Mittwoch, 11. August 2010

Lanquin und Semuc Champey

Am 8. August erreichte ich nach einer langen Busfahrt Lanquin. Der Ort befindet sich in der Mitte von Guatemala. Aus dem Busfenster sah ich fast nur von Menschenhand zerstoerte Natur. Vor allem Maismonokulturen erstreckten sich auf den Bergen und Huegeln. Und genau hier zieht es Touristen aus allen Himmelsrichtungen an. Auch ich wurde nicht verschont. Die Reisefuehrer schwaermen von den "Grutas de Lanquin", ein 100km langgestrecktes Hoehlensystem - was ich aber langweilig finde- und eben das 10km entfernte "Semuc Champey". Semuc Champey bedeutet so viel wie "der Ort, wo sich die Wasser verstecken". Es ist eine natuerliche Kalksteinbruecke, auf der der Rio Cahabon auf einer Laenge von 200m hindurch fliesst. Ein Nebenfluss spuehlt die Sinterterrassen mit glasklarem Wasser. Durch Kalziumkarbonat, das aus dem Kalkstein gewaschen wird, erhaelt das Wasser seine tuerkis-gruenliche Farbe. Einige Backpacker, die ich spaeter traf, meinten, dass Semuc Champey ein Naturwunder sei. Darueber kann ich nur schmunzeln. Jedoch wenn dadurch die Natur weitgehend nicht zerstoert wird, dann lass uns alle beten. Nach einer angenehmen Nacht in Hotel stand ich gutgelaunt auf. Die Regenwolken der letzten Nacht waren verschwunden, so dass der Himmel blau strahlte. Ich besorgte mich Brot und Wasser (mein Magen...) und wollte nun einen Bus nehmen. Die 10km zu Fuss sind unglaublich hart, wie ich es auch spaeter gesehen habe. Nur mit Gluck fand ich einen bezahlbaren Transport. Der erste Fahrer wollte 50 Q (5 Euro). Ich wollte lieber einen normalen lokalen Transport finden.Eine Junge zeigte mir den Abfahrtsort, jedoch wollten sie mich nicht mitfahren lassen und stellten auf: "Ich nicht verstehen!". Nur mit Muehe konnte ich freundlich bleiben. Dann sah ich eine Touristengruppe und fragte, ob ich fuer 10Q mit auf die Ladeflaeche springen darf. Ich durfte und kam so doch noch nach Semuc Champey. Als ich den Eingang betrat traf mich der Schock. Vor wenigen Tagen hatten sie den Eintrittspreis von 30 auf 50Q angehoben. US$6 Eintritt fuer eine Flussbesichtigung fand ich uebertrieben. Wenn sie den Preis nur um 10Q angehoben haetten, so wie beim nationalen Preis, dann haette ich den Eintritt noch bezahlen koennen. Ich hatte extra alle Wertsachen um Hotel gelasen und hatte dementsprechend nur wenig Bargeld dabei. Die Frau im Hostel und meine Reisefuehrer gingen auch von 30Q aus. So durfte ich den ganzen Weg wieder zurueckfahren. Von Tag zu Tag fuehle ich mich unwohler in Guatemala und ueberhaupt nicht willkommen. Den Tag verbrachte ich in der Haengematte im Hotel und lass viel in meinen Buechern. Ich informierte mich ueber die traurige Geschichte von Guatemala. Beim Leben war ich ganz schoen geschockt und versuchte etwas die Mentalitaet zu verstehen. 80% der Landbewohner sollen weniger als US$1 verdienen. Wie koennen sie sich eine US$1,40 teure Busfahrt leisten? In einer Spielhoelle verspielten die Kinder all ihr Geld in einer Maschine.Die Maedchen mussten wohl mit den Muettern arbeiten. Seltsam fand ich, dass es keine Bananen auf dem Marktplatz gab. Stattdessen gab es Tischdecken mit der Deutschlandflagge.Ich machte mir einen ruhigen Tag in der Haengematte und wusch meine Sachen. Ich strich immer mehr Staedte von meiner Reise durch Guatemala, die ich eigentlich sehen wollte. Inzwischen habe ich die Beschreibungen in den Reisefuehrern verstanden. Ich verstand, was zwischen den Zeilen stand.

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