Montag, 27. Oktober 2008

Ausflug zu den High Mountains

Ein Sturm zerstörte die Erdbeerplantagen in Queensland, so dass es erst mal eine Auszeit gibt. Kommt mir auch ganz recht, da ich seit fast 14 Tage ohne Pause gearbeitet habe. Ich wollte einfach mal raus kommen.

Am 23. Oktober bin ich um 5 Uhr aufgestanden und bin in Richtung High Mountains gefahren. Die Straßen waren schön leer. Das war auch gut so, weil ich den Sonnenaufgang im Yarra- Valley nicht verpassen wollte. Leider war er nicht so eindrucksvoll rot, wie ich ihn vor ein paar Tagen erlebt habe. Eigentlich wollte ich den Ausblick auf dem Mount Evelyn genießen, doch ich habe nur das Ortsschild gefunden. Von ihm habe ich ein Foto gemacht. Als ich gerade zum Auto zurücklaufen wollte, sah ich, dass das Auto auf einmal anfängt zu rollen. Geistesgegenwertig sprang ich zur Tür, schloss die Tür auf und bediente die Bremse. Die Handbremse war gezogen, doch der Automatikschalter stand auf D und nicht auf P (P = Parken). Ich konnte gerade noch die Katastrophe abwenden. Nach dem Schreck ging es erst mal nach Eidon. Es ist ein kleiner Ort an einem schönen See. Ein entspannender Moment, bei dem ich das Frühstück genießen konnte. Die letzten Tage habe ich immer schnell im Stehen, bevor es zur Arbeit ging, gefrühstückt.




Der nächste Zwischenstopp war in Glenrowan. In diesem Ort wütete die gefürchtete „Ned Kelly“ Bande . Der letzte Kampf fand in diesem kleinen Örtchen statt. Nach einem „fairen“ Gerichtsprozeß wurde er 1880 in Melbourne zum Tode verurteilt. Die ganze Geschichte habe ich einem eigenen Post gewidmet. Die Ned Kelly Legende lebt noch heute. Jedenfalls versucht die Stadt es mit einem Ned Kelly Autohandel, Museum, Weinladen, Hotel, Souvenirshop, Imbiss etc. Gleich nach dem Ortseingang steht eine riesige Ned Kelly Figur. Den Museumsbesuch habe ich geschwänzt, weil ich schon einiges darüber gelesen habe. Nach stundenlanger Weiterfahrt habe ich den Ort Mt. Beauty erreicht. Von hier aus ging es dann über eine kurvenreiche Strecke hoch in die Berge. Die Vegetation sieht skurril aus, weil die ganzen Bäume nur grau und abgestorben sind. Ein Brand scheint die Ursache zu sein. Auf der Spitze befindet sich Falls Creek, ein Skiort mit Skipisten und –lifte. Ein Gletschersee gibt der monotonen Landschaft einen romantischen Charme. Genau richtig zum Sonnenuntergang erreichte ich einen Lookout point und genoss das Schauspiel. Neben der Straße fand ich einen Platz zum Übernachten. Mein Herz pochte immer stärker, als ich im Dunkeln Autos ankommen sah. Doch alle fuhren vorbei. Es hätte jedesmal der Park Ranger seien können. Der nicht geschmolzene Schnee von der letzten Saison neben meinem Auto hätte mir sagen sollen, dass es hier verdammt kalt ist. Der Wein wärmt nur kurz und macht mich eher betrunken. Unter meinen 3 Decken wurde mir einfach nicht warm. Ich hatte 3 paar Jacken und Socken an. Egal, da auch diese Nacht vorüber gehen wird. Dieser verdammt schöne Sternenhimmel ließ mich die Kälte vergessen. Am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang waren die Autoscheiben von Eis bedeckt. Die Sonne hüllte die eisige Landschaft mit dem See in ein schönes Orange.

