich. überall stand Kitsch herum, es gab keinen ruhigen Aufenthaltsraum und dann noch diese Bedbugs- und Spinnenstiche auf meinem Körper. Ein Gast, in meinem Hostel, hatte seine Stimmung, die ich durchaus nachempfinden kann, in das Rezeptionsbuch geschrieben.
Wenn nicht die „Shit-Ugly-Faces“ Familie überall war, dann kam der dumme kleine Familienhund angesprungen. Sorry, ich mag Hunde, aber nicht diesen hier.

Was wäre die Stadt nur, wenn der "Torres Del Paine" Nationalpark sich nicht hier befinden würde und wenn die Navimagfähre hier nicht ankommen bzw. abfahren würde? Beni, ein Kumpel, hatte es auf den Punkt gebracht: eine Shit-Ugly-Faces Stadt.