Dienstag, 15. April 2008

Songkhram Fest in Chiang Mai

Von Sukkothai aus ging es mit dem Bus nach Chiang Mai. Am Busbahnhof wurde ich gleich von Thais umlagert, doch ich hielt mich lieber an 2 junge Frauen aus Deutschland, die ich Bus kennengelernt habe. Sie hatten ein Hotel mit Abholung vom Busbahnhof gebucht, so dass ich einfach mit ins Auto gestiegen bin. Glücklicherweise war ihr Hotel in der Nähe von dem, welches mir empfohlen wurde: dem „Julie“. Nach langem Suchen, habe ich es dann gefunden. Sie hatten noch 1 Zimmer frei und ich war 2 Sekunden schneller dort, als ein Pärchen. Ein wunderschönes eingerichtetes Zimmer mit Blick auf eine Chill Out Oase mit ganz vielen Pflanzen.

Ich fühlte mich gleich wohl. Im Hotel habe ich dann erfahren, dass in den nächsten Tagen Song Kram Festival ist und das dann die Stadt voll sein wird. Ich hatte einfach nur Glück. Das Songkhram Festival wird in ganz Thailand vom 13. April bis 15. April gefeiert, besonders aber in Chang Mai. In Laos und Kambodscha findet es auch statt. Nur etwas später und nicht so heftig. Das Songkhram Festival ist das Neujahrsfest, bei dem richtig Hausputz gemacht wird. Alles wird gesäubert. Vor allem aber die Buddhastaturen, die mit einem alten Waschritual gereinigt werden. Sie werden durch die Stadt getragen, begleitet von Musik und den Gläubigen. Von allen Seiten werden die Buddhafiguren mit Wasser bespritzt. Das Waschritual wurde irgendwann auf die Menschen übertragen. Besonders aber auf Touristen mit trockenen Klamotten. Schon 1-2 Tage vor dem offiziellen Start sind alle Leute auf den Straßen. Entweder zu Fuß, per Auto oder per Motorrad und bespritzen sich gegenseitig nass.

Das dieses Event besonders in Chang Mai gefeiert wird, liegt an der Architektur der Stadt. Es gibt eine rechtwinklige Altstadt, die von einer Mauer umgeben ist, mit jeweils einem Tor pro Himmelsrichtung. Außen um die Mauer herum ist ein mit Wasser gefüllter breiter Graben und um den Graben ist eine Straße. Im Uhrzeigersinn fahren nun alle immer um die Altstadt herum und beteiligen sich an der Wasserschlacht. Auf Pickups sind mit Wasser gefüllte Tonnen, aus denen die Mitfahrenden genug Munition haben, andere richtig nass zu machen. Eigentlich stimmt das nicht. Denn niemand ist so richtig trocken.