Ich konnte mich nicht überwinden aufzustehen, so dass ich nochmal unter die Decken schlafen ging. Gegen 11.30 Uhr dann bin ich aufgewacht und fühlte mich kraftvoller, den Tag anzugehen. Nach dem Frühstück mit heißem Tee wollte ich einen Berg besteigen. Die Wegweiser gaben immer andere Wege an. Eine Karte hatte ich nicht dabei. Jedenfalls habe ich mich im nirgendwo niedergelassen (siehe Panoramafoto) und habe auf meiner Gitarre der Stille einen Gegenpol gegeben.



Über eine Abkürzung, einem Sprung über einen Fluß, kam ich wieder am Hauptweg an und bin mit dem Auto zu einem anderen Aussichtspunkt gefahren. Passend zur trostlosen Gegend spielte ich die Songs von Björk im Radio ab. In der Wintersaison sind diese Wege vollkommen verschneit und die Skihasen feiern Après Ski. Kaum habe ich das Hochland über die kurvenreichen Straßen verlassen, wurde es immer wärmer. Ich riß die Klamotten von meinem Körper. Es half kaum, ich verfloss im Auto. Für die 3 Mädels im Guesthouse habe ich noch 1 kg Natur- Honig gekauft, bevor es zur fast 300 km weiten Fahrt nach Melbourne ging. Im Dunkeln erreichte ich Melbourne und konnte von weiten schon die Skyline sehen.

Die Ned Kelly Story


Ned Kelley ist wegen seines Widerstandes gegen die britischen Kolonialbehörden ein Volksheld und wird noch nach über 125 Jahren vor allem in Australien verehrt. Ned Kelly wurde 1855 in Beveridge (Victoria, Nähe Melbourne) geboren. Als Schulkind rettete er unter Einsatz des eigenen Lebens einen Jungen vor dem Ertrinken. Mit 12 Jahren verstarb sein Vater, so dass er die Schule verlassen musste, um die Familie, die jetzt nach Glenrowan zog, zu unterstützen. 1869 wurde Ned als 14-Jähriger wegen eines Überfalls auf den chinesischen Schweinezüchter Ah Fook und seiner Komplizenschaft mit dem Straßenräuber Harry Power eingesperrt. Er wurde nicht schuldig gesprochen, aber 1870 erneut wegen eines Überfalls festgenommen und zu sechs Monaten zu Zwangsarbeit verurteilt. Drei Wochen nach seiner Freilassung wurde er wegen angeblichen Pferdediebstahls verhaftet und wurde zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Neds Mutter Ellen erregte die „Aufmerksamkeit“ des Polizisten Alexander Fitzpatrick, der sie 1878 überfiel. Fitzpatrick beschuldigte Ned des versuchten Mordes, woraufhin Ned untertauchte. Als die Polizei Ned im Oktober schließlich fand, töteten er und seine Mittäter drei Polizisten. Er konnte entfliehen und überfiel im Februar 1879 zwei Banken. Von dem erbeuteten Geld ließ er eine Metallrüstung anfertigen. Diese Rüstung wurde später sein Markenzeichen. Nach Tätlichkeiten gegen einen Polizisten wurden er und seine Bande von Soldaten aufgespürt; nur ein Soldat überlebte die nachfolgende Schießerei. Kelly verfasste einen ausführlichen Brief an die Öffentlichkeit, in dem er seine Aktionen darstellte, sowie die Behandlung seiner Familie und die Behandlung der irischen Katholiken durch die Polizei der englischen und irischen Protestanten. Der so genannte Jerilderie-Brief erwägt die Möglichkeit des Aufstandes, nicht nur in Australien, sondern auch in den Vereinigten Staaten und in Irland, gegen das, was er als grobes Unrecht ansah. Im Juli 1880 entdeckte die Polizei in Glenrowan seine Spur wieder. Im Gefecht nahm er im Hotel Geiseln. Bei der folgenden Schießerei mit der Polizei wurde Ned am Bein verwundet. Er überlebte, kam vor Gericht, wurde zum Tod verurteilt und am 11. November im Old Melbourne Gaol gehängt. Dem Richter, Redmond Barry, der ihn bereits in anderen Verfahren verurteilt hatte, kündigte Ned Kelly unmittelbar nach der Urteilsverkündung an, dass er ihn bald wieder sehen würde. Barry starb zehn Tage später an einer Lungenentzündung.

