Freitag, 11. Juni 2010

Fahrt von Nicaragua, ueber Honduras, nach El Salvador

Am 9. Juni habe ich den Absprung aus León geschafft. Ich packte meinen Rucksack und verliess nach dem letzten Pancakefrueckstueck das Hostel. Mit dem Colectivo fuhr ich erst zum Busbahnhof und dann weiter zur Stadt Chichigalpa. Von hier aus ging's weiter zur Grenze nach Honduras. Kaum hatte ich das Grenzgebiet erreicht, draengten sich die Fahrradtaxifahrer um den Minibus und guckte gierig ins Wageninnere. Die Rosine im Kuchen war ich. Sie wollten alle mein Fahrer sein und pruegelten sich fast um mich. Wenn das so ist, dann wusste ich schon, dass sie bei mir einen erhoehten Preis verlangen werden. Schnell erkundigte ich mich im Minibus ueber die Preise. Es waren 10 bis 15 Cordoba (rund 50 bis 75 US-Cent). Kaum ausgestiegen wurde ich hin- und hergerissen. Ein Fahrer hatte meinen Rucksack vom Dach auf sein Fahrrad gebracht. Am einfachsten war es, nun diesen Fahrer zu waehlen. Er verlangte 1 Dollar. Ich wollte nicht so sein und gab im meine Zusage. Nach ca. 2 Minuten Fahrtzeit befand ich mich an der nicaraguaischen Grenzseite. Im Haeuschen erledigte ich die gewohnten Formalitaeten, damit ich ordnungsgemaess ausreise. Der Mann am Schalter bearbeitete alle Leute schnell vor mir. Als er bei mir war, verlangte er nur bei mir 2 Dollar Ausreisegeld. Ich sagte ihm, dass ich nicht damit einverstanden bin, weil niemand hier 2 Dollar bezahlen musste. Ausserdem habe ich bei der Einreise schon 8 Dollar bezahlt, in denen meiner Meinung die 2 Dollar Ausreisekosten enthalten sind. Im Lonely Planet schrieben sie 5 Dollar Eintritt, 1 Dollar DutyFree Area Kosten und 2 Dollar Ausreise. Und 8 Dollar habe ich bezahlt. Auf meiner Quittung stand nur 5 Dollar, so dass ich diese nicht gebrauchen konnte. Ich war wirklich wuetend ueber die Bestimmungen in Nicaragua und weiss, dass ich nie wieder einen Fuss in dieses Land setzen werde. Von allen Seiten redeten sie auf mich ein. Ich gab nach und bezahlte schliesslich. Ich hatte noch Cordoba uebrig. Der Mann am Schalter wollte umgerechnet 2,50 Dollar, wenn ich in Cordoba bezahlen moechte. Irgendwie klappte es noch und ich konnte mit dem Fahrradtaxi weiterfahren. Nun sagte aber der Fahrer, dass hier Schluss sei und dass er den Dollar haben moechte. Ich war mir nicht ganz sicher, jedoch wusste ich, dass die Fahrt noch weiterging. Fuer die kurze Strecke, die man laufen koennte, bezahlt man doch nicht einen Dollar. Ich liess mich erneut beschwatzen, bezahlte und stieg aus. Der Fahrer lachte und fuhr genau den Weg, den ich nun laufen soll. Er hatte mich reingelegt und nun sah ich die Fahrradtaxen an mir vorbei fahren, waehrend ich die Bruecke laufen musste. Mein Ruecksack war schwer und die Sonne brannte. Trotz dem Aerger genoss ich ueber die Bruecke zu laufen, weil dass fuer mich immer ein toller Gefuehl ist, im Niemandsland zu sein.
Ich habe niemanden gesehen, der auch gelaufen ist. Das war irgendwie schmerzvoll. Am Schalter von Honduras gab ich meinen Reisepass. Ich bekam keinen Stempel. Dafuer aber die Aufforderung 2 Dollar Eintritt zu bezahlen. Ich fragte sie mehrmals auf Spanisch, ob ich jetzt bei jeder Einreise nach Honduras 2 Dollar bezahlen muess. Sie tat so, als ob sie mich nicht versteht. Im Bus spaeter las ich im Lonely Planet warum. Ich haette nicht nochmal Eintritt bezahlen muessen. Es gibt die sogenannte CA4-Regelung. Im CentralAmerica-4-Staatenbuendnis wurde geregelt, dass man in diesen Laendern sich 90 Tage aufhalten darf und dass