Freitag, 16. April 2010

Cabo de la Vela

Am 11. April packte ich am Morgen meinen Rucksack, fruehstueckte und fuhr dann mir Dirk zum Busterminal in Santa Marta. Sofort bekamen wir ein Ticket fuer einen Bus nach Riohacha. Als wir gerade in Riohacha ankamen, erfuhren wir, dass er aber noch weiterfuhr. Somit blieben wir im Bus sitzen und liessen uns auf eine Strassenkreuzung in der Pampa aussetzen. Die Kreuzung fuehrte in alle Himmelsrichtungen und war scheinbar sehr wichtig, besonders da es in Richtung Osten nach Venezuela ging. Mit einem Taxi, falls es man es so sagen kann, ging es nach "Uribia". Die Transportfahrzeuge waren schon ueberfuellt, doch trotzdem liessen sie uns auf der Lageflaeche mitfahren.
Die Polzisten hatten erst etwas dagegen, doch dann lachten alle und es war OK. Wir standen also auf der Reckklappe und liessen uns den Wind um die Ohren sausen. Auf der kerzengeraden Strasse fuhlte ich mich fast so wie in Australien.
Nur die Kaengurus haebn gefehlt. Zum Sunset erreichten Dirk und ich Uribia.
Nun kam der Schock, als sie meinten, dass heute kein Bus mehr nach Cabo de la Vela faehrt. Ein Taxifahrer wollte uns fuer ca. US$35 fahren. Ich wollte aber noch handeln, da wir die Nacht auch im Hotel verbringen koennten. Der Taxisfahrer wollte nicht und fuhr davon. Dirk nahm meinen Vorschlag, zur Kreuzung zu laufen, an und von dort aus zu trampen. So schwierig wird es wohl nicht sein!?! Inzwischen war es dunkel geworden und wirklich niemand fuhr in unsere Richtung. Dann aber kam gerade ein Jeep angefahren, der gerade mehrere Dieselfaesser aus Venezueala nach Cabo de la Vela bringen wollte. Wir sprangen auf die Ladeflaeche, also auf die Faesser. Die Fahrt steckte voller Abenteuer, weil die Gegend als sehr gefaehrlich gilt. Wir fuhren die befestigte Strasse ab und fuhren nun ewig in der Wueste umher. Die unzaehligen Abzweigungen haben meinen Orientierungssinn durcheinander gebracht. Dann sahen wir die ersten Beleuchtungen in der Wueste. Wir stoppten an einer Fabrik fuer Langusten. Die Leute hatten das Diesel aus Venezuela fuer die Dieselgeneratoren gekauft, wie wir nun erfuhren. Sie waren nach dem Entladen der Faesser so nett, uns zu einem Hotel zu fahren. Wir hatten schon vorher mitgeteilt, dass wir jeder rund US$5 bezahlen werden. Vom Hotelbesitzer vom "Caracol" wurden wir begruesst und bekamen die Auswahl zwischen einem Raum oder einer Haengematte. Wir entschieden uns fuer die Haengematte, mit Blick auf das Meer. An dem selben Tag checkten zuvor noch 4 andere Backpacker ein, die wir am Tisch mit einem "Polar"- Bier aus Venezuela kennenlernten. Dirk hatte Spaghetti mitgebracht, die ich im Gegenzug in der Kueche zubereiten durfte. Fuer unser Gepaeck bekamen wir ein Zimmer zugewiesen und liess all meine Sachen dort, weil ich der Terrasse am Meer nicht traute. Und genau das war wahrscheinlich der Fehler. Am naechsten Morgen wollte ich mir Geld fuers Fruehstueck nehmen und stellte fest, dass irgendetwas nicht stimmte. Mein Rucksack war umgeworfen, die Reisverschluesse, die kaputt waren, waren alle halb offen und noch viele weitere Merkwuerdigkeiten machten mich stutzig. Die Kamera und mein MP3-Player waren noch da. Geld war auch noch in der Brieftasche, doch es fehlten Pesos. Ich hatte am Morgen zuvor zufaelligerweise meine Pesos gezaehlt und wusste, dass ich rund 400.000 Pesos hatte. Nun hatte ich nur noch 200.000 Pesos drin. Es fehlten 150.000 Pesos, wenn ich die Fahrtkosten nach Cabo de la Vela abziehe. Es war merkwuerdig, dass nicht alles fehlte. Da wollte wohl jemand, dass der Diebstahl nicht auffaellt. Es ist normalerweise ein Zeichen, wenn jemand im Umkreis stiehlt. Ich hatte schnell den Verdacht, dass es die beiden jungen Angestellten vom Boss waren. Der Boss (Patron) war ebenso sauer und war dann so nett zu mir, als er meinte, dass ich fuer meinen Aufenthalt im Hotel nichts zu bezahlen habe. Ebenso das Essen. Bis eben zu dem Betrag (Schaden) von 150.000 Pesos war fuer mich alles kostenlos. Das fand ich sehr aufrichtig von ihm. Wenn nicht, waere ich nicht eine Nacht laenger in diesem Hotel geblieben. Meine Gedanken und mein Misstrauen schwebte umher. Gerade unter Backpackern ist Vertrauen sehr wichtig. Man muss anderen Backpackern vertrauen und vertraut automatisch andere. Trotz des grossen Schadens probierten Dirk und ich die ortsansaessigen Lobster. Am Nachmittag lief ich mit Dirk zum Leuchtturm. Der Weg war nicht einmalig,...
