Mittwoch, 19. Mai 2010

Monteverde und Santa Elena

Von Quepos aus nahm ich am 14. Mai einen Bus nach Puntarenas und dann denn Anschlussbus nach Monteverde. Doch eigentlich stieg ich in Santa Elena aus. Beide Orte liegen unmittelbar nebeneinander, so dass ich mir nicht so richtig sicher bin, wo ich den eigentlich genau bin. Der Einfachheit halber, sprechen alle nur von Monteverde. Selbstverstaendlich ist das nicht gegenueber Santa Elena fair, da das, was ein Dorf ausmacht, in Santa Elena liegt. Der weltweite Ruhm liegt aber in Monteverde, mit dem beruehmtesten Vogel in Mittelamerika, dem “Quetzal”. Ich glaub, ich muss nochmal einen Schritt zureuckgehen. Zwischen zwei Nebelwaeldern erstreckt sich ein schmaler Streifen der Zivilisation, aus dem Tico Dorf Santa Elena und der Quaekersiedlung Monteverde. Die Quaeker (Society of Friends) lebten in Ruhe und Frieden mit ihrer Landwirtschaft. Bis 1983 im National Geographic ein Artikel ueber diese einzigartige Landschaft stand. Ploetzlich tauchten ganze Touristenhorden mit Stativen und Teleobjektiven auf. Fuer diese religioese Gemeinschaft war das ein Schock. Um den Besucherstrom etwas einzudaemmen wehrten sie sich erfolgreich gegen die Asphaltierung der Strassen. Und der oder was ist der “Quetzal”?!? Ist ein wunderschoener gruener Vogel, den man nur noch in Costa Rica sehen kann. Er ist aber auch der Nationaltier von Guatemala vor. Nicht ohne Grund heist die Waehrung in GuatemalaAA “Quezales”. Er kommt jedoch nur noch selten vor, weil er aufgrund seiner schoenen Federn fast bis zur Ausrottung gejagt wurde. Schon die Koenige der Mayas schmueckten sich mit den Federn vom Quetzal. Er ist kein Vogel, der sich ueber verschiedene Laender ausbreitet. Er liebt das kuehlere Klima in den Nebelwaeldern rund um Monteverde und wandert im Jahr nur zwischen den verschiedenen Hoehenlagen. Fuer mich bedeutet es nun, meine Sommersachen erstmal wegzupacken. Statt den ueblichen 40 Grad, sind nur noch maximal 18 Grad. Bei der Wahl eines Hostels spielen die Faktoren heisse Dusche und Decken eine grosse Rolle. Kaum war ich aus dem Bus ausgestiegen, wurde ich von Hostelanbietern angesprochen. Ich entschied mich fuers Sleepers Backpacker Hostel und war mit US$6 die Nacht sehr guenstig. Fruehstueck und schnelles 24h Internet ist inklusive. Nach der langen Busfahrt ruhte ich mich aus und kochte etwas in der Kueche. Mein Appetit verging ganz schnell, als ich auf ein Ungeziefer biss. Er muss in einer der Dosen gesteckt haben. Lecker! Nach nur wenigen Stunden Schlaf, stand ich schon um 6.30 Uhr auf. Ich hatte beschlossen zum "Reserva Biologica Bosque Nuboso Monteverde" zu fahren. Kurz nach 8 Uhr stand ich am Eingang und bekam einen Guide angeboten. Auch diesmal hatte ich Glueck, denn Koky, mein Guide, wusste vieles zu berichten und zu erklaeren. Kaum waren wir im Park, da sahen wir ganz nah zwei Quetzale (Male & Female).
So grosses Glueck hat nicht jeder Besucher. Zu hoeren bekommt man sie ganz oft, jedoch zu sehen eher selten.

Ohne meinem Guide wuerde ich viele interessante Tiere und Pflanzen uebersehen.

