Sonntag, 25. Mai 2008

Siem Reap, die Stadt zu den unglaublichen Tempeln

Ich saß mit feuchten Klamotten im Bus und die Klimaanlage brummte die ganze Zeit. Der Busfahrer wollte von mir den vollen Fahrpreis haben, obwohl ich auf halben Wege eingestiegen war. Schließlich begnügte er sich mit dem halben Preis. Bei Sonnenuntergang kam ich in Siem Reap an. Ein Tuktuk- Fahrer fuhr mich zu einem Hotel, welches mir von vielen Leuten empfohlen wurde. Es war wunderschön, aber so viel Luxus wollte ich nicht haben. Gleich neben dem Hotel fand ich ein anderes tolles Hotel. War gar nicht so schwierig, denn die ganze Stadt bestand fast nur aus Hotels und Restaurants. Die Preise pro Nacht starteten ab 1$. Mein 3$- Zimmer war vollkommen ausreichend. Nicht weit entfernt befand sich ein japanisches Hotel mit einem gemütlichen Restaurant. Das Essen war lecker und günstig. Im Fernseher lief ein japanischer Sender mit chinesischen News. Der Dalai Lama befand sich gerade in Berlin, Germany. Sie zeigten Bilder vom Brandenburger Tor mit dem Dalai Lama. Da war ich nach Kambodscha gereist, saß in einem japanischen Restaurant und schaute chinesische News aus Berlin. Am nächsten Morgen, den 22. 5., machte ich mich früh auf. Ich lieh mir ein Fahrrad, weil ich die Tempelanlage mit dem Fahrrad erkunden möchte. Die unzähligen Tuktukfahrer nervten mich. Also fuhr ich ersteinmal zum Marktplatz. Nach der Frühstückssuppe kaufte ich mir einige Flaschen Wasser und Baguettes und packte alles in meinen Einkaufskorb am Fahrrad. Dann fuhr ich 6 km nach Norden zum Angkor Wat. Da ich einen speziellen Weg genommen hatte, kam ich nicht am Ticketschalter vorbei. Kaum angekommen, mußte ich wieder einen weiten Weg zurück fahren, um mir ein 3 Tagesticket zu kaufen. Meine erste Station war Angkor Wat.
Der Tempel wurde im 10. Jahrhundert unter Yasovarman I. errichtet. Desweiteren baute er zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen, was dazu beitrugen mehrmals im Jahr Reis ernten zu können. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich großen Reichtum und Einfluß in Asien. Angkor Wat war die vierte Hauptstadt der Khmer gewesen. Die erste Hauptstadt Sambor Prei Kuk befand sich nahe Kampong Thom. Die zweite Hauptstadt wurde im späten 9. Jahrhundert erbaut und befand sich ca. 12 km westlich von Siam Reap, in der Nähe vom heutigen Dorf Roluos. Dazu komme ich noch später. Und die dritte Hauptstadt war die Tempelanlage Koh Ker, ca. 120 km nordöstlich von Siem Reap. Mit großen Schritten lief ich durch den Eingang von Ankgor Wat. Kaum war ich drin erblickte mich ein junger Mann, der mich durch die Tempelanlage führen wollte. Ich lehnte freundlich ab, welches dann noch „freundlicher“ wurde. Ich wollte mich alleine durch die Tempel bewegen und die Atmosphäre in mich einsaugen. Mir wurde aber schnell langweilig, weil diese Tempel für mich keinen großen Reiz ausstrahlten. Wie ich später gelesen hatte, haben die Wissenschaftler keine Klarheit, zu welchem Zweck der Tempel errichtet wurde. Der Eingang befand sich nicht wie üblich im Osten, sondern im Westen: die Himmelsrichtung Yamas, des Gottes des Todes. Wieder aufs Fahrrad gestiegen, fuhr ich zum Phnom Bakheng, der sich nicht weit entfert befand. Es war ein hoher Berg, auf dem sich ein Tempel befand. In der Mittagssonne fiel mir jeder Schritt immer schwerer. Beliebt ist dieser Tempel bei Sonnenuntergang, wobei sich die Massen um den besten Sichtplatz kämpfen. Am Tage wollte ich ganz ungestört die schöne Sicht genießen. Wieder unten angekommen fuhr ich zu einem Highlight. Die Tempelanlage heißt Angkor Thom (große Stadt), die vierte Hauptstadt. Innerhalb großer Mauern... ...befindet sich der bekannte und eindrucksvolle Bayon- Tempel (Staatstempel), der im später 12. Jahrhundert errichtet wurde.
Das auffallendste architektonische Merkmal sind die Türme mit den 200 bis zu 7 Meter hohen lächelnden Gesichtern des Bodhisattva Lokeshvara. Sie zeigten in alle 4 Himmelsrichtungen.