...-der Sunset vielleicht-... ...aber verschaffte mir etwas Bewegung. Denn ich fuehlte mich angeschlagen. Am naechsten Morgen ging es mir nicht besser. Die Nase tropfte und und mein Hals war schleimig. Also blieb ich den ganzen Tag in der Haengematte und lass in meinem Buch oder kurierte mit Schlaf die Krankheit aus. Alle anderen hatten beschlossen, am naechsten Morgen nach Punta Gallinas, zum noerdlichsten Punkt Kolumbiens (bezogen aufs Festland), aber auch von Suedamerika zu fahren. Ich hatte nun kein Geld mehr fuer Sondertouren und fuehlte mich nicht besonders. Ich blieb lieber in der Haengematte liegen, vor allem, als sie um 6 Uhr abgeholt wurden. Ich genoss meinen ruhigen Tag und machte nichts anderes als zu lesen, baden oder zu schlafen. Abends, nach dem Sunset,...
...war ich trotzdem schon fruehzeitig muede und machte schon frueh die Augen zu. Da stand aufeinmal der Patron neben mir und wollte Geld von mir. Es traf mich der Schock!!! Ich hatte es schon geahnt, dass wir alles missverstanden haben und ich all die Kosten tragen muss. So war es aber nicht. Zum Glueck. Das Problem war, das der gewisse Dirk Schulte aus Bonn seine Rechnung nicht bezahlt hat. OK, dass hat er im Hotel in Santa Marta auch nicht gemacht, doch diesmal sagte er vor dem Gehen, dass ich alles begleichen wuerde. Die Rechnung belief sich auf 170.000 Pesos (= US$85). Ich sass hilflos in der Haengematte und war froh, dass die eingezogenen Israelis mit dem Uebersetzen halfen. Nach langem Reden und weigern, gab der Hotelbesitzer auf. Er dachte, dass Dirk und ich grosse Freunde waeren und dass ich selbstverstaendlich die Rechnung fuer ihn bezahlen wuerde. Ich hatte eigentlich geplant noch eine Nacht laenger zu bleiben und am darauffolgenden Morgen, weil ich mich schon besser fuehlte, zu einem schoenen Beach zu laufen. Nun konnte ich nicht laenger dem armen Hotelbesitzer zur Last fallen. Er hatte nun schon so viel Geld verloren. Waehrend ich meinen Schaden (mit schlechtem Gewissen) auf ihn abwaelzte (weil Hotel mit offenen Tueren), stieg sein Schaden nun auf fast 260.000 Pesos (US$130) an. Ich konnte die ganz Nacht kaum schlafen. Ich war so wuetend. Zudem bellten die Hunde auf der Strasse wie verrueckt. Als ich sie vertreiben wollte, fand ich eine Wasserschildkroete am Beach, die ruhig schlief.
