Samstag, 17. Mai 2008

Banlung

Am 14. Mai nahm ich den Minibus nach Banlung. Banlung liegt im Nordwesten von Kambodscha und ist wegen seiner Landschaft berühmt; schöne Seen und Wasserfälle, die vom Regenwald umgeben sind. Also machte ich mich auf den beschwerlichen Weg auf. Die Fahrt ging 4 Stunden. In der Trockenzeit sind die Straßen stock trocken, so dass alles staubt. In der Regenzeit hingegen sind die Straßen richtig matschig und teilweise unpassierbar. Unpassierbar waren die Straßen zum Glück nicht. Der rot- orange Lehm überzog das Auto und gab dem Wagen einen neune Antlitz. Immer wieder sah ich Motorradfahrer, die die gefährliche Fahrt auf sich trugen. Wenn wir an ihnen vorbeifuhren, bespritzten wir sie mit Schlamm. Doch sie fuhren unermüdlich weiter. Der Straßenzustand war so erbärmlich.
Ich wurde auf der 4 Stunden Fahrt einfach nur durchgeschüttelt. Ich glaubte immer, dass es bald vorbei ist, aber ich sollte mich irren. Ich hätte von Phnom Penh auch einen Flug buchen können, aber dann hätte ich einige Städte nicht sehen können. Außerdem sollte Phnom Penh meine letzte Stadt in Kambodscha sein. Angekommen machte ich mich mit meinem Reiseführer auf, die Hotels abzulaufen. Einige waren ausgebucht oder zu luxuriös und teuer. In dieser trostlosen Gegend gab es mehr Hotels für bessergestellte, als für Backpacker und einfache Leute. Ich fühlte mich eher wie in einer Goldgräberstadt: Schmuddel, Gestank und Armut neben Luxus. Sie bauten neue große Wohnhäuser auf einer Müllkippe. Wirklich nach stundenlangem Laufen versuchte ich mein Glück im letzten Hotel der Stadt. Und siehe da, im Tribal Hotel gab es günstige Zimmer mit eigenem Bad.


Glücklich und durchgeschwitzt genehmigte ich mir eine kalte Dusche und ging danach in der Stadt spazieren und die Gegend er kundschaften. Mein Ziel war der Marktplatz, weil ich mir etwas Obst kaufen wollte.
Er war so sehr schlammig, dass man aufpassen musste zu laufen. Schmale Bretter durchzogen wie eine Straße den Markt. Auf ihnen musste ich balancieren. Und glaube mir, in diesen stinkenden Schlamm wollte ich bestimmt nicht mit meinen Flipflops treten. Da ich sehr spät auf dem Markt ankam, war nicht mehr so viel betrieb. Am Bananas Fritters Stand blieb ich hängen und bestellte mir eine Tüte mit frittierte Bananen. Gegen Abend fand ich kleines einheimisches Restaurant, von denen ich noch viele weitere in Kambodscha finden sollte. Auf einem Tisch waren viele große Töpfe. Jeder Gast konnte den Deckel hochheben und seine Nase reinstecken. Für ein paar Dollar gab es eine große Schüssel Reis und eine Schüssel mit deiner gewünschten Speise. Am Nachbartisch aßen 2 junge Khmer. Nach kurzer Zeit kamen wir ins Gespräch. Neugierig wollten sie wissen, warum wir den Drang des Reisens haben. Sie könnten es sich gar nicht vorstellen, auf der Welt rumzureisen. Abends im Hotel- Restaurant bestellte ich mir einen Pancake mit Früchten als Nachtisch. Die Pancakes sind hier wie in Thailand, nicht flach und süß, sondern kuchenartig und trocken. Am nächsten Morgen machte ich mich nach dem Marktbesuch auf, mir ein Motorrad auszuleihen. In meinem Hotel wollten sie mir eine alte klapprige Klappermaschine anbieten. Dankend lehnte ich es ab, da ich nicht im Jungle liegen bleiben und nicht den Schaden bezahlen wollte. Nach langem Suchen bot mir jemand eine Maschine ohne Nummernschild an. Er meinte, dass es hier normal ist, dass kaum einer Nummernschilder hat. Als ich mich umschaute und auf andere Motorräder schaute, musste ich ihm rechtgeben. Östlich der Stadt befand sich mein erstes Ziel. Ich fuhr zum Lake Yeak Laom. Ursprünglich war es ein alter Vulkankrater. Nun kann man in dem vollgelaufenen Krater baden gehen oder um ihn herum laufen und die Ruhe und die frische Luft genießen. Ich befand mich zwar alleine in dem Nationalpark, aber ich fühlte mich unruhig. Ich wollte heute viele Wasserfälle besichtigen und hatte einen weiten Weg vor mir. Also fuhr ich wieder zurück zur Stadt und weiter Richtung Westen zu denn Wasserfällen. An jedem Eingang stand jemand und wollte Eintrittsgeld. Irgendwie war es immer das Gleiche. Ziemlich gelangweilt fuhr ich von Wasserfall zu Wasserfall.