Faszinierend bewegte ich mich durch die verschiedenen Wegen und Treppen. Über Jahrhunderte hin weg wurde der Tempel erweitert und war ein großer Abenteuerspielplatz. Etwas Ruhe und Erleichterung vor der Hitze brachte ein großer Regenschauer. Als dieser vorbei war, spazierte ich auf der Elefantenterasse. Von dort aus hatte ich einen schönen Blick auf andere kleinere Tempel. Danach ging es mit dem Fahrrad auf den Großen Rundweg (Grand Circuit) Auf aspaltierten Straßen konnte man über einen Rundweg mehrere größere Tempelanlagen in der näheren Umgebung anschauen. Die Kleine Rundtour beinhaltete nur den Angkor Wat und den Angkor Wat. Als erstes besuchte ich die buddhistische Tempelanlage Preah Khan (Heiliges Schwert) aus dem später 12. Jahrhundert. Jayavarman VII. erbaute den Ahnentempel Preah Khan in Erinnerung an seinen Vater Er diente als provisorische Hauptstadt bis zur Fertigstellung von Angkor Thom. Später befanden sich mehrere buddhistische Klöster und eine buddhistische Universität mit über 1000 Lehrern in der Stadt. Danach ging es zum Neak Pean („ineinandergewundene Schlangen“). Eine künstliche Insel im Zentrum vom günstilich geschaffenen Staubecken. Heute ist er ausgetrocknet und läßt eine Besichtigung zu. 2 Naga umgeben die Insel, wobei der Name entstanden ist. Weiter ging es mit dem Fahrrad zum Ta Som Tempel aus dem 12 und 13. Jahrhundert. Ta Som bedeutet "Ahne Som". Demnach habe König Jayavarman VII. den Tempel für seinen Lehrer und Mentor Som erbaut. Der hintere Teil war von Bäumen durchdrungen. Als nächstes fuhr ich zum Tempel East Mebon. Es war eine Stufenpyramide mit steilen Treppen auf die obersten Etagen, von der ich die Tempelanlage von oben bestaunen konnte.


Wieder heil unten angekommen fuhr ich zum Tomb Raider Tempel Ta Prom. Die Ruinen dienten als Kulisse für den Lara Croft Film. Der Ahnentempel von Jayavarman VII für seine Mutter war eindeutig mit dem Bayon der schönste Tempel. Am liebsten hätte ich mir noch ewig die Tempelanlage mitten im Jungle angeschaut. Die Baumwurzeln der Würgefeigen-Bäume sahen phantastisch aus.

Die meterhohe Wurzeln durchzogen die Anlage.

Ich befand mich wahrhaftig in einem Märchen. Schwer losgerissen fuhr ich zum Ta Keo, der riesigen Stufenpyramide...

