Samstag, 8. August 2009

Tongariro Nationalpark

Der Tongariro Nationalpark ist ein 800 km² großes Gebiet im südlichen Teil der Nordinsel Neuseelands. Die 3 aktiven Vulkane Mt. Ruapehu (2797m), Mt. Ngauruhou (2287m) und der Mt. Tongariro (1967m) dominieren und prägen den Nationalpark. Die 3 Vulkangipfel sind für die Maoris von großer Bedeutung. Um die Ausbeutung durch den weißen Menschen zu verhindern, schenkten die Maoris 1887 den Kern des heutigen Nationalparks der britischen Krone unter der Auflage, dort eine Schutzzone zu schaffen. Das 26,4 km² große Gebiet war aber zu klein, um einen Nationalpark zu gründen. Deshalb kaufte die Regierung immer mehr Land dazu und wuchs bis 1975 auf die heutige Größe an. Somit wurde der erste Nationalpark Neuseelands gegründet. Er gehört seit 1991 zum UNESCO Weltnaturerbe und seit 1993 auch zum Weltkulturerbe. Im Nationalpark gibt es unzählige Wanderwege, doch der bekannteste ist der Tongariro Crossing. In 8 Stunden kann man den Mt. Tongariro von Süden nach Norden überqueren. Dabei werden bis zu 900 Höhenmeter überwunden, so dass man in die Kraterseen sehen kann. Aber selbstverständlich nur, wenn sie im Winter nicht zugefroren sind. Außer dem Wandern im Tongariro Nationalpark kann man auch zu eines der 3 Skifields fahren und auf dem Mt. Ruapehu boarden. Die letzte große Eruption gab es im Juni 1996. Damals brodelte und spuckte der Mt. Ruapehu. Die jüngste Eruption fand am 25. September 2007 statt. Begleitet durch ein 7 minütiges Erdbeben stieg eine 5000 Meter hoch Rauchwolke empor. Am 2. August fuhr ich von Wellington zum Tongariro Nationalpark. Im strömenden Regen erreichte ich den Nationalpark kurz nach Sonnenuntergang. In der Stadt "Whakapapa Village", von dem viele Wanderwege beginnen, gibt es nur wenige Übernachtungsmöglichkeit. Das bekannteste ist das eindrucksvolle 1929 gebaute Hotel „Chateau Tongariro“.


Doch keines der Accommodations sind erschwinglich. Dadurch mußte ich, wie alle anderen Backpackern auch, in der 10 km entfernten Ortschaft „Nationalpark“ übernachten. Für den ersten Tag im Nationalpark hatte ich geplant, mit dem Japaner "Diceke" aus meinem Hostel, in Whakapapa Snowboard fahren zu gehen. Leider wurde der Berg, der schlechten Sicht wegen, gesperrt. Enttäuscht mußten wir wieder ins Hostel zurückfahren und schmiedeten einen neuen Plan. Wir fuhren statt dessen zu einer Kletterhalle, in der 50 km entfernten Stadt Turangi. Wir wollten nicht tatenlos rumsitzen und wurden dafür mit einem Regenbogen belohnt.
Während es im Westen des Tongariro Nationalparks regnete, war in Turangi, im nördlichen Teil des NPs, Sonnenschein. Nach dem Klettern fuhren wir wieder in die graue Hölle zurück. Im Hostel angekommen, widmeten wir uns unserer Abendgestaltung. In der Lounge gab es einen großen Kamin und klitsch nasses Kaminholz. Nur schwerfällig schafften wir es, ein Feuer zu entfachen, das ständig wieder auszugehen drohte. Durchs ständige Pusten wurde mir mehr schwindelig, als vom Bier. Besonders gemütlich war das Hostel „Ski Haus“ nicht gerade. Dafür ist es aber das günstigste Hostel im Ort und liegt in Sichtweite vom Mt. Ngauruhou.
Am zweiten Tag regnete es diesmal den ganzen Tag. Deshalb verbrachte ich den Tag hauptsächlich im Hostel und schrieb ganz viele Postkarten. Für die nächsten Tage hat der Wetterbericht Traumwetter hervorgesagt. Davon war erstmal nichts zu spüren, da es ununterbrochen die ganze Nacht hindurch regnete. Zarkhaft schaute ich am nächsten Morgen aus dem Fenster. Und kaum zu glauben. Es hatte wirklich aufgehört zu regnen und eine dünne Wolkendecke war am Himmel zu sehen. Nach dem Frühstück fuhr ich mit Diceke erneut zum Skifield Whakapapa.
Je näher wir der Base kamen, um so besser wurde das Wetter. Über dem Skifield war der Himmel richtig schön hellblau, so dass der schneebedeckten Mt. Ngauruhou wunderschön strahlte.