man nur einmal Eintritt bezahlen muss. Ich darf also 90 Tage lang so oft ein- und ausreisen, wie ich moechte. Von El Triunto aus nahm ich einen Bus erst nach Choluteca und dann weiter nach El Amatillo, zur Grenze nach El Salvador. Waehrend der Busfahrt las ich im Lonely Planet, dass die Grenze um 17 Uhr schliesst. Meine Uhr zeigte schon 18 Uhr an und mir wurde klar, dass ein Abenteur auf mich wartet. In El Amatillo angekommen, brannten ueberall die Lampen und die Grenzbeamten verteilten weiterhin Stempel. Der Mann vom Immigration Office war sehr nett und erklaerte mir nochmal die 90 Tagesregelung. Einen Bus in die naechste Stadt gab es nicht mehr. Zwei Taxifahrer standen schon gierig bereit, mich fuer 8 Dollar die paar Kilometer zur naechsten Stadt zu bringen. Die Hostels in meinem Reisefuehrer soll es nicht mehr geben… habe sie am naechsten Tag doch gesehen. Ich ging die Strasse entlang und fragte mich nach Hotels durch. Drei aeltere Damen an einem Imbissstand boten mir Abendbrot an. Ich lehnte erstmal ab, weil ich zuerst eine Unterkunft benoetige. Es war inzwischen laengst dunkel geworden und es soll jetzt auch gefaehrlich sein. Die eine Dame meinte, dass ich bei ihr im Haus schlafen koennte. Es kostet 5 Dollar. Ich gab ihr meine Zusage und orderte Abendbrot. Fuer einen kleinen Teller mit Bananen, Brot und ekliger Sosse verlangten sie 2 Dollar. In Sued- und Zentralamerika bekommt man ueberall fuer 1 bis 1,50 Dollar einen grossen gemischten Teller. Es war also ueberteuert. Jedoch stoerte es mich nicht, weil sie mir ueber die Nacht helfen wollten. Dafuer gebe ich gerne mit grossem Herz ein paar Dollar mehr aus. Stutzig wurde ich nur, als die eine Dame sich so "komisch" benahm, als sie die ersten 2 Dollar in der Hand hielt. Es war so als ob: "Hier schaut, wie ich ihn verarscht habe!". Sie wollte nun auch gleich die 5 Dollar einnehmen. Da blockte ich, weil ich erst das Zimmer sehen wollte. Waehrend ich ass, sprachen sie davon, dass ich hier im Imbissstubenstand schlafen soll. Dort befand sich eine Haengematte und eine Toilette. Es sah alles widerlich, keimisch aus. Sie wollten mich ueber Nacht einschliessen. Um 5 Uhr morgens wuerde jemand kommen, mich wecken und mich rauswerfen. Das alles fuer 5 Dollar. Im Grenzgebiet lagen die Hotelpreise bei 15 Dollar die Nacht. Das wussten die Damen vom Grill selbstverstaendlich. Zwei Maenner kamen hinzu und wir kamen ins Gespraech. Der eine Mann versuchte auf mich einzureden, dass 5 Dollar wirklich guenstig sei. Ich erwiederte jedoch, dass ich fuer 5-6 Dollar die Nacht in Sued- und Mittelamerika ein richtiges Hostelbett bekommen koennte. Trotzdem beharrte er auf seinen Standpunkt und ich auf meinen. Ich bot den Damen 3 Dollar die Nacht an. Sie sprachen um den heissen Brei und es wurde immer spaeter. Sie wollten mich wirklich reinlegen bzw. hatten es schon fast geschafft. Ich ging zu einem Hotel, machte ein Dackelgesicht und drueckte den Preis auf 8 Dollar. Als ich das Hotel bzw. das Zimmer sah, wusste ich, dass auch 8 Dollar viel zu viel waren. Das Bettlacken sah nicht frisch gewechselt aus und der Keim haftete an allen Ecken. Kaum hatte ich eingecheckt, da fing es wie aus Eimern an zu regnen. In dieser Situation, haette ich wohl 15 Dollar bezahlen muessen. Regen treibt die Preise wie ueblich nach oben. Ich war so muede, dass mich der staendige Stromausfall nicht stoerte. Ich machte einfach die Augen zu und verarbeitete diesen Tag in meinen Traeumen.

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