...und dann kurz vor Sonnenuntergang zurück zum Phnom Bakheng, weil ich doch noch den Sonnenuntergang auf dem Berg sehen wollte. Ich hatte es nicht mehr geschafft und fuhr erschöpft zurück in mein Hotel. Am nächsten Morgen buchte ich einen Motodriver, der mich für die nächsten 2 Tage chauffiere. Ich wollte mir am ersten Tag die beiden Tempelanlage ganz im Osten von Siem Reap anschauen, wobei wir 120 km hin und 120 km zurück fahren mußten. Die erste Tempelanlage hieß Beng Mealea. Schilder wiesen auf ein Minenfeld rund um die Anlage hin und warnten vom Verlasser der Wege. Die Auswirkungen der Khmer Rouge sind heute immer noch präsent. Die Tempelanlage hatte Ähnlichkeiten mit der Tempelanlage Ta Prom ein Tag zuvor. Auch dieser wurde von der Vegetation verschlungen... ...und die großen Würgefeigenbäume hatten viele Mauern umgehauen. Über die Steine kletternd kam ich immer wieder in neue Räume und Gänge. Das große Labyrinth war recht aufregend. Viel Zeit für die Besichtigung hatte ich nicht, da wir noch einen weiten erschwerlichen Weg hatten. Ich wollte mir unbedingt die Tempelanlage Koh Ker anschauen, die etwas außerhalb vom Staat Siem Reap war. Als wir die Stadtgrenze überfuhren, verschlechterte sich die Straße urplötzlich. Wasser gefüllte Schlaglöcher und Schlamm säumten unseren Weg. Mein Po war schon auf dem Hinweg flach wie eine Flunder. Schließlich erreichten wir nach 2 Stunden die zweite Tempelanlage an diesem Tag mit dem Namen Koh Ker. Sie war die dritte Hauptstadt von der Age of Angkor Periode von 928 bis 944. Erbaut wurde sie vom König Jayavarman IV, der 941 verstarb und 3 Jahre später durch Angkor Wat als Hauptstadt abgelöst wurde. Interessant fand ich die Tempelanlage. Leider war sie überwiegend langweilig. Einige Fotos habe ich hier zusammengestellt. Ich war mit meinem Fahrer alleine auf dem Gelände, wenn ich das Minenräumungskomando vernachlässige, die Stück für Stück die Landfläche als kontaminationsfrei deklarierten.Wohl nicht viele Touristen wagten den langen Weg? Es war eine unheimliche Atmosphäre und dann noch der Regen, der den geschundenen Körper noch mehr forderte. Trotzdem habe ich die Fahrt genossen und fühlte mich wohl in der grünen rotbraunen Eidöde. Den Sonnenuntergang mußte ich mit Arschschmerzen auf dem Motorrad fahrend genießen. Auf den letzten Kilometern ging auch noch die vordere Scheinwerferlampe vom Motorrad kaputt. Ohne Licht fuhren wir die Strecke voller Risiko, weil wir einfach die Nase voll hatten. Erschöpft fiel ich ins Bett. Am nächsten Morgen hoffte ich auf einen kurzen Ausflug zu ein paar Tempeln, die nicht so weit entfernt waren. Eigentlich wollte ich am letzten Tag im Moto- Anhänger dösen und so die Fahrt genießen und nicht angespannt auf dem Rücksitz sitzen. Daraus wurde nichts, weil wir sonst zu langsam wären. Die erste Tempelanlage hieß Kbal Spean. Ich mußte vom Parkplatz aus ewig durch einen Wald laufen und war relativ schnell wieder am Ausgang. Gesehen hatte ich so gut wie gar nichts. Also alles nochmal von vorne. Die eine Angestellte von der Anlage zeigte mir einen Weg in den Urwald. Als der Weg immer kleiner und erschwerlicher wurde, kamen mir die Zweifel, ob der Weg den der Richtige sei. Wieder zurück lachte mich die Khmer aus, so dass ich fast vor Wut geplatz bin. Ich fand es rücksichtslos, Gäste einen falschen Weg zu zeigen. Also schnappte ich mir einen anderen Guide, der mich nun begleiten sollte. Mitten um Urwaldfloß ein Bach. Überall verstreut