Dienstag, 22. Juli 2008

Canberra und Nasa Space Center

Die Hauptstadt Australiens ist seit 1927 Canberra. Aufgrund der Rivalität zwischen Sydney und Melbourne, traf man sich wortwörtlichen in der Mitte. Canberra bekam 1908 den Zuschlag und die Stadt wurde auf dem Reißbrett geplant und 1913 wurden mit den Bauarbeiten begonnen. Die Aborigine-Stämme Ngunnawal und der Walgalu wurden nicht in die Pläne mit einbezogen und vertrieben. Canberra ist eine Stadt von der alle sagen, dass sie nicht so toll sei und dass 1 Tag vollkommen ausreicht, die Stadt anzuschauen. Leider kann ich es nur bestätigen. Aber einen zweiten Tag sollte man für das ca. 40 km entfernte Nasa- Space Center einplanen. Davon gibt es nur 3 auf der Welt und eines davon ist eben hier in Australien. Ich bin am 18.07.08 abends in Canberra angekommen und habe durch Zufall einen großen kostenlosen Parkplatz gefunden. Der war Ideal für meine Nacht im Auto. Nach dem Kochen und Abendbrot musste ich ewig nach einer Telefonzelle suchen, um mit Evi zu telefonieren. Nach dem traurigen Telefonat ging ich wie benebelt zu meinem kalten Auto und fand irgendwann meinen Schlaf. Am nächsten Morgen ging es zum Australian War Memorial (Kriegsmuseum). Aus einem kurzen schnellen Besuch wurde es nichts. Es ist so riesig! Ganze Flugzeuge sind IM Museum untergebracht. Um alles anzuschauen, bräuchte man einen ganzen Tag. OK, OK!!! Ein Tag für Canberra ist nicht ausreichend, 2 Tage wären besser. Im Museum wird der Krieg glorifiziert. Viele Kriegs- Veteranen besuchen die Ausstellungsräumen und schwelgen scheinbar in Erinnerungen. Für mich ist so ein Museum gefährlich. Besonders für Kinder, die denken könnten, dass der Krieg ein Kinderspielplatz sei. Die Aussagen im Museum gingen meiner Meinung nach nur in eine Richtung: Krieg als Ausdruck der Stärke, Kampf für die Freiheit, Trauer um die Gefallenden, die wir nie vergessen werden.


Statistisch gesehen haben im Zweiten Weltkrieg prozentual die Australier die meisten Kriegstoten zu verzeichnen.



Der Grund für die Kriegsbesessenheit liegt an der nicht vorhandenen Wehrpflicht (wie auch in Amerika) und an der Geschichte. Australien war und ist ein dünnbesiedelter Kontinent und wurde während des Zweiten Weltkrieges von den Japanern angegriffen. Diese mussten, wie bekannt nach dem Fall der Atombombe auf Hiroshima, kapitulieren. Dieser Schock der Verwundbarkeit löste in Australien ein Öffnen der Grenzen aus. Die Immigrationsschranken wurden damals heruntergesetzt, so dass die Bevölkerungszahlen anwuchsen. Dadurch wurde ein erneuter Angriff auf Australien unwahrscheinlicher. Auch noch heute wird durch Propaganda und durch öffentliches Beklagen und Ehren der Kriegstoten der Krieg normalisiert. Kriegsspielzeuge für Kinder finden großen Anklang. Es liegt an der Natur vom Menschen, dass er nie aus Fehlern lernt! Der erste Krieg, der im Museum präsentiert wurde, war 1914 gegen das Deutsche Kaiserreich, auf der damaligen deutschen Kolonie Neu Guinea. Es war ein kurzer 7 Tagekrieg. Der Vietnamkrieg wurde durch eine Licht- und Soundshow als ein grandioses Abenteuer präsentiert. Hintergründe und Fakten wurden so gut wie gar nicht dargestellt. So soll es in vielen Vietnammuseen sein, von denen es unzählige in Australien gibt. Im Museum fehlt es wirklich nicht an Platz. Riesige Nazi- Flugzeuge wurden nach Canberra geschifft.