Als ich endlich eingeschlafen war, wurde ich um 4 Uhr morgens geweckt. Der Transport nach Uribia war wirklich schon um 4 Uhr morgens da. Die Anderen meinten naemlich, dass er erst um 5 Uhr kaeme. Schnell packte ich also meine Sachen zusammen und hatte nun zum ganzen Stress grossen Mageschmerzen. Der Fisch vom gestrigen Abendbrot war nicht gut. Dann ging es 3 Stunden durch die Wueste nach Uribia. Kaum angekommen, suchte ich mir eine Toilette. Wieder einmal wollten sie mich nicht gehen lassen. Erst nach mehrmaligem Bitten liessen sie mich. In der Nacht hatte ich beschlossen, auf Dirk zu warten. Ich wusste, wo ich ihn abfangen koennte. Das Problem war nur, dass es gerade 8 Uhr morgens war und dass er fruehstens um 15 Uhr, wenn nicht spaeter auftaucht. Ich wollte eigentlich einige ruhige Stunden in Uribia verbringen und fruehstuecken gehen. Der Fahrer aber meinte, dass es nur einen Bus zur grossen Strassenkreuzung gibt. Also musste ich wieder auf Gefaehrt und fuhr ca. weitere 40 Minuten. Der Himmel hatte sich inzwischen schwarz verfaerbt und dann regnete es wie aus Eimern. Wir sassen, nur wenig geschuetzt, auf der Pritsche und froren. Kaum angekommen, verlangten sie einen erhoehten Fahrtpreis. Im Regen stehend musste ich auch noch Handeln. Das Verhandlungsgesprache fand unter einem Unterstand statt. Ich gab ihm ein paar Pesos mehr, dass er mich in Ruhe liess. Als Gringo hoffen, sie immer auf das schnelle grosse Geld und sind enttaeuscht, wenn man den wahren Fahrtpreis kennt. Da stand ich nun bei stroemenden Regen unter dem Dach eines Ladens und fragte mich, was ich hier mache. Alle paar Minuten lernte ich neue Leute kennen, die mich ausfragten. Mit der Zeit hoerte der Regen auf. Die dunklen Wolken verzogen sich und die Sonne kam herraus. Somit nahmen aber auch die Gespraeche zu und die Leute fragten mich noch mehr aus. Ich war der Gringo, der wirklich den ganz Tag auf eine Gruppe warten will. Sie lachten mich aus und nervten mich, weil sie immer die gleichen Fragen stellten. Die Stunden vergingen doch ganz zuegig. Zwar wollten meine Augen staendig zufallen, doch ich liess es nicht zu. Zudem musste ich immer auf meine Taschen gucken. Dann wurde es endlich Nachmittag. Laut meiner Berechnung haetten sie auch schon um 14 Uhr auftauchen koennen, Wenn nicht, dann um 15 Uhr. Auch um 16 Uhr, zu einer Zeit, zu der sie eigentlich in Riohacha sein mussten, waren sie immer noch nicht da. Erst ca. 16.30 Uhr sah ich ein Auto mit den Gruppenteilnehmer auftauchen. Normalerweise haetten sie im Jeep sein muessen. Erleichtert und froh lief ich zur Gruppe. Sie waren ganz schoen ueberrascht. Vor allem aber war Dirk erschrocken. Er guckte ganz schoen aengstlich und verkroch sich in den hinteren Teil des Autos. Wer nichts zu verbergen hat, wuerde wohl anders reagieren!?! Also kroch ich ins Auto hinein und drohte ihm, wenn er nicht rauskommen wuerde, wuerde ich... Mit Nachdruck kam er schliesslich raus. Zu meiner Verwunderung war inzwischen um uns herum ein riesiger Menschenauflauf. 3 Polizisten kamen angerannt. Lieber waere ich mit ihm an einem einsamen Ort gewesen. Aber in unmittelbarer Naehe zur venezuelanischen Grenze befinden sich unzaehlige patrolierende Polizisten. Dirk fragte mich sofort, wie viel (Geld) ich haben moechte. Ich wollte selbstverstaendlich den kompletten Betrag haben, damit ich es dem Patron ueberweisen kann. Da sagte Dirk, dass ich die Tour haette sehen sollen. "Er hat uns abgezockt!" Damit hatte er sich verraten und ich glaubte nicht mehr seinen Worten, dass er im Hotel bezahlt hatte. Schliesslich bot er mir 50.000 Pesos (US$35) an oder 70.000 Pesos mit einer Anzeige bei der Polizei. Ich entschied mich fuer die 70.000 Pesos. Also ging Dirk zu den Polizisten und teilte ihnen mit, dass er mich anzeigen will. Das Revier war leider in Maicao. Genau dort hin wollte sowieso Dirk. Er hat hochgepockert und schliesslich gewonnen. Ich nahm die 50.000 Pesos an, da ich mit meinem Spanisch kaum etwas entgegenbringen koennte. Auch der Verdacht des Diebstahles durch Dirk in der ersten Nacht kam hoch. Er haette ebenso der Dieb sein koennen. In den Gespraechen mit ihm, in den letzten Tagen, stellte ich fest, dass er antisemitisches, rassistisches, egoistisches, kapitalistisches kaltes Wesen ist. Als zukuenftiger Banker lotet er wohl seine Grenzen aus. Doch leider auf meine Kosten. Wie ich schon angedeutet habe, ist das Gebiet an der kolumianischen-venezuelanischen Grenze nicht sehr sicher. Morde, Entfuehrungen und Ueberfaelle koennen noch heute hier statt finden. Anlass dazu hat Dirk den Kolumbianer gegeben. Muede und etwas erleichtert nahm ich nun den Bus nach Santa Marta. Erst am spaeten Abend kam ich an.

Keine Kommentare: