Samstag, 27. März 2010

ueber Lago Agrio nach Cuyabeno, ins El Oriente

Der ecuadorische Teil des Amazonasbeckens , besser bekannt unter dem Namen “El Oriente” gehoert zu den Highlights in Ecuador. Bis jetzt habe ich immer auf eine Jungeltour verzichtet, weil ich die Tourangebote viel zu touristisch fand. Nur einmal in Cusco wurde ich schwach und wollte ich in den Manu Nationalpark besichtigen gehen. Doch leider wurde die Tour aufgrund von zu wenigen Teilnehmern abgesagt. Nun hatte ich mich auf eine neue Chance gefreut und war sehr erfreut, dass ich von einem anderen Backpacker einen Tipp erhalten habe. Sie ist durch Zufall auf die “Deep Forest” Tour gestossen und war sehr gegeistert. Deshalb habe ich ebenfalls versucht, Kontakt aufzubauen. So richtig klappte es nicht. Und vor allem zeigte die Homepage staendig Errors an. Mein erster Eindruck war nicht sehr gut. Doch vielleicht legen sie groesseren Wert auf die Tour und nicht auf die Online- Erscheinung. Dann erreichte ich endlich telefonisch den Boss Jorge, der einen nervoesen Eindruck machte. Er hatte schon 2 Leute und ich waere der dritte Lodge Gast. Doch so richtig wollte er nicht loslegen, da er auf weitere Gaeste hoffte. Solche Probleme habe die anderen Cuyabeno Tourveranstalter nicht. Ich bin extra zur Neustadt gefahren und hatte mich ausgiebig informiert. Alle anderen Touren waren teurer und zwischen den Zeilen lass ich, dass die Agenturtouranbieter ueberhaupt keine Ahnung hatten und zweitens waren die angebotenen Touren zu touristisch und weniger individuell. Zudem kam noch hinzu, dass das Programm sehr duenn war. Er werden zwar 4 Tagestouren angeboten, wobei der 4. Tag der Rueckfahrtstag ist und am 3. Tag wird ein Eingeborenen-Dorf angeschaut, dass nur fuer die Touristen existiert. Dafuer verlangen die Anbieter 200 bis 300 Dollar. Mein Gefuehl warnte mich vor dem Anbieter "Deep Forest", doch es schien besser zu sein, als all die anderen Anbieter. Mit 40 Dollar pro Tag war es ausserdem noch am guenstigsten. Ich verabredete mich mit dem Boss Jorge Maigue am Montag in Stadt Lago Agrio und hoffte nach dem ersten (telefonischen) Eindruck, dass er nicht mein Guide sein wird. Also nahm ich am Sonntag den Nachtbus von Quito nach Lago Agrio. Schon um 5.30 Uhr erreichte ich am 22. Maerz die beruechtigte Stadt, nahe der kolumbianischen Grenze. Im Lonely Planet beschreiben sie Lago Agrio als beliebten Zufluchtsort fuer kolumbianische Guerillakaempfer, antirebellische Paramilitaer und Drogenschmugler. Ich legte mich einfach auf die Bank und schlief noch ein wenig auf dem Busterminal. Dann ging ich um 7 Uhr die Strasse zum Hotel (mein Treffpunkt) entlang. Besonders attraktiv ist die Stadt wirklich nicht. Dann lernte ich Jorge endlich persoenlich kennen. Ein Mann Anfang 40, der sehr beschaeftigt wirkte und immer vor seinem Satz "listen" sagt. Er schwaermte von seiner eigenen Lodge und von seiner professionellen Tour. "Die Anderen koennen nichts." Durch Zufall traf ich den Backpacker Navid, ein Iraner. Seine Tour wurde erst abgesagt, doch mit mir zusammen wuerde sie doch stattfinden. Sattt meinen 160 Dollar, sollte diese Tour 105 Dollar kosten. Die Frau, die kaum Englisch sprach (und ich nur wenig Spanisch), wollte uns beide zu ihrer Tour ueberreden. Ich blieb standhaft, weil ich lieber etwas mehr Geld ausgebe und dafuer eine professionelle Tour erhalte. Der Iraner folgte mir schliesslich und zusammen fuhren wir mit einem Taxi ca. 2 Stunden erst einkaufen und dann nach Cuyabeno,...
...zum Nationalpark Eingang.
Nach einem Mittagessen ging es nochmal 2 1/2 Stunden auf einem Boot weiter. Mit anderen Tourteilnehmern ging es auf einem Fluss mitten durch den Amazonas.Der Guide der anderen Tourteilnehmer guckte die ganze Zeit umher und zeigte und erklaerte uns die ersten Tiere. Wie sehr habe ich erneut gehofft, dass Jorge nicht mein Guide sein wird. Ich sollte mich taeuschen. Genauso, als ich dachte, dass das ein Stoeckchen auf meiner Hose ist.
Schon auf der Hinfahrt bekammen wir verschiende Affenarten,...
...einen Rufescent Tigerheron,......eine Amazon Tree Boa......und viele Greater Ani zu Gesicht.Dann schliesslich nach 4 Stunden kamen wir in der Amaru Lodge an.
Ich lernte sofort ein Paerchen kennen, die einen Tag frueher angekommen waren. Wir waren also zu viert in der Lodge. Ausser den Jungeltoenen war nichts zu hoeren. Ich bekam ein Bett in einem Holzbungalow und legte mich erstmal in die Haengematte. Am Nachmittag nahmen Navid, Jorge und ich ein Kanu und fuhren auf den See heraus. Ja, es war ein Kanu mit Paddel. Bei anderen Touranbietern sucht man so etwas vergebens. Wir genossen die frische Luft und die Jungelgeraeusche. Die Baeueme spiegelten sich auf der Wasseroberflaeche.Gegen 18 Uhr genossen wir erst den Sonnenuntergang...
...und sprangen dann mitten in den See, um zu baden. Nach dem Abendbrot stand am ersten Tag eine Nachtwanderung an. Doch apropro Abendbrot. Ich hatte Jorge, dem Boss, gesagt, dass ich Vegetarier bin. Beim Einkauf ist er nicht auf mich eingegangen und hat kein Gemuese eingekauft. Ich sollte nun jeden Tag 3 mal taeglich Ei bekommen waehrend sie anderen verschiedenes Fleisch bekamen. Aendern konnte ich es nicht und ging also mit Eiern gestaerkt, mitten in der Nacht in den Jungel. Luis ein ander Guide fuehrte uns einen Rundweg entlang und zeigte uns so viele nachtaktive Tiere.