In Dioramas (Modelle) werden verschiedene Kriegsschauplätze dargestellt.



Ziemlich benommen und erschöpft fuhr ich danach zum National Museum of Australia. Die bunte beeindruckende Architektur lädt zum Reinkommen ein.


Im Museum werden die Geschichte und die Kultur von Australien dargestellt. Die Geschichte der Aborigines beschränkt sich eher auf die Verfolgung, Vertreibung und Ausbeutung. Bis heute ist nicht 100% klar, wie die Aborigines vor über 20000 Jahren den Kontinent erreicht haben (ohne Kompass und seetaugliche Schiffe) und wie sie damals gelebt haben, bevor James Cook australischen Boden betreten hat.


Für Aborigines gibt es nur Heute. Ein Gestern oder Morgen gibt es angeblich nicht in Ihrer Sprache. Deshalb haben sie ihre Geschichte nicht aufgeschrieben oder aufgezeichnet wie andere Kulturvölker. Sie wird wahrscheinlich für immer ein Rätsel bleiben und sollte eher Respekt und Ehrfurcht auslösen. Das fällt nicht besonders einfach, wenn man (mich eingeschlossen)die Aborigines eher „asozial“ oder betrunken auf der Straße sieht. Aktion ist gleich Reaktion!!! Ich betrachte die Reaktionen nicht oberflächlich. Die Reaktionen der Aborigines ist die Antwort auf die Aktionen der Geschichte. Ebenfalls ist das Nase rümpfen der Leute eine Reaktion auf das sich gehen lassen der Aborigines. Die friedlichen Ureinwohner haben (wahrscheinlich) nie gelernt für ihre Freiheit zu kämpfen. Kurz vor meiner Reise entschuldigte sich der neue Regierungschef Kevin Rudd „für erlittenes Unrecht“ bei den Aborigines. Zwischen den 1930er bis in die 1970er Jahre hinein wurden tausende Kinder von Ureinwohnern aus ihren Familien gerissen und bei Pflegeeltern untergebracht. Die offizielle Begründung: Die Kinder sollten so besser in die australische Gesellschaft integriert werden. Einige von ihnen sahen ihre Familien nie wieder.


Das große Feuer in Canberra Januar 2003 war auch ein Thema im Museum. Dieses Buschfeuer gehört zu den größten gekannten Naturkatastrophen in Australien. Die verwüstete Fläche war doppelt so groß wie Hamburg oder Berlin. Den Brandmelder hätten sie an keinem besseren Platz installieren können?


Abends fuhr ich dann zum Nasa Space Center. Es war ein langer Weg durch unbewohntes Gebiet. Ist ja auch logisch, da rund um das Gebiet keine Störsignale (auch Handysignale) auftreten dürfen. Ich habe eine schöne Stelle zum Übernachten neben dem Nasa Center gefunden. Am nächsten Morgen war ich einer der ersten Museumsbesucher. Besonders beeindruckend fand ich die Berichte über Expeditionen im Weltall, echtes 3,8 Milliarden altes Mondgestein und deren Mondbetretung...


...viele Raumfahrtrequisiten und ein Rover- Mondfahrzeugmodell. Ein Thema im Museum beschäftigte sich mit dem Zweifel der Echtheit der Mondbetretung. Vor vielen Jahren kam im Fernsehen ein Bericht, dass alles gelogen sei. Sie nannten viele logische Beweise, so dass ich selber Zweifel bekam. Ein Beispiel ist die amerikanische Flagge, die auf dem Mond gehisst wurde. Wie kann sie (im Wind) wehen, wenn auf dem Mond kein Wind vorhanden ist? Lösung: Die Flagge hatte eine Metallstange drin, damit sie nicht nur herunterhängt.


Die Frage wie die Toilette im Weltall funktioniert, wurde auch beantwortet. Das wolltet ihr bestimmt auch schon immer mal wissen, oder?!?

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