Viel Interessanter fand ich eher die tolle Fahrt...




...durch einsame Dörfer mit einfachen Holzhäuser am Wegesrand...


...und Kinder, die schon im Haushalt mithelfen mussten...
...oder scheinbar Langeweile hatten.
Am letzten Wasserfall hatte ich die Nase voll und ich wollte nicht wieder einen Eintritt für einen doofen Wasserfall bezahlen. Aber vielleicht war dieser aber schöner und sehenswert. Etwas abseits fand ich eine Stelle, wo der Zaun ein großes Loch hatte und eine Wegesspur verriet mir, dass ich nicht der einzige war, der diesen Weg ging. Also parkte ich das Motorrad am Straßenrand und kroch durch das Loch. Der Weg führte genau zum Wasserfall. Leider war auch dieser langweilig und ich ging schnell wieder zum Zaun mit dem Loch. Das große Loch im Zaun war genau neben dem Motorrad, doch das Motorrad stand nicht am Zaun. Grübeln stand ich vor dem Zaun. Ich hatte genau hier das Motorrad abgestellt. Ein übles Gefühl kroch durch meinen Körper. Jemand hatte das Motorrad gestohlen. Schnell stieg ich durch den Zaun und schaute mich um. Gegenüber am Haus waren ein paar Leute, die ich fragte, ob sie etwas gesehen haben. Die Frau grinste nur und sagte kein Wort. Stinke sauer lief ich umher und sah auf einmal eine große Gruppe von Kindern, die mich schreiend umringten. Sie hatten sich einen Spaß erlaubt und haben das Motorrad weggeschoben. Sie zeigten mir den Weg zum Motorrad, doch es war auch der Weg zum Wasserfalleingang. Oh nein. Sie hatten es zu den Leuten geschoben, die den Eintritt verlangen. Wütend und selbstbewusst begab ich mich zum Motorrad und sprang hinauf. Als ich gerade die Maschine anwurf, wollten sie eine Kette spannen, damit ich nicht rauskomme. Mit quietschenden Reifen sauste ich über der Kette in die Freiheit. Kaum war ich erleichtert draußen, durchkroch in mir ein schweres Gefühl, dass die Asiaten es vielleicht nicht so lustig fanden. Telefone gab es hier und mal kurz bei der Polizei anzurufen und an der Hauptstraße auf mich zu warten, schien mir nicht so abwegig. Ich wechselte ein Teil meiner Kleidung und fuhr mit Umwegen zurück. Erst als ich die Hauptstraße erreichte, viel mir eine Last vom Herzen und ich konnte wieder etwas beruhigter fahren. Überall rund um Banlung waren riesige Kautschuk- Monokulturen- Plantagen.
Ich machte an einem Tempel halt. Von außen konnte ich sehen, dass der Tempel auf Ruinen gebaut wurdeuriert wurde. Die Khmer Rouge hatten in den 80er überall im Land die Tempel zerstört.
Innen waren die Wände von allen Seiten bemalt.
Ein alter Mann kam zu mir und versuchte mir die Geschichte der Bilder zu erklären. Eine schöne Phantasiegeschichte.
Gleich hinter dem Tempel war eine riesige Bananen- Monokulturplantage. Hier konnte ich zum ersten Mal Bananenblüten und den Entstehungsprozess von Bananenstauden sehen.

Als ich merkte, dass der Tag noch nicht rum ist, fuhr ich wieder zurück zum See, den ich am Vormittag besucht hatte. Nun hatte ich mehr Zeit und Lust zu relaxen. Der See war so schön klar und ruhig, so dass ich es mir nicht nehmen lassen wollte rein zuspringen. Das Wasser war kalt und erfrischend. Einige Khmer, die ebenfalls badeten, schaute die ganze Zeit zu mir. Kommen wohl nicht so viele Langsasen hier baden? Oder hatten sie etwas dagegen, dass ich nackt baden war?!? Neh, war nur ein Witz. Obwohl es mir viele zutrauen würden. Abends ging ich zur City und schaute mal wieder in die Kochtöpfe. Nach dem Essen besorgte ich mir am Busbahnhof ich mir ein Busfahrticket nach Kratie für den nächsten Morgen. Der Busticketverkäufer sprach kein Englisch, aber sein kleiner 10jähriger Sohn. Ohne ihn, wäre der Ticketverkäufer echt aufgeschmissen.

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