Skorpione


Regenfroesche

Tarantula
Skorpionheuschrecken
Spot legged Poison dart Frog

Ameisen, die Blaetter trugen
Gluecklich und zufrieden kamen wir in der Lodge zureuck. In der Kueche tauchte auf einmal ein riesiger Frosch auf.
Aufeinmal sprang er mir erst ins Gesicht und landete dann auf meinem Knie.Nur vorsichtig konnte ich ihn wegbewegen. Am naechsten Morgen standen wir schon um 5.30 Uhr auf. Wir wollte um 6 Uhr die Voegel rund um den See beobachten. Mit einem Kanu fuhren wir diesmal zu fuenft umher. Es war ein tolles Gefuehl, die glatte Wasseroberflaeche zu durchfahren. Mit der Zeit verschwand der Nebel und die Sonne ging auf.
Wir sahen viele Voegel, wie:

Yellow-rumped Cacique

Papagein

Hoatzin (auch Schopfhuhn, Zigeunerhuhn oder Stinkvogel)
und sogar einen Specht.

Lineated Woodpecker (Weibchen)


Um 8 Uhr gab es dann Fruehstuck. Noch am Vormittag ging es erneut raus. Wir wollten diesmal erst durch den Jungel paddeln...
...und dann Pirañas angeln gehen. Zu fuenft war es nicht leicht, die Natur zu geniessen. Waehrend ich eher die Stille genoss, musste ich die Unterhaltungen hinter meinem Ruecken ertragen. Darum haben die anderen die verschiedenen Tiergeraeusche oft zu spaet gehoert und paddelten viel zu schnell. Viele meiner Fotos waren unscharf. Ich litt unter der Gruppe. Meine Bitten wurden als nervig entfunden, so dass ich immer mehr veraergert wurde. Nur einige Fotos sind etwas geworden.


grosse blaue Schmetterlinge


Great Egret (Silberreiher)