Wenn man sich die kleinen Wölkchen am Himmel anschaut, dann konnte man feststellen, dass sie sich mit einer hohen Geschwindigkeit hinweg bewegten. Und genau das war das Problem. Aufgrund der starken Winde, wurde der Berg für den Vormittag gesperrt. Das war ein herber Rückschlag, doch ein wenig Hoffnung gab es noch. Falls sich der Wind beruhigen würde, würden die Pisten wieder freigegeben. Gegen Mittag war es endlich so weit. Die Windgeschwindigkeiten verringerten sich und somit stand der Erstürmung des Berges nichts mehr im Wege. Die Skipiste war ziemlich lang, so dass ich 3 Skilifte brauchte, um auf den Gipfel zu kommen. Mit dem ersten Lift fuhr ich im herrlichen Sonnenschein den ersten Teil des Berges nach oben.
Unmittelbar in Sichweite befand sich der Vulkan Mt. Ngauruhou. Zum ersten Mal konnte ich ihn richtig bestaunen.
Dann ging es immer weiter hinauf.
Je höher ich kam, um so besser konnte ich die Ausmaße des Tangariro Nationalparks betrachten. Ich mußte immer wieder auf dem Snowboard anhalten und Fotos machen. Die Szenerie war unglaublich schön.
Obwohl ich schon auf Wolkenhöhe war, ging es dann mit dem T-Bar über die Wolkendecke hinaus.
Das war mein schönstes Snowboard-Vergnügen in meinem Leben.
Punkt um 16 Uhr war auf dem Mt. Ruapehu Feierabend und wir mußten unseren letzte Abfahrt nehmen. Nach diesem Abschiedsfoto...
...reihten wir uns in die Wagenkolonne ein und fuhren den Berg herunter. In diesem Augenblick zeigte sich der Vulkan Mt. Ngauruhou zum ersten Mal ohne einen Wolkenschleier. Diese Sekunde wollte ich nutzen und machte ein Foto von Diceke & dem Vulkan.
Der Rundblick war wirklich fantastik.Rechtzeitig zum Sunset und zum aufgehenden Vollmond kamen wir in unserem Hostel an.
Am liebsten wäre ich am darauffolgenden Tag nochmal Snowboard gefahren. Für den Donnerstag hatte der Wetterbericht nämlich erneut Traumwetter angekündigt. Nur schwer konnte ich mich von meinen Glücksgefühlen Abstand gewinnen. Ich war schließlich auch in den Tongariro Nationalpark gekommen, um wandern zu gehen. Besonders für den Tongariro Crossing brauchte man spitzen Wetter, da sonst die Begehung sehr gefährlich werden kann. Kurz nach 6 Uhr morgens setzte ich meinen ersten Fuß aus dem Bett und machte mich fertig. Mit ganz viel Proviant und Wechselklamotten im Rucksack fuhr ich zum ca. 17 km entfernten Tongariro Crossing Eingang. Auf der Fahrt wurde ich immer wieder vom Sunrise aufgehalten. Die Berggipfel waren vom Morgennebel umhüllt. Nur mühsam konnte sich sie Sonne hindurchkämpfen.
Gegen 8 Uhr erreichte ich schließlich den Parkeingang. Mein Plan war, nur die Hälfte der 19,4 km zu laufen, also bis zum Vulkangipfel, und dann wieder zurück zum Auto.
Ein Crossing war meinerseits nichts möglich, da jetzt im Winter keine Shuttlebusse zurück zum Parkeingang angeboten werden. Ich hatte schließlich mein Auto hier geparkt und wollte nicht knapp 40 km heute laufen. Ein kurzes Durchatmen und dann lief ich los.
Auf den flachen leicht schneebedeckten Wege und Stege... ...kam ich dem Vulkan relativ schnell immer näher. Dann führte der Weg immer steiler hinauf. Am Anfang konnte ich noch den Weg erkennen. Aus den breiten Wegen wurden immer schmalere Trampelpfade. Am sichersten und am schnellsten kam ich voran, in dem ich in andere Fußstapfen trat. Ich kam viel zu flott voran, so dass ich gerade mal die halbe angegebene Zeit brauchte, obwohl ich immer mal Fotos von der Landschaft machte. Von hier oben hatte ich ein super Blick auf das Tal.
Die Trampelpfade mit den Fußspuren wurden mit jedem neuen Höhenmeter immer schmaler, so dass mir nur noch diese Wegmarkierungen eine Orientierung gaben.
Kurz vor dem Erreichen des Gipfels kam ich immer langsamer voran. Der Weg glich fast nur noch einer Eisbahn. Wenn sie nur eben gewesen wäre? Ich hielt mich manchmal nur noch mit 2 Fingern in Löchern fest, die andere Wanderer mit ihren Wanderstöcken hinterlassen hatten.
Als auch nach der nächsten Kurve und der danach immer noch keine Besserung eintrat und ich meiner Gefahr bewußt wurde, kehrte ich um. Leichter gesagt als getan. Von dem spiegelglatten Weg ging es ganz schön steil herunter. Nirgendwo gab es einen Haltepunkt. Ein Fehler meinerseits und ich wäre böse gefallen bzw. gerutscht. Auf dem Hinweg hatte ich ein Ziel vor Augen, aber beim Rückweg hatte ich (etwas) Angst. Mit Crampons hätte ich bestimmt nicht diese Probleme gehabt, die andere Wanderer hatten. Später habe ich erfahren, dass die Situation auf dem Gipfel nicht sehr toll war. Einige Gruppen mußten ebenfalls umkehren, nachdem die Teilnehmer die Vulkankrater gesehen hatten. Ich ärgerte mich nicht darüber und machte mir eher Gedanken, was ich mit dem angebrochenen Tag anstelle. Erstmal wollte ich etwas Blödsinn machen. Wenn ich schon nicht den Vulkan hochklettern konnte, dann wollte ich auf ihn raufspringen.
War gar nicht so einfach,......denn er war ziemlich hoch.
Wieder heile unten angekommen, lief ich zurück zum Auto. Gegen Mittag sah die Landschaft im Vergleich am Morgen ganz anders aus. Der Kontrast zwischen dem Tal und den Vulkangipfeln fand ich beeindruckend schön. Im Sommer gibt es diesen Kontrast nicht, da durch den geschmolzenen Schnee die Vulkane ebenfalls braun sind. Nach genau 4 Stunden war ich wieder am Eingangsschild angekommen...
...und fuhr mit dem Vulkan im Seitenpiegel...
...nach Whakapapa Village. Ich hatte nämlich beschlossen, heute noch einen ca. 5 Stunden langen Walk zu machen. Zwischen den beiden Vulkanen Mt. Ngauruhou und Mt. Ruapehu befanden sich der Lower Tama Lake und der Upper Tama Lake. Es waren beide übrig gebliebene Krater, die heute wie Seen aussehen. Die Temperatur des Wassers ist so warm, so dass sich keine Eisschicht bilden kann. Der Weg war eben, aber war trotzdem viel anstrengender zu laufen, als den Tongariro Crossing. Es lag daran, dass die Wege durch das abfließende Wasser auf- und untergespült wurden und teilweise unpassierbar waren. Ich mußte entweder durch den Schlamm laufen, über Pfützen springen, was nicht immer klappte, oder parallel vom eigentlichen Weg laufen. Diese ganze Tortour hatte sich zum Glück gelohnt. Nach ca. 2 Stunden erreichte ich den Lower Tama Lake. Im Fuße vom Mt. Ruapehu sah er recht schön aus.

