Mittwoch, 14. Mai 2008

„Si Phan Don“ oder die „Viertausend Inseln“

Am 6. Mai ging es von Don Khong aus mit dem Boot den Mekong weiter flussabwärts. Kurz vor der Grenze nach Kambodscha ist der Mekong auf einer Fläche von rund 50 km Länge und 15 km Breite ein Archipel von kleinen Inselchen und Kanälen, Seen und Bächen, Flüssen und Sandbänken. Die größte Insel ist Don Khong. Unter Backpackern sind eher die Inseln Don Det und Don Khon beliebt. Ein Ort zum Entspannen, Relaxen und Schweben.


Auf den "autonomen" Inseln gibts Marihuana ganz „legal“ zu kaufen und auf der Speisekarte hat man Happy Gerichte und Happy Shakes zur Auswahl. Die einfachen Holzbungalows mit Hängematte...

...stehen direkt am Mekong und kosten ab 80 Cent aufwärts pro Tag.

Hierbei hatte ich die Auswahl zwischen der Sunrise und der Sunset Seite. Ich entschied mich für die Sunrise Seite, weil hier eine größere Auswahl an Bungalows gab. Kleine schmale Wege, die nach einem Regenguss eher Matschpisten waren, verbindeten die einzelnen Bungalowanlagen. Da ich nicht jeden Tag ewig laufen wollte, mietete ich mir für eine Woche ein Fahrrad.


Am Tage machte es echt Spaß schnell von einer Inselseite zur anderen zu fahren. Man musste schnell fahren, damit man nicht im Schlamm stecken blieb. Gleichzeitig musste man auf Kinder und Federvieh aufpassen. In der Nacht war das Fahrrad fahren sehr von Vorteil und gefährlich. Nach Sonnenuntergang wurde auf den Inseln Stromgeneratoren angeworfen. Diese betrieben Fernseher und spärliche Lampen. Große Fliegenschwärme flogen nachts immer um die Lampe herum. Darunter waren tausende eklige Fliegenleichen. Doch nach Sonnenaufgang war von dem Massensterben nichts mehr zu sehen, da die Ameisen ihr Mitternachtsmahl eingenommen hatten. Auf den Wegen in der Nacht hangelte ich mich immer von einer Lampe zur Nächsten. Gegen 22 Uhr wurden die Generatoren abgestellt und dann war es stockdunkel. Deshalb entwickelte ich einen Tagesablauf. Morgens nach der Dusche ging es mit dem Fahrrad zur Sunset Seite zum Lieblingsrestaurant brunchen. Die Pumpkins- Burger sind sehr zu empfehlen. Das Buch „Das Verschwinden von Michael Langenford“ (Geschichte vom Kriegsfotografen während des Vietnamkrieges) war immer dabei und ich versank in den Zeilen. Dann ging es mit dem Fahrrad rund um die Insel kleine und große Ausflüge machen. Nachmittags ging ich oft im Mekong baden. Musste aber immer danach komische kleine schwarze beißende Tierchen von meinem Körper abstreifen. Sie waren nicht sehr nett zu mir. Nach der Dusche machte ich mich abends vor dem Sunset auf den Weg zum Restaurant. Bei einem Gemüsecurry und einem Shake und / oder Beer Lao genoss ich oder meistens wir den Sonnenuntergang.
Ich hatte einige nette Leute kennengelernt, so dass die Abende meistens sehr lustig wurden. Nachdem das Spektakel vorbei war, ging es zu einer der verschiedenen Rasta- Bars. Dort spielten sie fast nur Bob Marley Songs und der Abend wurde Happy. An einem Abend traf ich ein älteres australisches Pärchen in einer Rasta Bar, in der nicht so viele Pubertierende waren. Ich bestellte mir einen Mango-Happy-Shake. Der Shake war ziemlich grün, aber ziemlich lecker und fruchtig süß. Irgendwann konnte ich meinen Körper nicht mehr bewegen. Ich saß stundenlang stumm auf meinem Stuhl und fragte mich, wie ich nach Hause komme. Ich hörte Donner in der Nähe und wusste, dass es bald regnet. Zu dem werden sie die Generatoren ausschalten. Dann müsste ich im Dunkeln nach Hause kommen. Irgendwie schafte ich es aufzustehen und war nicht gleich umgefallen. Ich wollte mein Fahrrad nehmen und es langsam nach Hause schieben, doch dann nahm ich all meinen Mut zusammen und fuhr die ganze Strecke im Rausch nach Hause. Am Bungalow angekommen, ließ ich das Fahrrad fallen und legte mich ins Bett. Inzwischen hatte der Monsunregen angefangen zu strömen. Ich war in Sicherheit, aber nicht vor meinen Sinnen. Die Nacht war noch etwas lustig, aber der Day after war Horror. Erst nach 2 Tage fühlte ich mich besser. Den anderen ging es nach ihrem Happy- Shake auch nicht gut. Da wollte uns wohl jemand etwas guten tun. Die Monsunregen hier in Laos sind faszinierend. Es fängt einfach an zu regnen und es wird immer stärker und lauter. Als ich dachte, dass der Zenit erreicht war, steigerte sich der Regen immer mehr und mehr.
Von einem Tag zu den dem anderen wurden auf der Insel verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt, die zu einer Verbesserung beitragen sollten. Sie erinnerten mich eher an Aktionen, aus kommunistischen Zeiten. Jemand aus der Elite will mal etwas Gutes tun, aber denkt nicht vorher nach. Dann wird es durchgeführt und alle müssen den Schaden ausbaden. Nochmal von vorne. Unter Polizeibeobachtung und -kontrolle mussten aus allen Familien jemand zum Zwangsdienst ran. Die Sandwege auf der Insel waren nicht eben und sollten durch Erde von der Seite geebnet werden. Die aufgeschüttete Erde wurde nicht verdichtet, sondern nur aufgeschüttet. Am nächsten Tag durchweichte der Regen die Erde auf und der Weg war kaum noch passierbar. Es war wirklich gefährlich durchzufahren. Jederzeit hätte ich feststecken oder hinfallen können. Die Verbesserungsmaßnahme ging aus meiner Sicht nach hinten los. Zu den besten Maßnahmen war das Fällen von Bäumen. Einer davon, ein schöner alter Mangobaum stand mitten auf dem Weg. Jeder musste um ihn recht oder links herum fahren. In der Nacht war er immer im Mondlicht zu sehen. Nun wurde er gefällt.
Übrig blieb nur ein Baumstumpf, der aus der Erde schaute. Da wäre mir der Baum lieber gewesen… Nachdem er umgeworfen wurde, gab es grüne Mangos for free. Überall waren aber aggressive Ameisen die den süßen Saft der Mango tranken. Nahm ich mir einige Mangos vom Baum, hatte ich die Ameisen dann auf meinen Körper. Sie bissen in meine Haut und wollten mein Blut trinken. Sie waren nicht zimperlich. Mit den Gedanken beim alten Mangobaum, der wegen einem Sesselpupser sterben wusste, genoss ich die Mangos einige Tage später. Mit dem Fahrrad machte ich einen Ausflug zur anderen Insel Don Khon. Dort konnte ich einen kleinen Wasserfall sehen, über dem eine Bambusbrücke gebaut wurde. Die Brücke sah echt amateurhaft aus, aber schien sicher und stabil zu sein.