Dienstag, 21. Oktober 2008

I’m the Strawberry Man!

Ich habe jetzt einen lustigen Job gefunden. I’m the strawberry man! Ich bin über das Geheimnis gestoßen, warum 3 Leute aus meinem Guesthouse manchmal Erdberren verschenken. In einem richtigen Moment, als sie Unterstützung brauchten, bin ich zum Team gestoßen und konnte mich gleich am ersten Tag behaupten. Nun gehöre ich zur „Erdbeergang“! Kein Passant ist vor mir sicher. Das Verkaufen dauert nur wenige Stunden, aber das frühe Aufstehen und zur Farm fahren nervt manchmal. Doch der Sonnenaufgang im Yarra Valley kann etwas entschädigen. Die frischen Erdbeeren werden vom Feld abgeholt und dann immer zu verschiedenen Orten gebracht. Bei guter Qualität und richtigen Ort reißen sie und die Punnets (500 – 600 g Erdbeerpackung) aus den Händen. Fast jedesmal werde ich gefragt, was für einen Akzent ich habe. Dabei entstehen oft tolle Gespräche und Einladungen zum Kaffee und Kuchen. Besonders lustig ist das Repacking. Wenn die Erdbeeren matschig (squishy) oder verschimmel (mouldy) sind, dann müssen wir die guten und die schlechten aussortieren. Bei den matschigen Erdbeeren kann ich das Gemansche verstehen, doch bei den verschimmelten gar nicht. Wenn in einer Punnet so gut wie alle Erdbeeren einen grauen Rasen besitzen, dann ist sicher, dass auch die anderen kontaminiert sind. Die Pilz- Hyphen und Kolloide sind nur noch nicht sichtbar. Warum es manchmal lustig ist? Wir sitzen auf dem Gehweg mit Kiloweise verschimmelten Erdbeeren und lassen die besonders matschigen aus hoher Luft auf den Boden zerschellen und geben uns Punkte für die Präsentation. Oder machnachmal sind wir beim Repacking und werden immer wieder von Leuten unterbrochen, weil sie uns Erdbeeren abkaufen wollen. Ich werde es nie verstehen, wie man die Berge von verschimmelten Erdbeeren nicht sehen kann oder nicht sehen will. Aber bestimmt ist es Normalität? Wir als Ottonormalverbrauchen sehen es ja auch nicht, wenn wir Obst und Gemüse im Supermarkt kaufen. Wenn die Repacking Arbeit vollrichtet ist, dann begeben wir uns mit unseren roten Fingern zum Verkauf. Die Kunden denken dann, dass wir die Erdbeeren selber gepflückt haben.

Freitag, 3. Oktober 2008

Theaterstück: Hitlerhoff


Am 1. Oktober schaute ich mir das Theaterstück „Hitlerhoff“ beim Melbourner Art- Festival an. Es war eine Mischung aus David Hasselhoff und Adolf Hitler.

Von der Idee her klingt es sehr langweilig und abstrus. Doch das Stück, welches jedes Mal ausverkauft war, ist total lustig. Ich bin durch Tini, einer Berliner, die ich im Hostel kennengelernt habe, auf das Stück gestoßen. Aus verschiedenen Gründen wollte ich ihr eine außergewöhnliche Freude bereiten. Am nächsten Tag habe ich meine selber gemachten und ausgedruckten Fotos signieren lassen.
So kam ich in Kontakt mit allen Schauspielern und sogar mit dem Regisseur Tom Doing. Er will sein Stück am liebsten auch in Deutschland aufführen. Wird sich zeigen, ob er es schaffen wird.