Samstag, 3. April 2010

Popayán

Am 3. April erreichte ich nach einer langen verrueckten Busfahrt endlich meine erste richtige kolumbianische Stadt "Popayan". Eigentlich sollte ich ja um 21 Uhr ankommen, doch meine Uhr zeigte 1 Uhr, mitten in der Nacht. Es machte keinen Sinn, jetzt noch ein Hotel zu suchen. da bestimmt viele ausbucht waren. Schliesslich hatten wir das lange Osterwochenende, welches besonders in Popayán gefeiert wird. Ich legte mich einfach auf eine Bank im Busterminal. Meine Taschen hatte ich mit einem Schloss angekettet und meine kleine Tasche um die Beine gewickelt. Erschrocken wachte ich gegen 5 Uhr auf, als mich ein Security Mann weckte. Inzwischen waren die Offices der Bus Companies besetzt und Maenner schrien wild die Fahrtrichtungen umher. Ich wollte noch nicht aufstehen und machte wieder die Augen zu. Erneut wurde ich um 7 Uhr von einem Security Mann geweckt. Nun musste ich wirklich aufstehen und fuhr mit einem Bus in die Stadt hinein. In einem Strassenrestaurant goennte ich mir erstmal ein grosses Fruehstuck. Dann ging ich gemuetlich zu meinem ausgewaehlten Hotel. Mir war schon vorher bewusst, dass ich sowieso erst gegen 10 Uhr einchecken kann. Und so war es dann auch. Es gab 9 Betten und alle waren die letzte Nacht besetzt gewesen. Nun haben alle Gaeste am Morgen ausgecheckt und hatte somit ein Hotel fuer mich alleine. Trotzdem machten sie keine Anstalten, ein Bett fuer mich zu beziehen. Nach 2,5 Stunden, auf einer Bank sitzend, habe ich doch mal nachgefragt, ob ich denn nicht endlich mal ein Bett bekaeme. Nun bezogen sie mir schnell ein Bett. Ich legte mich einfach ins Bett und schlief bis mittags. Schlaftrunkend stand ich um 13 Uhr auf und ging in der Stadt spazieren. Ich wollte unbedingt die kolumbianische Luft in mich einsaugen. Kolumbien steht nicht bei jedem Suedamerikatouristen auf der Reiseliste und bietet somit mir die Chance alleine zu sein. 2005 sind gerade mal 1 Million Besucher gekommen. Woran es liegt? In einem meinem Reisefuehrer steht dieser Satz: "Eine Branche mit bemerkenswertem Wachstum ist der Tourismus. Nicht laenger als Kidnapping-Hotspot der Welt verschrien - diesen Titel hat jetzt der Irak, herzlichen Dank - koennen sich immer mehr Reisende mit der Idee eines Urlaubes in Kolumbien anfreunden.". Seit den spaeten 1950er und fruehen 1960er Jahren bildeten sich in Kolumbien rund ein Dutzend Guerillagruppen, von denen jede eine eigene Ideologie mit eigenen politischen und militaerischen Strategien verfolgen. Und das nicht friedvoll! Als die Unterstuetzung aus Moskau und Havanna ausblieb, stellten sie auf Erpressung und Kidnappig um, um ihren Kampf auch weiterhin finanzieren zu koennen. Ausserdem verstrickten sie sich tief in Produktion und Handel mit Drogen, vor allem Kokain (80% des Weltmarktes).
Drogen der Gesundheit
Seit den 1990er geht die Regierung haerter gegen die Guerillagruppen und Drogen-Kartelle vor. Gelegenlich zerschlagen sie ein Kartell, doch ein anderes Kartell uebernimmt ganz schnell den freigewordenen Markt. Heute stehen im Land ueberall stark bewaffneten Soldaten und Polizisten. Staendig muss man auf eine Kontrolle vorbereitet sein. Ich nehme an, dass sie eher nach Waffen, als nach Drogen suchen. Drogenhunde habe ich nirgendwo gesehen. In Popayán habe ich mich so langsam an das Bild der Waffen gewoehnt. Lieber waere mir ein Land ohne Waffenpraesent, doch dann waere Kolumbien bestimmt nicht so sicher wie heute. Ich lief also in der Popcity entlang......und versuchte nette Stadtteile zu finden. Zu meiner Verwunderung befanden sich die alten Haeuser in einem guten bis sehr guten Zustand. Dank meines Reisefuehrers habe ich ein tolles "Restaurante Vegetariano Delicias Naturales" (Calle 6, Nr.8-21) gefunden. Vegetarische Menues fur US$2. Ich ging nach meiner Stadtbesichtigung ins Internetcafé und sass mal wieder lange am Blog. Nach 5 Stunden, also gegen 21 Uhr, musste ich aufhoeren zu schreiben und gelangte mitten in eine Osterprozession. Warum sie die schweren traurig aussehenden Figuren rumtrugen, blieb mir ein Raetsel. Fast alle Geschaefte in der Stadt hatten geschlossen. Auf der Strasse kaufte ich mir seltsame dicke gegrillte Maisfladen und Maiskolben. Im Hotel chillte ich ein wenig und als ich gerade schlafen gehen wollte, checkte gerade ein aelterer Australier ein. Er reist innerhalb von 4 Monaten durch ganz Sued- und Mittelamerika. Seine Begeisterung habe ich ihm schnell genommen, als ich das Wort "bescheuert" schoen verpackte. Am naechsten Morgen plante ich, einen Bus nach "San Agustin" zu nehmen. Schon lange bevor die Europaeer an den Kuesten Suedamerika landeten, zogen die geschwungenen Huegel von San Agustin eine bis heute mysterioese Gemeinschaft von Menschen an, die hier ihre Toten bestatteten und sie mit herrlichen Statuen ehrten. Kurzfristig aber entschied ich mich um und nahm einen Bus nach Salento.

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