Mini- Avocados (3-4 cm)


Walkingstick (hellgruen)
Orange-Bellied Trogan

Nach 2 Stunden war die Tour zu Ende und ich konnte nun selber auf Entdeckungsreise gehen. Doch bevor ich meine eigene Runde drehte, ging ich zur "Hummingbirg Gallery". Ich hatte erwartet, dass hier einige Pflanzen sind, die die Kolibris moegen und deshalb einige Kolibris zu sehen sind. Weit gefehlt. Ueberall flogen Kolibris um mich herum. Zum ersten Mal bekam ich verschiedene Kolibriarten und -farben zu Gesicht.
Mit einer Zuckerloesung und grellen Farben koennen sie nicht genug bekommen. Obwohl genug Platz ist, streiten und bekaempfen sie sich untereinander.

Ich schaffte es dann, auch mal einen zu beruehren.
Meine schoensten Fotos habe ich hier mal zusammengestellt.

Green-crowned Brilliant (Gruenscheitelbrilliant)

Violet Sabrewing (Violettsaebelflueger)

Ich blieb bestimmt ne Stunde zwischen den Kolibris und machte mich dann zu meiner eigenen Wanderung auf. Ich wollte nun meine eigenen Erfahrungen sammeln und tiefer in den Nebelwald vorstossen. Gleich zu Beginn sah ich ein (wahrscheinlich slated-tailed) Trogon auf einem Ast sitzen.
Ich hielt die Augen offen, doch ich sah keinen Quetzal. Es war schon frustrierend, wenn man sie ueberall im Wald hoert. Ich folgte einem Wanderweg und genoss die Schoenheit des Waldes. Die grosse Bruecke ist zur Zeit geschlossen, weil die vielen Touristen die Tiere verschreckt haben. Die Parkverwaltung will bestimmt erreichen, dass wieder das Leben zurueckkommt. Ich schaute nach, ob die Massnahme schon Fruechte traegt.
Die Aussicht von der Bruecke ist phantastisch, weil man in die Baumkronen hineingucken kann.
Ich lief weiter zum Lookout und war nicht besonders ueberrascht, vor einer Nebelwand zu stehen. Ich sah ueberhaupt nichts.
Pro Nachmittag fahren nur 2 Busse zurueck nach Santa Elena. Darum machte ich mich rechtzeitig auf den Rueckweg. Ich wollte ja noch Zeit fuer Fotostopps haben. Und das war auch gut so, weil ich eine grosse Gruppe von Bruellaffen in den Baumkronen entdeckte.
Puenktlich und muede kam ich nach 8 Stunden wandern am Bus an. Den Abend verbrachte ich gemuetlich im Hostel und sortierte all meine Fotos der letzten Tage. Weit nach Mitternacht kam ich ins Bett. Es dauerte wirklich lang. Schon um 8 Uhr musste ich aufstehen und fuhr nach dem Fruehstueck diesmal zum "Reserva Bosque Eterno de los Ninos", kurz BEN (Children's Eternal Rainforest).
Er ist kein Nationalpark und befindet sich nach einem beispielhaften Fundraising Projekt (1987 Schweden & USA) in Privathand. Kinder starteten fuer einen Wald Geld zu sammeln.
Das Projekt wurde immer globaler, so dass heute Kinder aus 44 Nationen Geld schicken, damit die MCLUS Organisation immer mehr Land dazukaufen kann. Heute stehen 99% der 13.500 Hektar unter Verschluss. Nur auf den 1% des Waldes gibt es schoene Wanderwege, auf denen man die Natur sehr gut beobachten kann. Die Lichtungen geben immer wieder Licht ins Waldesinnere. An diesem Sonntag waren keine Schulklassen vor Ort. Ich habe gerade mal 4 Besucher gezaehlt und hatte diesmal meinen Wanderweg fuer mich allein. Natuerlich von den Tieren abgesehen. Von denen sah ich ganz schoen viele. Gleich zu Beginn stand ich vor einem Emerald Toucanet.
Ein Pale-billed Woodpecker bearbeitete diesen Baumstamm.