Ein Schild am Wasserfall wies auf den Badestrand in der Nähe hin. In meinem Reiseführer wurde vor dem Baden gewarnt, weil dort gefährliche Strömungen sind. Sieht für mich auch etwas unheimlich aus...

Am Eingang fand ich dieses Schild…


Ich finde es fahrlässig, Leute zum Baden einzuladen, aber nicht auf die Gefahr hinzuweisen. Auf der Insel gibt es auch noch die einzige Eisenbahn Laos zu sehen. Sie dient heute nur noch als Erinnerung aus Kolonialzeiten und verfällt immer mehr.

Warum die Franzosen auf diesen Inseln eine Eisenbahnlinie errichtet haben, liegt in der Geschichte. Die Franzosen haben die Länder Laos, Kambodscha und Vietnam unter Kolonialherrschaft gebracht, weil sie einen (See-) Weg nach China suchten. Der Mekong entspringt in China, fließt durch Indochina und danach ins Meer. Die Idee ist gut, doch der Mekong war und ist unbezwingbar. Über den Seeweg gab es kein Durchkommen, weil die Wasserfälle, besonders der Khon Phpheng, im Wege stehen. Also bauten sie ganz im Süden der Insel Don Khon einen kleinen Hafen mit einer Verladeeinrichtung. Der Schmalbahnzug brachte dann die Waren auf dem Landweg nach Norden zur Insel Don Det. Diese wurden dann auf ein anderes Schiff geladen. Die mehrfache Verladung war bestimmt nicht sehr effektiv. Wie lange die Bahn in Betrieb war, weiß ich leider nicht. Am 12. Mai, nach einer Woche auf den Inseln, wollte ich doch mal weiter reisen. Eigentlich wollte ich schon längst in Kambodscha sein, doch ich musste meine Reise zur Grenze verschieben. Ich fühlte mich nicht fit. Hatte wohl etwas Falsches gegessen. Als sich mein Gesundheitszustand etwas verbessert hatte, nahm ich im Delirium ein Boot zum Festland und dann den Bus zur kambodschanischen Grenze.

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