Mittwoch, 7. April 2010

Salento, im Valle de Cocora oder Zona Cafetera

Am Ostersonntag, den 4. April, suchte ich keine Ostereier, sondern stand frueh auf, packte meine Tasche und verliess Popayán. Ich sah keinen Grund, noch einen Tag laenger in Popayan zu verbringen, wenn das Land noch so viele Highlights zu bieten hat. Apropro Highlights. Eigentlich wollte ich mir die Steinfiguren, um der Stadt "San Agustin" anschauen, doch ich entschied mich spontan dagegen. Es waere ein weiter erschwerlicher Weg, um mir "nur" Grabfiguren anzuschauen, von einer Kultur (Bluetezeit: 6. bis 14. Jh.), die die Spanier wahrscheinlich, auf dem Kolonialfeldzug, vernichtet haben. Bei google fand ich viele Fotos, die mich nicht gerade umgehauen haben. Darum fuhr ich zum Busbahnhof und nahm am Morgen einen Bus erst nach Armenia -Ostercaos auf dem Busbahnhof- und dann einen Bus nach Salento. Solento ist eine kleine alte Stadt von 1850 (3500 Ew.) und befindet sich mitten in der Zona Cafetera, dem Kaffeegebiet.
Eine Stunde oestlich der Stadt befindet sich das Valle de Cocora. Mit den gruenen Talern und den rauhen Berggipfeln koennte man denken, dass man sich in der Schweiz befindet.
Ganz so ist es aber auch nicht, da es ein sagenhafter Nebelwald ist und im Valley ueberall Palma de Cera (Wachpalmen) wachsen.
Ich hatte richtig Lust, einige Tage Natur zu tanken, bevor ich mir viele Staedte in Kolumbien anschauen werde. Erneut verbrachte ich 7 Stunden in einem Bus. Auf der Karte sehen die Entfernungen kurz aus. Trotzdem vergeudete ich erneut den halben Tag. Endlich angekommen, lief ich sofort zum bekannten und empfohlenen Hostel "Plantation House". Eine Unterkunft, auf einer 120 Jahre alten Plantage, mit Kaffeepflanzen und Orangenbaeume. Leider war es komplett ausgebucht. Darum lief ich von Hostel zu Hostel und bekam entweder nur Absagen oder einen fuer zu hohen Zimmerpreis gesagt. Auf den Strassen war richtig viel los. Er herrschte Festtagsstimmung. Habe ich etwas verpasst?!? In meinen Reisefuehrern wird die Stadt Salento nur mal kurz erwaehnt. Ich wurde von anderen Backpackern vor langer Zeit auf diese Gegend aufmerksam gemacht. Ich haette sonst diese Stadt wahrscheinlich ausgelassen und waere nicht in eine Zeitschleife geraten. Wie schon gesagt, wurde die Stadt 1850 gegruendet. Als ich so durch die Strassen lief, kam es mir wie vor 100 Jahren vor. Im Ortskern stehen viele schoene farbige Holzhaeuser. Durch grossen Zufall fand ich ausgerechnet in diesem schoensten Teil der Stadt ein tolles kleines Hostel, mit dem Namen: "Hostal La Casona de Lili".
Lili schloss mich gleich in ihre Arme und zeigte mir ein Zimmer mit einem Balkon, mit direktem Blick auf die Strasse. Waehrend die anderen Hostels voll waren, war ich ersteinmal der einzige Gast im Hostel. Es war einfach, aber liebevoll und stilvoll eingerichtet. Es zog mich raus auf die Strasse. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, befanden sich wunderschoene individuelle Laeden. Ich glaubte, dass ich traeume. Ich schwebte in einem Film.
Verstaerkt wurde mein Gefuehl, als ich in einen Pub reinschaute. Mit Panamahueten sassen die Kolumbianer im Pub und betranken sich. 2 Musiker spielten tolle suedamerikanische Musik und sagen dazu. Ich hatte leider keinen Mut hineinzugehen.