waren Figuren in den Felsen gehauen, die man auf dem ersten Blick nicht sieht. Teilweise mußte ich über einen umgefallenen Baumstamm balancieren, um dann auf der anderen Flußseite hinter einem Stein ein Frauengestallt im Stein zu sehen. Teilweise waren die Kunstwerke unter der Wasseroberfläche. Einmal sagte mein Guide, dass hier eine Fledermaus sei. Ganz unscheinbar war über mir im Felsen eine Fledermausgestalt gehauen. Danach meinte er, dass direkt auf dem Boden ein Frosch sei. Erschrocken sah ich es erst jetzt, obwohl ich mehrmals vorbeigelaufen war. Ohne ihn, hätte ich diesen Ort enttäuscht und mit negativer Erinnerung verlassen. Nach so vielen Tempelanlagen war dieser Ort mal entspannend. Nur wenige Besucher würden wirklich alle Reliefarbeiten finden und ganz alleine überhaupt nicht. Mit dem Moto ging es nun vom Banteay Srei. Diese Tempelanlage war echt fantastic.Alle Tempelanlagen wurden normalerweise nach Wünschen von Königen errichtet. Bei dieser hier, durfe ein Baumeister nach seinen Vorstellungen werkeln und legte großen Wert auf wunderschöne Feinheiten. Es machte großen Spaß, zwischen den Häusern hindurch zu gehen und auf die reizenden Frauengesichter zu schauen.Mit dem Moto ging es zur schönen Tempelanlage Banteay Samre. Sehr kompakt gebaut war es kaum möglich die Schönheit des Tempels auf einem Foto festzuhalten. Über viele Treppen konnte ich den quadratischen Tempel erkunden und entdecken. Bevor wir dann zum letzten Tempel gefahren sind, wollte ich mir das Minenmuseum anschauen. Eigentlich war nicht so viel Zeit, aber mein Interesse war grösser. Drinnen angekommen fiel ich in eine tiefe Melancholie. Die Berichte, Fotos und Erklärungen über Minen waren schockierend und sehr traurig. Mit Gänsehaut sah ich die Exponate und erinnerte mich an Geschichten der Khmer Rough, die ich gelesen hatte. Einige Besonderheiten der Geschichten waren hier zu sehen und spürbar. Normalerweise würde ich davon ausgehen, nicht unmittelbar von Minen betroffen zu sein. Die Realität sieht leider anders aus. Aber Millionen von Mienen sind auf der Erde verstreut. Sie stammen auch aus Deutschland...und verstümmeln oder töten noch heute Menschen oder Tiere. 42 Länder auf der Welt haben 1997 das Antiminenabkommen nicht unterzeichnet. Darunter waren die Länder: USA, Cuba, Finnland, Korea, China, Indien... Sie setzten nicht ihre Unterschrift unter das Abkommen, weil sie entweder Minen selber einsetzen oder sie herstellen. Auch in Zukunft werden diese tückischen Kriegsgeräte eingesetzt, die auch noch nach Jahrzehnten eine wahnsinnige Sprengkraft haben. Mit flauem Gefühl fuhren wir noch schnell zu der Roluos Gruppe, bevor die Sonne unterging. Roluos Gruppe ist der Sammelname für drei bedeutende Tempelbauten in der direkten Umgebung des Dorfes Roluos. Mit grossem Abstand zueinander hiessen die Anlagen:

Preah Ko

Bakong
und Lolei. Die im späten des 9. Jahrhundert datierenden Tempel wurden vom König Jayavarman II erbaut und war die zweite Hauptstadt des jungen Khmer Reiches. Den Bakong Tempel fand ich am interessantesten. Mit der Besichtigung der Roluos Gruppe war meine Tempeltour beendet. Mein Fahrer war ein netter alter Mann, der immer nett war, obwohl der Weg beschwerlich war.
An meinem letzten Abend in Siem Reap traf ich in der Stadt meinen australischen Kumpel wieder. Leider zum letzten Mal. Er hat in einer der typischen Protzigen Wechselbuden seine Dollar getauscht.

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