Der Streaked-headed Woodcreeper war auch recht schoen anzusehen, wie schnell er senkrecht den Stamm hochlief.Mein persoenliches Highlight war eine riesige Affegruppe, die ueber den Wanderweg sprangen. Sie waren nicht sehr erfreut und wollten mir Angst einjagen. Bis auf einen Meter kamen sie heran, zeigten mir ihre Zaehne und bewarfen mich mit Aesten. Als Antwort bekamen sie mein Kamera Blitzlicht.
Als es hinter mir raschelte, sah ich verbluefft, dass die Affen mich umstellt haben. Es war mir aber immer noch egal und zeigte keine Spur von Angst. Schliesslich gaben sie auf und zogen weiter.

Ich folgte ihnen und beobachte die Gruppe, die bestimmt aus 50 Affen bestand. So grosse Gruppen sind selten, wie ich es spaeter gehoert habe. Der Nachteil war aber, dass die Voegel in den Baeumen Angst hatten und davon flogen. Sie waren nun bei jedem Knacken am Unterholz nervoes. Mit Glueck sah ich trotzdem zwei Blue crowned Motmot.Zum ersten Mal konnte ich Fotos vom riesengrossen Morphos Schmetterling machen.
Diese Schmetterlinge sind auch nicht zu verachten.Desweiteren sah ich:

Long-tailed Manakin

Orange-Bellied Trogan

...und diesen kleinen gelben Vogel.
Auf einem Baum klettern sah ich zwei Weissruessel-Nasenbaeren (Pizote, Coati)...
...und einige Guatuzas.Zum ersten Mal sah ich einen richtigen Avocadobaum.
Der Besuch im Park hatte sich fuer mich wirklich gelohnt. Der Himmel verdichtete sich zum Nachmittag immer mehr. Meine geplante Nachwanderung schien auszufallen, aber in letzter Sekunde klarte der Himmel auf und beschloss nun doch an dieser teilzunehmen. Zum Sonnenuntergang kam ich auf dem "Santuario Ecologico" an. Mit Taschenlampen bewaffnet, liefen wir zwei Stunden auf dem Gelaende umher. Die Tour war wirklich langweilig. Eigentlich war es eine Farm, auf der Kaffee und Bananen angebaut wurden. Dann kamen so viele Tiere, so dass das Anbieten von Touren sich mehr lohnte. Der Guide fand nur normale nachtaktive Insekten. Es waere genauso, wenn man Berlin-Touristen Tauben zeigen wuerde. Erst als wir Tarantulas gezeigt bekamen,...
...wurde es spannend. Dieses "Blatt" mit Armen und Beinen sah auch recht beeindruckend aus. Wir sollten auch Froesche zu Gesicht bekommen. Das wurde uns versprochen. Dieser Minifroesch war eher verarsche.In Monteverde saeumen grosse Fotos in den Turiagenturen, auf denen schoene Rotaugenfreosche zu sehen sind. Diese gibt es aber nicht hier. Die US$17 haette ich mir sparen koennen. Da ich so vom "Reserva Bosque Eterno de los Ninos" begeistert war, beschloss ich nochmal dort hinzugehen. Diesmal war ich vor 8 Uhr morgens dort und hatte den Rundgang fuer mich alleine. Ich schlich mit auf Zehenspitzen heran, damit ich viele scheue Tiere beobachten kann. Diesmal lag das Glueck nicht auf meiner Seite. Ich sah diesmal nicht so viele Tiere. Gefreut habe ich mich ueber zwei Emerald Toucanets.
Diesen Baum hatte ich fast ein zweites Mal uebersehen. Die Dornen waren wirklich spitz und schmerzvoll, wenn man diese beruehrt.
Nach ca. 90 Minuten hatte ich genug und machte mich auf dem Heimweg. Ich lief die 3-4 km zurueck zum Hostel und chillte den ganzen Nachmittag. Es sollte mein letzter Tag in Costa Rica gewesen sein, da ich am darauffolgenden Morgen, um 6 Uhr morgens, den Bus nach Nicaragua nahm.

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