Dienstag, 22. Juni 2010

Ein weiteres Mal in San Salvador

Am 17. Juni fuhr ich mit dem Bus erneut nach San Salvador. Ich hatte beschlossen, meine netten Bekannte aus San Salvador ein weiteres Mal zu besuchen. Sie wollten mir noch mehr von ihrem Land erzaehlen und vor allem wollten sie mit mir an diesem mit mir Freitag ausgehen und mir ihren Lieblingsclub „Café La „T”“ (gesprochen: Café Late) zeigen. Selbstbewusst und zielstrebig fuhr ich zum Haus von Alberto. Ich genoss die Blicke der Leute, die sich wunderten, dass ein Auslaender sich in diesen Stadtteil verirrte und dann ganz normal lief. Zum Glueck war jemand aus der WG zu Hause und konnte mir die Tuer offnen. Froh gelaunt betrat ich das Haus und meine Laune drehte sich blitzschnell um 180 Grad. Ich hatte letztes Wochenende gekocht und hatte die Toepfe stehengelassen, weil noch ein Rest drin war. Nun war der Rest zwar aufgegessen, jedoch wurden die Toepfe nicht gereinigt und waren von Schimmel uebersaeht. Es stank widerlich. Die Bakterien und Schimmelpilze hatten mit dem Aluminiumtopf reagiert. Noch nicht mal angekommen, da stand ich erneut in der “Kueche” und reinigte. Entschuldigung, aber die Wohngemeinschaft ist ein Saustall. Ich brauche es nicht 100%ig rein, so lange es hygienisch ist. So war es nicht letztes Wochenende und nicht dieses Wochenende. Es leben mindestens 6 Leute in der Gemeinschaft und Alberto, mein Freund, scheint der Einzige zu sein, der sauber macht. Selbstverstaendlich ist er nicht die Putze und raeumt hinter ihnen her. Darum befinden sich ueberall Spinnennetze, Muellhaufen im Garten, Ameisenstrassen in der Kuehe und lebende Kulturen im Kuehlschrank. “Ich bin nur ein Gast!”, redete ich auf mich ein. Nach bestimmt 2,5 Stunden hatte ich Toepfte gereinigt, desinfiziert und hatte im Supermarkt Lebensmittel eingekauft. Per aPeu kamen nun die Bewohner von der Arbeit oder von der Univerisitaet nach Hause. Mein enttaeuschte angeekelte Laune verfluechtete sich immer mehr. Wir fanden Zeit zum hinsetzen und quatschen. Inzwischen freute ich mich auf den Abend und machte mich ausgehfertig. Abends fahren keine oeffentliche Busse, so dass ich die Chance bekam, weitere Freunde von Alberto kennzulernen, die ein Auto besassen. Wir fuhren zum angesagtesten Schuppen in San Salvador, dem “Café La „T“”. Von der ersten Sekunde an mochte ich die Atmosphaere und sogar die Musik. Sie spielten Salsa und nicht Reggeaton, wie sonst verbreitet in Sued- und Zentralamerika. Mit einer wunderschoenen Frau machte ich meine ersten Tanzerfahrungen. Erst um 3 Uhr kam ich ins Bett und musste schon sehr frueh aufstehen, weil Samstags in der Universitaet ein Deutschunterricht stattfindet, an dem ich mich beteiligen kann. Alberto ist dabei Deutsch zu lernen und Thure, ein Mitbewohner aus Deutschland, der seine Zivildienst in El Salvador ableistet, ist sein Lehrer. Ich fuhr deshalb noch verschlafen mit Thure zu Universitaet, die eher den Namen einer Kleinstadt verdient. Der Deutschkurs wird von der deutschen Botschaft finanziert und zur Zeit noch von Ehrenamtlichen geleitet. Die Deutschschueler bestanden aus einem gemischten Haufen aus unterschiedlichen Altersstufen. Sie waren alle so nett. Ich hatte in den 90 Minuten zweimal die Chance vor der Klasse etwas zu erklaeren. Nach dem Kurs gingen Alberto, Thure, einige Mitschueler und ich erst etwas essen und dann zum Sportrestaurant, um das Fussballspiel Cameron gegen Daenemark anzuschauen. Bei gezapften Bier und Snacks verfolgten wir das Spiel. Claudia kam spaeter hinzu. Nach dem Spiel fuhr ich mit Claudia, Matha und Alberto zur „Puerta del Diablo“. Es scheint am Wochenende ein beliebter Ausflugsort zu sein. Von diesen Bergen aus hat man einen gigantischen Blick auf San Salvador...
...und auf die Vulkanlandschaft auf der anderen Seite.

Der Vulkan de San Vicente (Chichontepec) war mit Wolken leicht verdeckt. Wir sassen auf dem Berg und genossen die einmalige Aussicht auf El Salvador. Auf dem Heimweg ueberfiel mich die Muedigkeit. Ich war wirklich froh, dass ich am Vortag vorgekocht habe. Als ich zum Essen lief, stellte ich fest, dass jemand im Haus zich bedient hatte. Da war ich ganz schoen bedient. Die Mitbewohner koennen doch nicht einfach fremdes Essen essen. Doch, koennen sie. Wie ich hoerte, denken sie sich nichts dabei. “Da must du es wegstellen.” Mit Wasser konnte ich die Tomatensosse strecken und hatte noch einige Pasta uebrig. Puenktlich zum Abend fing es wieder an zu regnen. Wir hatten an diesem Abend geplant, in einen Billardsalon zu gehen. Diesmal holte uns ein anderer Freund von Alberto mit einem Auto ab. Es war ein fetter Mann, der ueberhaupt nicht wie ein Anwalt aussah. Er war es aber. Wir spielten einige Partien. Am Sonntag konnte ich einigermassen ausschlafen. Die meisten Hausbewohner waren schon fruehzeitig aufgestanden und hatten das Haus verlassen. Fuer mich war es ein typischer Gammelsonntag. Ich brauchte das. Ich war es ueberhaupt nicht gewoehnt, staendig mit Leuten zusammen zu haengen und kaum mal fuer mich alleine zu sein. Fuer die El Salvadorer ist es jedoch ungewoehnlich am alleine zu sein. Man trifft sich und faehrt irgendwo hin. Alberto hat dafuer immer seine Zahnbuerte und –pasta dabei. Waehrend die Anderen sich schon auf eine Arbeitswoche einstellten, plante ich ganz spontan meinen Trip nach Honduras. Da ich dabei erneut nahe an El Salvador kommen werde, beschloss ich einfach am Freitag wiederzukommen, wenn es heisst: Café La “T“!!! Das erzaehlte ich aber nicht den Anderen.

Keine Kommentare: