Donnerstag, 24. April 2008

Muang Nong Kiao

Am 21. April ging es mit dem Boot nach Muang Nong Kiao.Muang Nong Kiao liegt direkt am Fluss und ist nur per Boot zu erreichen. Ringsherum ist nur (Ur-) Wald.
Mitten im Dorf erstreckt sich eine schnurrgerade langgezogene fette Straße an denen die Holzhäuser stehen und nur wenige Seitenstraßen die schnell immer schmaler werden und in den Wald führen (zum Holz holen) oder zum Fluss (zum Baden und Waschen). Ein Dorf ohne Autos, ohne Internet und Strom gibt es nur abends für wenige Stunden, wenn der Generator angemacht wird. Eine Telefonverbindung gibt es, aber ob sie funktioniert kann ich nicht sagen und soll sehr teuer sein. Der Grund dieses Dorf zu besuchen ist, dass es sehr abgelegen ist und der Tourismus sich in Grenzen hält. Die Ursache dafür liegt daran, dass die Touristen nur für einige Monate das Dorf erreichen können. Wenn sie sich komplett auf den Tourismus versteifen würden, dann hätten sie keine Einnahmequelle für den Rest des Jahres. Also findet man hier ein intaktes Dorfleben und gleichzeitig sanften Tourismus. Es gibt viele Guesthäuser mir Restaurants und Trekking- und Wandertouren werden angeboten. Wir wurden gleich bei der Ankunft von netten Leuten empfangen, doch in meinem Reiseführer wurde ein Riveside Hotel direkt am Fluss empfohlen. Also suchten wir das Riverside bzw. Riverview (alter und neuer Name). Es waren einige kleine Holzhütten mit Blick auf den Fluss. Hühner liefen überall herum. Es war einfach und spartanisch. Wie ich es mir gewünscht hatte. Der Eigentümerin war eine ältere korpulente Frau mit Hang zum Reisschnaps „LaoLao“. Sie meinte, dass wir sie Mama nennen sollen. Also wohnen wir jetzt bei Mama. Gesundheitlich ging es mir wieder schlechter. Abends beim Abendbrot aß ich nur sehr wenig. Das laotische Essen war echt lecker und über ein Holzfeuer gekocht. Als Nachtisch gab es den selbstgebrannten Reisschnaps von Mama. Wie erwartet genehmigte sie sich ein paar Gläschen mehr. Für den nächsten Tag hatten wir geplant, mit einem schwedischen Pärchen, die wir beim Essen kennengelernt haben, auf einen Berg zu klettern und den Ausblick genießen. Ich musste die Tour absagen. Mein Magen Darm spielte immer verrückter. Als die anderen los gingen, wollte ich nicht tatenlos rumsitzen. Deshalb spazierte ich ein wenig und holte die anderen ein. Sie waren auf der anderen Seite einen Flussarmes, von dort es aus auf den Berg ging. Das Wasser war schön kühl. Einige Einheimische wuschen ihre Sachen, während die Kinder im Wasser spielten. Drüben angekommen, wünschte ich ihnen viel Glück, da ich wirklich lieber alleine gehen wollte und kein Hindernis sein, falls es mir schlechter gehen sollte. Deshalb gingen sie alleine los und ich begab mich noch mal zum Flussufer und tauchte mein Halstuch ins kalte Wasser. Es sollte als Erfrischung für meine Bergwanderung dienen. An meinem Zeh verspürte ich ein kribbeln und sah einen Wurm, der in meinen Zeh biss. Panikartig wollte ich ihn weg schnipsen, doch er war sehr glitschig. Kaum hatte ich ihn von dem einen Zeh weg bekommen, da wollte ich schon in den nächsten Zeh beißen. Schließlich konnte ich ihn vertreiben und in den Fluss schnipsen. Der Wurm trieb dann auf die badenden Kinder zu. Wie fies, nicht?!? Die Bergwanderung habe ich nicht lange durchgehalten und musste relativ schnell umdrehen. Im Guesthouse angekommen, meldete sich mein Magen und Darm wieder. Auf dem Hockklo bemerkte ich auf einmal Blut auf meinem Fuß. Je weiter ich meinen Fuß anschaute, je blutiger wurde es. Die Unterhose tränkte mit Blut. Fast ohnmächtig ging ich schnell zu Mama und wollte sie fragen, was das ist und was ich machen kann. Aufgrund Sprachprobleme und weil es eine Mama ist, habe ich ihr meinen blutigen Hoden gezeigt. Gerade in diesem Moment kam ein neuer Hotelgast rein und fühlte sich bei diesem Anblick herzlich willkommen. Mama fing ganz laut an zu lachen und meinte, dass alles OK sei. Schnell begriff ich, dass auch hier ein Blutegel mich angegriffen hatte. Den einen konnte ich entdecken, doch dieser hier suchte sich eine warme Stelle aus und biss in eine mit Blut gefüllte Arterie. Wenn die Blutegel fettgefressen sind, dann lassen sie vom Opfer ab. Der Biss war richtig fett zu sehen und war am nächsten Tag blau angelaufen. Der neue Hotelgast wurde unser neuer Nachbar und prompt hatten wir ein Gesprächstema. Anna und die anderen kamen auch bald zurück und zeigten mir schöne Fotos. Mit Bananen und Wasser ging es mir am nächsten Tag schon besser. Wir wollten bzw. Anna musste wieder zurück. Früh morgens machte ich mich schon auf und wollte für mich ein paar Bananen kaufen. Scheinbar war das ganze Dorf schon auf. Auf der großen Hauptstraße waren einige Grüppchen zusehen. Sie versammelten sich um die Suppenstände. Die Fischer nähten ihre Netzte und ein Mann kam mit einem großen Bündel Holz aus dem Wald zurück. In der Luft war ein Kribbeln zu spüren. Ich fühlte mich elektrisiert und war in der Dorfbevölkerung mitten unter ihnen. Am „Ablegehafen“ warteten viele Leute und nur ein Boot war zu sehen. Das Boot wurde immer voller und wir fanden im überfüllten Boot keinen Platz mehr. Dann wurde zum Glück noch ein Boot bereitgestellt und dann verließen wir das abgelegene Dorf und kämpften mit starken Strömungen. Irgendwann überholten wir das erste Boot. Es machte halt am Ufer und einige Leute liefen am Fluss entlang. Später hörte ich, dass das Boot überladen war. Deshalb mussten sie einen Teil der Strecke laufen. In Nong Kiao angekommen, warteten schon kleine Busse für die Leute, die nach Luang Prabang wollten. Eine russische Reisegruppe kam mit uns in den Bus.
Einige von Ihnen sprachen deutsch, weil sie in Deutschland leben oder gelebt haben. Der russische Reiseleiter liebt es zu reisen und führt Gruppen durchs Ausland, damit er seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Die Russen konnten gar nicht glauben, dass wir durch die Welt reisen. Zum Schluss habe ich noch eine Anekdote. Der Bus wurde von 2 bewaffneten Soldaten angehalten. Ich wusste erst mal nicht, was jetzt passieren wird. Die Soldaten gingen nach hinten und… sprangen hinten auf. Sie wollten einfach nur mit uns kommen. Mein Herzschlag beruhigte sich gerade wieder, als der eine Russe auf einmal seine Hand zur Kalaschnikow richtete. Lass die Finger davon, wollte ich am liebsten laut schreien, als der Russe zum Soldaten meinte: Russia, Russia und zeigte dabei auch auf sich. Er wollte zum Ausdruck bringen, dass die Waffe und er aus dem gleichen Land kommen. In anderen Ländern wäre er jetzt Tod.

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