Alle laufen bei angenehmen Temperaturen in nassen Klamotten rum. Wenn jemand noch trocken ist, muss er nicht lange warten. Ganz clevere Touristen denken, sie wären clever und sicher, wenn sie ein Taxi nehmen würden. Ein Taxi hat eine abgetrennte Fahrerkabine und zwei gegenüber befindliche Sitzbänke für ca. 10 Passagiere. Durch ein Zeichen der kampflustigen Meute, fährt der Taxifahrer extra langsamer und näher an die bis zu den Zähnen bewaffneten Leuten. Die mit Wasser gefüllten Eimer werden dann von hinten rein geschüttet. Meistens kauern sie alle zusammen in der hintersten Ecke und hoffen auf ein Wunder. Sie werden ganz schnell von der Realität eingeholt. Die Taxis haben auf beiden Seiten ein Fenster, das sich öffnen lässt. Die Blicke, die dann einen erreichen, sind köstlich. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchen sie Mitleid zu erhaschen, doch das wird nicht akzeptiert. Die Eimerladungen knallen eine nach der anderen in den Wagen. Mehrere kurze hohe Schreie bohren sich in die Ohren. Dann ist es ganz still… wenn kein „Fuck You“ kommt. Die Eimer werden entweder mit dem Flusswasser gefüllt oder mit dem Leitungswasser, dass viele Ladenbesitzer in großen Tonnen bereitstellen. Diese müssen ständig aufgefüllt werden, weil in Sekundentakt abgeschöpft wird. Damit die Wasserladung für das Opfer bei den hohen Temperaturen keine Erfrischung ist, packen sie große Eisblöcke in die Tonnen. Der eine Mann breitete vor mir die Arme aus und signalisierte mir, dass ich ihn ruhig nass spritzen darf. Als er dann die eiskalte Wasserladung abbekam, guckte er mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Es ein Gaudi. Niemand ist für mehrere Tage sicher vor Wasser. Der Spaziergang auf den Straßen bedeutet gleich einem Spießrutenlauf. Ich hatte kein trockenes T-Shirt mehr im Hotel und bin eigentlich nur in Badehose rumgelaufen. Zur Ergänzung wollte ich noch sagen, dass das Neujahrsfest auch das Ende der Hitzeperiode einläutet und somit auch den Beginn der Regenzeit. Zu dem ist es die Zeit der Waldbrandrodung. Das Holz in den Wäldern ist trocken und der Monsunregen schützt, damit das Feuer nicht unbeherrschbar werden sollte. Auf dem Weg nach Chang Mai habe ich viele brennende Wälder gesehen. Also wenn ihr das nächste Mal im Supermarkt Obst aus Thailand seht, dann wisst ihr, dass diese aus riesigen Monokulturen stammen, die vorher brandgerodet wurden.