Black Vulture (Rabengeier)
Das Fischen von Pirañas war recht erfolgreich. Aber meistens waren sie zu klein. Nur einen grossen Piraña haben wir gefangen. Der Guide hat ihn aber sofort ausgenommen, so dass es kein Foto gab. Im gebratenen Zustand auch nicht, weil sie uns den Fisch nicht zum Essen gegeben haben. Der Rueckweg zur Lodge war sehr weit und anstrengend. Nach dem Mittagessen (mit Ei)
vielen wir alle in einen tiefen Schlaf. Aus dem Schlaf wurde ich kurz nach 4 Uhr von Jorge gerissen. Ich sollte meine Kamera nehmen und hinter ihm herrennen. Schwindelig rannte ich hinterher in die Kueche. Sie hatten dem "Hauskaiman" die Huehnerabfaelle gegeben. Dadurch konnten sie ihn aus dem Wasser bewegen und ich konnte aufregende Fotos machen.
Am Nachmittag ging es mit dem Boot wieder raus, da wir Flussdelfine aufspuehren wollten. Wir sahen einige nur kurz auftauchen. Mitten auf dem See genossen wir den Sonnenuntergang.Danach gingen wir erneut baden. Ja, es befinden sich hier Pirañas und Kaimane. Aber der See ist so gross und die Wahrscheinlichkeit so klein, sie anzutreffen. Am Abend kam wieder der "Hauskaiman" raus......und ein anderes Frosch besuchte uns in der Kueche.Die Guides wollte uns ein Kunststueck vorfuehren. Sie wollten uns zeigen, wie man Feuer nur mit Holz macht. Dieses spezielle Holz beginnt zu gluehen, wenn man es schnell reibt. Zum Schluss, unter viel Schweisseinsatz, begann das Papier unter dem Holz an zu brennen.
Dann sollten wir es auch mal versuchen. Noch Tage spaeter erinnerte mich die Wunde in meiner Hand. Durch das Drehen des Stabes hatte ich mir eine fette Blase geholt. Und das Papier wollte bei uns nicht entfachen. Am dritten Tag im Amazonas wurde ich durch eine Gruppe Polizisten im Camp ueberrascht. Sie kamen zu einer unangekuendigten Ueberpruefung. Nach der Arbeit standen sie alle umher und machten gegenseitig von sich Fotos. Wenn sie es duerfen, dass darf ich es auch.
Durch diese Aktion kam unser Tagesprogramm ein wenig durcheinander. Als Entschaedigung sah ich einen Schmetterling, die diese Schuhe (nicht meine!!!) besonders mochte.
Ich fuhr mir Navid, Jorge und seiner Auszubildenenen Lidibet zu einem Jungel-Wanderweg. Gerne haette ich mit Luis die Tour gemacht, doch er brachte die beiden anderen Lodgegaeste zurueck nach Lago Agrio. Ziemlich laessig, mit einer Machete bewaffnet, ging Jorge voran. Zu meinem Geschmack zu laessig und gelangweilt liefen wir umher. Er guckte entweden geradeaus oder unterhielt sich mit Lidibet auf spanisch. Navid und ich waren mehr interessiert und fanden immer mal wieder etwas spannendes in Jungel. Selbstverstaendlich erklaerte uns Jorge ueber verschiedene Pflanzen,...

wilde Kokapflanze
...Baumarten...
Kompass (Pflanzen am Baum wachsen nur in Richtung Osten)

Duftholz

Mahagoni

Kautschukbaum
Baum mit Heilwirkung gegen Menstruationsstörungen
...Pilze...

mit Pilzen ueberwachsener Ast
...und Tiere auf.
Stabheuschrecke

Hornissen

Termiten

Gecko

Spot legged Poison dart Frog

Insekten mit Lepra Heilwirkung
Einmal zeigte er uns Insekten und erzaehlte irgendetwas wirres. Ich wollte aber es genau wissen, wozu sie da seinen. Er jammerte rum, dass es nicht wichtig sei und dass er es nicht weiss. Das liess ich mir nicht gefallen und sagte ihm meine Meinung. Unser Gespraech pegelte sich hoch, bis wir uns nur noch anschrien. Ich sagte ihm mitten ins Gesicht, dass er ein schlechter Guide sei und dass es mich nervt, dass er mich nie aussprechen laesst und mich fuer dumm verkauft. Wie ich spaeter erfuhr, war Navid der selben Meinung. Doch schliesslich beruhigten wir uns und er bemuehte sich nun mehr, uns den Jungel zu zeigen. Bemueht bedeutet nicht, dass er jetzt mit grossen Augen rumlief und uns alles herzenslust erklaerte. Nach dem Mittagessen, natuerlich mit Ei, wollte ich alleine mit dem Kanu rausfahren und diesmal alleine die Natur einatmen. Der Fairness wegen, fragte ich Navid, ob er mitkommen moechte. Gemeinsam fuhren wir raus. Es war gar nicht so einfach, es zu steuern, wenn 2 Leute paddelten. Mit einigen Problemen schafften wir es schliesslich doch, dass wir einige Voegel zu Gesicht bekamen.
Gegen 16 Uhr fuhren wir erneut raus, aber diesmal mit Jorge. Er wollte uns tolle Vogelstelle zeigen. Doch zuvor waren wir auf Delfinbeobachtung.Er war auf einmal ganz anders. Ohne zu murren, oder nur ein wenig, zeigte er uns tolle Stellen und fuhr uns ganz leise ran. Somit konnte ich endlich tolle Nahaufnahmen machen.