Abends lief ich hungrig durch die Stadt und hatte grosse Probleme, etwas Vegetarisches zu finden. Selbst Salat und Kartoffeln hatten sie nicht. Da musste ich mal wieder einen Hamburger ohne Fleisch essen. Er bestand fast nur aus Sosse und getrockneten Zwiebeln. Jedoch war mein erstes kolumbianisches Bier lecker. Es heisst lustigerweise: "Poker Cerveza".
Am Anfang hatte ich mich noch gewundert, wie sehr Poker versessen sie Kolumbianer sein muessen, weil ich so oft Poker (Cerveza) gelesen hatte. Am naechsten Morgen stand ich frueh auf, fruehstueckte leckere seltsame Fruechte...
...und nahm einen Jeep zum 11km entfernten Valle de Cocora.
Von der Stadt Cocora, die nur aus ein paar Haeusern besteht, fuehren mehrere Wanderwege eben durch das Valle de Cocora. Ich schloss mich den anderen Backpackern im Jeep an. Doch bevor wir losgingen, lernten wir 3 Soldaten kennen. Besonders der eine Rambo war sehr begeistert, dass viele aus der Gruppe "heiss" auf deren Waffen waren. Mit Waffen meine ich richtige 16mm Waffen. Da konnten selbst die Frauen sich nicht zurueckhalten. Mit dem kleinen Hund im Vordergrund fand ich besonders "Rambo" nur mitleidserregend. Zu siebend liefen wir nun endlich los. Ich hatte keine Ahnung wohin es ging und lief einfach nur mit. Richtig vorran kam ich aber nicht, da ich am laufenden Band Fotos machte. Ich fand den Nebelwald mit den ueberragenden Wachspalmen total faszinierend.Der Weg fuehrte mitten durch den Wald, bergauf. Er war teilweise beschwerlich... ...und sehr matschig. Meinermeinung beschaedigen die Pferde den Pfad...
...und beschleunigen die Zerstoerung. Nach einer Stunde laufen, nervte es mich, dass viele Gruppenteilnehmer die ganze Zeit nur rumschrien. Ich lief ein wenig vorraus und wollte lieber die Vogelgeraeusche lauschen. Je weiter ich voraus lief, um so mehr Voegel sah ich. Den Woodpicker fand ich lustig, wie er in einer Leichtigkeit die Baumstaemme hochlief. Mitten im Nebelwald tauchten auf einmal Pferde auf. Fantasie- Stimmung kam auf. Ich lief ziemlich schnell den Berg hoch und holte dann ein hollaendische Paerchen aus meinem Hostel ein. Sie waren auch eher auf die Natur aus. Auf einer schoenen Wiese machten wir eine Pause und atmeten die frische Luft ein. Ein 1 km langer Weg fuehrte weg vom Loop, zu einer "Kolibrie Finca". Ich fand den Namen nicht sehr gut gewaehlt oder halten sie Kolibries in Gefangenschaft? Als ich noch darueber nachdachte und gerade das Anwesen erreichte, sah ich schon einen Kolibrie. Ich konnte relativ tolle Fotos machen. Kaum war der Kolibrie weggeflogen, kamen die anderen von der Gruppe. Das hollaendische Paerchen und ich gingen nun alleine den Loop zu Ende und zurueck zum Jeep. Wir hatten nur eine Stunde fuer ca. 3,5 km. Also rannten wir den Weg entlang. Rennen war besser, weil wir immer wieder von der schoenen Natur gebremst wurden. Wir hielten Inne und genossen die sagenhafte Landschaft. Meine schoensten Fotos habe ich hier zusammengestellt und hoffe, dass sie etwas die Stimmung wiedergeben!?!
Puenktlich erreichten wir den Jeep und fuhren zurueck nach Salento. Heute war die Stadt ziemlich ausgestorben. Es war nur noch wenig los. Ich surfte im Internet und ass abends goennte ich mir einen US$7 teuren Lachs. Schliesslich war es mein letzter Tag mit 29. Im Hostel spielte ich ein wenig Schach (verlor alle Spiele) und ging Mitternacht ins Bett. An Schlafen war nicht zu denken, weil mein neuer Dormmitbewohner laut schnarchte. Erst nach 3 Uhr fiel ich in den Schlaf. Um 7 Uhr morgens weckte mich eine laute Musik, auf der anderen Strassenseite, auf. Der Tag fing ja gut an. Ich hatte beschlossen, heute zur "Finca El Ocaso", zu einer Kaffeefarm, zu laufen. Eine Stunde ging es einen schoenen Weg entlang. Staendig sah ich tolle Voegel, Tiere und Pflanzen. Kurz gesagt, ich genoss meinen Tag.
Es war zwar bewoelkt, doch es regnete nicht. Ich wollte diemal, wenn ich mal im Kaffeetraumland bin, etwas ueber Kaffee lernen. Als ich endlich die Farm fand, kam gerade das hollaendische Paerchen aus meinem Hostel an. Auch sie wollten die Kaffeefarm besuchen. Gemeinsam gingen wir zum Haus und baten um eine Fuehrung. Sie war komplett in Spanisch, so dass ich kaum etwas verstand. Trotzdem machte ich mir ein Bild von der Farm und schaute mir alles an. Ganz zum Schluss bekamen wir auch eine Tasse Kaffee gebracht. Auf der Oberflaeche schwammen kleine Fettinseln. Ich hoffte, dass sie vom frischen Kaffee kamen. Den Abgang und den Nachgeschmack fand ich nicht sehr berauschend. Die Hollaender waren anderer Meinung und kauften 2kg Oekokaffee ein. Ob sie wohl unbeschadet die Grenze ueberschritten? Gerade in Kaffee wird gerne Kokain versteckt. Gemeinsam liefen wir den weiten Weg wieder zurueck nach Salento. Kaum angekommen wollte ich eigentlich sofort nach Bogota reisen, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich erneut einen halben Tag benoetigen werde. Darum beschloss ich den Nachtbus zu nehmen, um nicht um Mitternacht anzukommen. Die Zeit verbrachte ich im Internet und checkte meine Geburtstagsglueckwuensche. Ja, apropro Geburtstag. So richtig feiern wollte ich nicht. Und vor allem nicht mit Leuten, die ich nicht kenne. Bei dem Regenwetter hatte ich etwas Wehmut. Vor zwei Jahren befand ich mich in Thailand und war ganz traurig, dass Evi zurueck nach Deutschland musste. Und vor einem Jahr befand ich mich auf Tasmanien, Austraien. Um 19 Uhr nahm ich einen Bus nach Armenia und dann den Nachtbus nach Bogota.

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