In der Altstadt waren mehrere Stände und Bühnen wie auf einem Volksfest aufgebaut. Besonders eindrucksvoll fand ich den Pizzastand, der Pizzen verkaufte, die wirklich so aussahen, als ob sie aus Knete oder Plastik hergestellt wurden. So etwas habe ich noch nie gesehen und die Leute aßen es sogar. Ich aß lieber Pad Thai am Nudelstand. Mit nicht mal 50 Cent waren sie günstig und super lecker. Die gebackenen Bananen und die gegrillten Fische sind auch nicht schlecht. In Chiang Mai habe ich Susanne, eine Berlinerin kennengelernt. Mit ihr habe ich die Tage in Chiang Mai genossen. Nachdem wir am letzten gemeinsamen Abend an unserem “Lieblingsplatz“ vor dem Tempel gegessen hatten und nach Hause gehen wollten, ist etwas sehr trauriges passiert. Auf der Straße hörten wir schreie. Mitten auf der Straße stand ein Auto mit geöffneten Türen zu allen Seiten. Ein Mann saß am Steuer und 3 Frauen attackierten ein 16 -17 Jahre altes Mädchen. Sie kauerte neben dem Auto, wimmerte und weinte. Die älteren Frauen traten immer wieder auf sie ein und versuchten sie in den Wagen zu zerren. Susanne und ich gingen entsetzt zu dem Geschehen und fragten was los sei. Die Angreiferinnen hörten uns nicht und ein Passant von vielen grinste uns an und meinte, dass das die Tochter sei. Es sei also alles ganz normal. Warum sie geschlagen wird, konnte er uns nicht sagen. Beruhigte uns erst mal, dass das keine Entführung war. Dann fingen die Frauen unkontrolliert an das Mädchen zu treten, zu schlagen und drehten ihr den Arm um. Das Mädchen schrie und weinte noch mehr. Ich konnte mich nicht an mich halten und ich rannte zu den Frauen und schrie laut „heh“. Die kleine thailändische Frau drehte sich mit wütendem Blick um, guckte aber auf deine Brust und mußte ihren Kopf ganz hoch drehen, um mein Gesicht sehen zu können. Je weiter sie ihren Kopf hebte, umso mehr wandelte sich ihr Blick in ein Grinsen um. Ich hatte ihr unbewusst Angst und Respekt eingeflößt. Meine Fragen zu ihrem Handeln konnte sie nicht beantworten, da sie kein Englisch spricht und ich kein Thai. Dann ging ich wieder zurück zu Susanne und sie meinte, dass es erst mal besser sei, in der Nähe zu bleiben und das Geschehen zu beobachten. Wir würden den angreifenden Frauen zeigen, dass wir in der Nähe sind und dass sie dann nicht so brutal wären. Während ihren Worten sah ich auf einmal, dass eine der Frau eine Eisenstange in der Hand hat und auf das Mädchen einschlug. Rasend vor Wut rannte ich schreiend zu den Frauen und nahm ihr die Eisenstange ab. Die 3 Frauen grinsten mich so widerlich an, als ob alles ganz normal sei. Ich hielt die Eisenstange hoch und fragte die Angreifen, ob das normal sei. Dann drehte ich mich um und fragte die Schaulustigen, die sich vermehrt haben, ob das normal sei. Ich vernahm nur ein für mich unverständliches Lächeln. Wütend knallte ich die Stange in die Ladefläche vom Pickup. Susanne beruhigte mich erst einmal und meinte, dass wir dem Mädchen auf dem Boden ein kleines Gefühl gegeben haben, dass sie nicht alleine ist und dass das Schlagen der Eltern unverhältnismäßig war. Zum Schluß schaften sie es das Mädchen in den Wagen zu ziehen und verschwanden ganz schnell. Ich wollte es mir nicht ausmalen, was nun passieren würde. Das Mädchen wäre nun komplett den Frauen ausgeliefert seien. Vielleicht an einem Ort, an dem ihre Schreie ungehört wären. Mit mulmigen und traurigen Gefühl machten wir uns auf den Heimweg. Der schöne lustige Tag wurde durch dieses Geschehen überschattet. Zum Schluss noch eine lustige Geschichte aus Chang Mai. Von der Innenstadt fahren Taxis auf einen Berg, von dem man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat, aber nur wenn kein Smog ist. Auf der „offenen“ Ladefläche passen auf dem Taxi ca. 10 Passagiere. Nun auf der kurvenreihen Fahrt konnten die Asiaten nicht an sich halten. Viele mussten bei dieser Fahrt einfach nur kotzen. Mit blassen Gesichtern saßen sie auf der Bank und im Intervall von Minuten übergaben sie sich in Tüten oder gleich aus dem Auto und die Kotzbrocken rollten die Straße herunter. Eigentlich bin ich auch empfindlich für kurvenreihe Fahrt, doch die urkomische Situation lenkte mich viel zu sehr ab, so dass ich nur ein mulmiges Gefühl fühlte. Auf dem Berg waren unzählige Thais und Touristen und pilgerten die lange Treppe hoch zum goldenen Tempel. Die Mönche segneten die Leute im Eilverfahren. Die Tempel sehen ganz schön aus, doch ich kann nichts mit Religion anfangen, so dass ich besonders die Touristen albern fang. Die goldenen Tempel stinken nach Geld und ziehen den armen Gläubigen das Geld für eine Illusion aus der Tasche. Vergleichbar mit den riesigen Kirchen und Moscheen in Europa, Afrika und Amerika. Wer Geld in Asien hat, muss es öffentlich präsentieren. Andere werden gierig angezogen, weil sie vielleicht hoffen, von der Glückssträhne auch ergriffen zu werden. Ich setze Geld und Glück gleich, denn im Buddhismus glauben die Menschen, widergeboren zu werden. Wer im vorherigen Leben viel materiell und spirituell gegeben hat, wird in einer besseren Stellung widergeboren. Die Dokumentation „Jesus Camp“ und der Film „Ticket to Heaven „ kann ich zum Thema Kritik am Christentum empfehlen.

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