Samstag, 9. Oktober 2010

Playa Giron

Am Nachmittag des 6. Oktober standen Claudia und ich an der Strassenkreuzung "Jagüey Grande", die uns nach Sueden zum Playa Giron bringen sollte. Wir waren die Einzigen Touristen, die das Abenteuer gewagt hatten. Zwar gibt es oeffentliche Busse, die zum Playa Giron durchfahren, aber diese sind fuer Touristen verboten. Uns bleibt eben nur der teure Touribus Viazul, teure Taxifahrten oder das Glueck des trampens. Das Trampen mussten wir schnell aufgeben. Auf den Strassen stehen so viele Leute, die mit Geldscheinen wedeln.
Unmittelbar an der Strassenkreuzung befand sich ein Haus mit einer Touristeninformation. Die Dame hinter dem Schalter rief schnell einen Freund an, der als Taxifahrer arbeitet. Der nette Mann in seinem alten Lada fuhr uns fuer 25 Cuc (rund 23 Euro) zum Playa Giron. Wir hatten beschlossen, das Abenteuer auf uns zu nehmen, weil das Wasser mit Sichttiefen von 30 Metern zu den besten in Cuba zaehlt. Doch fuer andere Touristen ist die Bahia de Cochinos (Schweinbucht) ein wichtiger historischer Ort. Besser bekannt als Schweinebucht-Fiasko. Die USA hatte ihre erste Niederlage auf lateinamerikanischen Boden und Castro wurde endgueltig zum unangreifbaren Nationalhelden. 1959 beschloss die Eisenhower-Regierung mit der CIA in Cuba verdeckte Aktionen, gegen das Castro-Regime zu initieren. An der am 17. Maerz 1960 offiziell gebilligten, 13 Mio. US$ teuren Invasion sollte eine Armee von 1400 Exilkubaner teilnehmen. Die Katastrophe begann am 15. April 1961. Die in den Farben der kubanischen Luftwaffe angemalten US-Flugzeugen sollten die kubanische Luftwaffe bereits am Boden ausschalten. Sie verfehlten jedoch das Ziel. Der gewarnte Castro hatte noch zuvor seine Luftwaffe neu stationiert. Als die Invasoren zwei Tage spaeter an der Playa Giron landeten, konnten die Cubaner gleich zwei Nachschubschiffe versenken. Alle anderen Schiffe flohen und liessen die Armee auf sich alleine gestellt an Land zurueck. Nun war die Entscheidung Kennedy gefragt, ob die Amerikaner staerkeres Geschuetz aufstellen. Es gab keine US-Luftunterstuetzung. 114 Angreifer wurden getoetet und 1189 gefangen genommen. Ein Jahr spaeter wurden die Gefangene im Austausch von Nahrungsmittel und Medizin im Wert von US$53 Millionen in die USA zurueckgeschickt. Bei der Beerdigung von sieben kubanischen "Maertyrern" am 16. April 1961 gebrauchte Castro zum ersten Mal die herausfordernde Losung "Sozialismus oder Tod!"Unser Taxifahrer zeigte uns den Schauplatz.Ich verstand kaum etwas was er sagte. Dafuer musste Claudia zurhoeren. Ich genoss die schoene Aussicht und freute mich auf's schnorcheln.
In der Casa Particular "Mario Garcia" bekamen wir ein schoenes Zimmer. Wir beide bezahlten insgesamt 28 Cuc pro Nacht, inklusive Fruehstueck und grosses Abendbrot. Am darauffolgenden Morgen nahmen wir einen Arbeiterbus (1 Peso) zum Punto Perdiz & Cueva de los Peces. Hier wollte ich nach so langer Zeit mal wieder schnorcheln gehen. Claudia war nicht so gut drauf wie ich. Sie hatte noch nie in ihrem Leben geschnorchelt und viele Schwimmerfahrungen hatte sie auch nicht. Als sie den Bogen raus hatte, schnorchelte sie ohne Angst vom Ufer weg und liess sich von der Unterwasserwelt faszinieren. Kaum aber hatte sie ihren Kopf auf dem Wasser genommen, kam Angst in ihr auf und brauchte meine Unterstuetzung. Auf der gegenueberliegenden Seite vom Punto Perdiz befand sich ein Fischrestaurant mit dem Cueva de los Peces. Das war ein kleiner See, in dem das Wasser wie Oel aussah. Ich liess meine Schnorchelsachen draussen liegen und schwamm nur kurz. Als ich wieder rauskam, stellte ich fest, dass jemand meine Schnorchelausruestung gestohlen hatte. Wuetend versuchte ich die beiden Frauen zu finden, die noch zuvor am Ufer sassen. Sie waren aber verschwunden und wahrscheinlich auch mit meiner Ausruestung. Das machte mich wirklich wuetend. Da konnte ich nichts machen. Einen Bus zurueck zum Playa Giron sollte erst in 90 Minuten kommen. Gluecklicherweise nahm uns jemand im Laderaum mit. Den restlichen Nachmittag und den Abend verbrachten wir gemuetlich im Haus. Was sollten wir auch im Dorf machen, als mit dem Bier sich in den Garten zu setzen? Unser Bus zurueck zur besagten Strassenkreuzung sollte um 8 Uhr morgens kommen. Auf ein Taxi wollten wir verzichten und diesmal nur 1 Cuc statt nochmal 25 Cuc zu bezahlen. Der Arbeiterbus war ziemlich voll und einige Cubaner schauten veraergert. Sie koennen nicht verstehen, warum "reiche" Touristen ihnen den Platz wegnehmen. Leider fuhr der Bus nur bis zur naechsten kleinen Ortschaft "Playa Larga". Viele Leute standen ungeduldig schon lange an der Busstation. Der unregelmaessige Bus kam einfach nicht. Dann hatten wir Glueck, als ein Oldtimerfahrer die Fahrt fuer 10 Pesos pro Person anbot. Wir quetschten uns hinein und liessen uns wie im Traum durch die Gegend fahren. Die Oldtimer bieten wirklich komfort und viel Beinfreiheit. Kaum waren wir erneut an der Touristeninformation angekommen, erfuhren wir, dass der Bus nach Trinidad Verspaetung hatte. Eigentlich haetten wir den Bus verpasst, aber dadurch konnten wir, als er endlich kam, einsteigen. Zurueck im langweiligen staatlichen Touristentransportwesen.

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