Über einen ca. 45 minütigen weiteren anstrengenden Walk, kam ich auf den Gipfel eines anderen Berges. Von Pik aus konnte ich dann auf den Upper Tama Lake schauen. Er befand sich im Fuße vom Mt. Ngauruhou.
Ebenfalls hatte ich von hier aus einen Blick auf den Lower Tama Lake.
Müde und kaputt lief ich den ganzen Weg 2 Stunden zurück nach Whakapapa Village. Ich spürte jeden Muskel in meinen Beinen und ich wußte, dass ich morgen nichts anstrengendes machen werde. Naja, vielleicht könnte ich doch? Aber dann nur einen halben Tag! Warum eigentlich nicht?


Wieder vor Sonnenaufgang klingelte mein Wecker. Ich hatte dem Japaner Diceke eine Mitfahrt zum Skifield angeboten. Nun mußte ich mein Versprechen einhalten. Außerdem war das meine letzte Chance, Snowboarden zu gehen. Und dann noch an diesem einmaligen Ort. Mit schmerzenden Beinen vom Muskelkater motivierte ich mich aufzustehen. Diceke war schon auf den Beinen. Er hatte unser Verabredung nicht vergessen. Also erreichten wir kurz nach dem Öffnen der Eingangstore die Base. Die frostige Nacht hatte die Skipiste vollkommen vereist. Ich hatte große Probleme, heil den Berg herunter zukommen. Zu dem war an diesem Freitag richtig viele Leute da, dass das Snowboardvergnügen für mich beeinträchtigte. Rücksichtlose Fahrern mußte ich immer wieder ausweichen. In kurzen Abständen fiel ich immer wieder hin bzw. crashte zusammen. Bedingt durch meinen Hang Over hatte ich kaum Lust, mich selber zu motivieren. Gegen 13 Uhr brachte ich Diceke zurück zum Hostel und fuhr dann alle den Weg nach Taupo bzw. nach Rotorua. Ein (scheinbar) letztes Mal sah ich meinen Lieblingsvulkan Mt. Ngauruhou.

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