Crested Oropendola (Krähenstirnvogel)

Red-capped Cardinal (Schwarzkehlkardinal)

Yellow rumped Cacique (Gelbbürzelkassike)

Tropical Kingbird

Hoatzin (Zigeunerhuhn oder Stinkvogel)

Wir waren so sehr auf erfolgreicher Vogelsuche, dass wir den Sunset verpassten. Auf den Inseln mitten im See versammelten sich so viele Voegel. Sie hatten wohl alle etwas zu erzaehlen. Es war furchtbar laut.



Wir legten uns ins Boot und lauschten dem Geschrei. Von Minute zu Minute wurde es leiser, bis es ganz still wurde.

Im Dunkeln fuhren wir zurueck und bekamen unser letztes Abendbrot. Als ich zur Dusche ging, erschrak ich mich, weil mitten auf dem Steg eine handgrosse Spinne lag. Sie soll aber ungefaehrlich sein.Am letzten Tag standen wir wieder um 5.30 Uhr auf. Wir wollten nochmal auf Vogelsuche gehen und suchten nochmal unser Glueck beim Pirañafischen.
nachher in der Pfanne
Unser Paddelboot befand sich zufaelligerweise zwischen 2 Affenfamilien, die sich gegenseitig anschrieen. Das kam mir doch irgendwie bekannt vor.Um 8 Uhr gabs Fruehstuck und um 9 Uhr verliessen wir die Lodge. Der Bootsfahrer fuhr ganz langsam, so dass wir die Natur geniessen konnten. Um 16 Uhr sollten wir zureuck in Lago Agrio sein und hatten also viel Zeit. Das dachte sich aber nicht Jorge und fauchte den Bootsfahrer an, dass er schneller fahren soll. Nur mit Muehe sahen wir einige Voegel, ein paar Affen und aus dem Augenwinkel einen Kaiman. Wir waren aber viel zu schnell unterwegs, um richtige Fotos machen zu koennen. Eigene Aufnahmen sind doch etwas geworden.

Anhinga (Schlangenhalsvogel, ist kein Kormoran)

Greater Ani

Papageienschwarm

Schmetterling auf meinem Rucksack
Jorge unterhielt sich eher, als uns die Natur zu zeigen. Die Tour war noch nicht zu Ende!!! Immer wenn Navid und ich etwas tolles sahen und baten langsamer zu werden, sagte Jorge nur, dass wir es schon vorher gesehen haben. Das Wasser spritzte mir ins Gesicht. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Nicht aber, um einen Freund zu besuchen. Waehrend wir im Boot sassen und warteten, quatschte er mit ihm. Dann erreichten wir den Nationalparkeingang. Eigentlich sollten wir nun etwas zu Essen bekommen. Doch er sah, dass gerade ein Bus zurueck nach Lago Agrio fuhr. Also fragte er uns nervoes und aggressiv, was wir davon hielten in Lago Agrio etwas zu Essen. Schliesslich waren wir 20 Minuten zu spaet hier und die Leute im Bus muessen den Flughafen erreichen. Es war 11 Uhr und waren viel zu frueh hier. Ich sagte ihm das ins Gesicht und meinte, dass wir bestimmt nicht 5 Stunden bis nach Lago Agrio braeuchten. Er guckte verlegen und stammelte etwas, dass ich nicht dumm sein soll. Ich wiederholte meine Frage worauf er weg ging. Ich kam nicht mit ihm klar, dass er nicht einfach klipp und klar es frei sagen kann. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir mit dem Bus die Stadt Lago Agrio. Er wollte uns schnell ein Essen bestellen und dann ganz schnell abhauen. Nun wollte ich aber kein Fleisch essen und kreuzte seinen Plan. Laessig in seiner Art meinte er, dass ich dann Reis und Ei bekomme. Ich sagte aber nein! Ich wollte nicht schon wieder Ei essen. Und bitte auch keinen Reis, den es auch immer gibt. Ich wollte mir etwas bestellen, doch er motzte mich an, dass ich mich hinsetzen soll. Ich bekam einige Pommes, trocknen weissen Reis und wenig Salat. Ich waere ihm gerne an die Gurgel gegangen, doch ich ass brav mit gesenktem Blick meinen trockenen Reis, der mir im Hals haengen blieb. Dann verabschiedete er sich und verschwand. Eigentlich wollte ich einen Nachtbus zureuck nach Quito nehmen, doch in der Stadt war nichts los. Es gab nichts zu machen. Also nahmen Navid und ich schon um 15 Uhr einen Bus und erreichten gegen 22 Uhr Quito.

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