Mittwoch, 9. Dezember 2009

Sucre

Von Uyuni aus, nahm ich den Nachtbus nach Sucre. Am 25. November erreichte ich die Stadt um 6 Uhr morgens. Ich haette es mir gewuenscht, dass jemand am Busbahnhof dasteht und mir nette Hostels anbietet. Fehlanzeige. Zum Glueck bekam ich von anderen Backpackern eine Empfehlung. Mit dem Taxi fuhr ich zum besagten Pachamama Hostel (Pachamama=Mutter Erde) und war recht zufrieden. Leider war der Preis mit US$6,50 ueberdurchschnittlich hoch. Preise von US$4 sind in Bolivien normal. An solche Preise, fast so wie in Asien, koennte ich mich gewoehnen. Bolivien gehoert zu den aermsten Laendern in Suedamerika. 60% der Einwohner verdienen nicht mal US$1 pro Tag. Und genau das habe ich als erstes an der Busfahrt gemerkt. So bequem wie in Argentinien, Chile ect. ist es nun nicht mehr. Kaum war ich im Hotel angekommen, schloss ich die Vorhaenge und schlief mehrere Stunden in meinen Einzelzimmer. Ein Einzelzimmer hatte ich auch lange nicht mehr. Ich hatte beschlossen in Sucre etwas laenger zu verweilen. Die Stadt ist ideal zum Ausspannen und zum Spanisch lernen. In Sucre befinden sich viele gute Spanischschulen. Nachdem ich etwas geschlafen hatte, ging ich in der Stadt spazieren. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und nur wenige weisse Wolken bedeckten den Himmel. Ueber diese nette kleine Strasse kam ich ins Zentrum. Ueberall in Sucre sah ich schneeweisse Kirchen.
Als ich so die Strassem entlang lief, ist mir aufgefallen, dass ich mich endlich so richtig in Suedamerika befinde. Die Menschen sprechen fast nur noch spanisch und vor allem die Frauen tragen "traditionelle" Kleidung.
Ich spazierte den ganzen Nachmittag durch die Gassen. Ich kam sogar an einer deutschen Schule vorbei.
Durch Zufall entdeckte ich eine ganz steile Strasse, die mich auf einen Berg fuehrte. Von dort aus hatte ich einen wunderschoenen Blick auf die Stadt Sucre.
Auf dem Heimweg kam ich am Zentralmarkt vorbei.
Vollgepackt schlenderte ich zurueck zum Hostel und machte mir in der Kueche eine grosse Gemuesefanne und einen grossen Obstsalat. Das hatte mir wirklich gefehlt. So wie es aussieht, werde ich nicht oft die Gelegenheit haben, fuer mich zu kochen. Doch erstmal musste ich es voll ausnutzen. Den naechsten Tag verbrachte ich nur im Hostel und schrieb ganz viel Blog, wichtige Emails und sortierte endlich all meine Fotos. Kaum auszumalen, wenn mein Computer gestohlen oder kaputt gehen wuerde. Letzteres ist schliesslich passiert. Ein blauer Bildschirm erschien und dann wurde alles schwarz. Seit dem startet das System nicht mehr. Ich fiel in ein tiefes Loch, da all meine Arbeit der letzten Tage und Nachte umsonst war. Von Franzi und Robert bekam ich ein Video von ihrer Tochter Leni, die jetzt Fahrrad fahren kann. Wie durch ein Wunder musste ich Lachen und das Problem mit dem sch*** Laptop war erstmal vergessen. Dadurch bekam ich einen freien Kopf und suchte mir in Sucre eine Spanischschule. In meinem Hostel fand ich einige Angebote und konzentrierte mich auf die Non-Profit-Sprachschulen. Ich folgte meinem Gefuehl und entschied mich nicht fuer die Fake Non-Profit-Sprachschule "Fox", sondern fuer die "Fenix" Sprachschule in der Miguel Angel Valda Street Nr. 61, die wirklich soziale Projekte verfolgt. Sie geben mittellose Schueler kostenlosen Englischunterricht und zahlen den Lehrern ein besseres Gehalt. Und genau das konnte ich fuehlen. Meine (kleine) Lehrerin Yashira,......sowie die Mitarbeiter von Fenix strahlen eine angenehme familiaere Aura aus. Sie stellen jedem Schueler frei, wie lange er die Sprachschule besuchen moechte und das voll flexibel. Eine Rechnung gibt es zum Schluss ...doch diese ist nicht variabel. In dem Einzelunterricht lernte ich in einer Woche so viel Spanisch, dass ich sogar nachts mal aufwachte, weil ich im Schlaf die unregelmaessigen Verben im Past konjugierte. Fuer 7 Tage bestand mein Tagesablauf folgendermassen: 8 Uhr aufstehen, von 9 bis 17 Uhr Spanischunterricht (1-2 Stunden Pause), danach Essen kaufen und zubereiten, von 21 bis ca. 24 Uhr Hausaufgaben machen, lernen & vorarbeiten. Mein letzter Unterrichtstag war der 7. Dezember, ein Praesidentschaftswahlsonntag. Am Nachmittag lief ich in der Stadt umher und konnte es nicht glauben. Auf den sonst ueberfuellten Strassen... ...fuhren bzw. standen keine Autos. Fast alle Geschaefte waren geschlossen. Wie viele Vorhaengeschloesser koennen Sie auf diesem Foto sehen?¿?Die Leute liefen auf der Strasse entlang. Kinder spielten Fussball. Es herrschte eine Geisterstadtstimmung in Sucre. Wie ruhig es war? Unbeschreiblich.
Der alte Praesident Evo Morales ist der neue Praesident. Der Sozialist und erste indigene Staatschef Südamerikas erreichte bei der Präsidentschaftswahl nach Umfrageergebnissen etwa 62 Prozent der Stimmen und wurde somit deutlich in seinem Amt bestaetigt. Sein stärkster Kontrahent, der rechtsgerichtete Manfred Reyes Villa, kam danach auf bis zu 25 Prozent. Den Nachmittag verbrachte ich im Internetcafe. Mein Stammcafe hatte an diesem Tag geschlossen. Ewig lief ich herum und fand schliesslich ein anderes. Wie der Zufall es wollte, kamen dann die Portugiesinnen Ana und Beatriz herein. Ich hatte sie damals in Chile auf der Navimag kennengelernt und dann schon einmal in Valparaiso wiedergetroffen. Die Freude war echt gross. Das Wiedersehen wollten wir am Abend um 22.30 Uhr in der Stadt feiern. Waehrend ich puenktlich auf die Beiden wartete, traf ich auf einmal ein franzoesisches Paerchen, dass ich auch auf der Navimag kennengelernt hatte. Unglaublich!!! Gerade in diesem Moment kamen die Chicas hinzu. Was fuer ein Zufall?¿? Die Chicas wohnten in Sucre in einer Wohngemeinschaft. Die Mitbewohner waren auch da. Mitten auf der Plaza sassen wir auf dem Boden und machten es uns gemuetlich. Mit Wein, Gitarre und Gesang......wurde es recht lustig.Wir gingen abends in eine Tanzbar und die Gruppe wurde auf einmal immer groesser. Ach, wie sehr hatte ich mich an den rauchfreien Clubs und Bars gewoehnt? Stinkend verliess ich gegen 2.30 Uhr die Bar. Zum Glueck erinnerte ich mich noch an den Nachhauseweg. Die Strassen waren leer und die Ratschlaege, nachts nicht auf die Strasse zu gehen, pochten in meinem Kopf. Zum Glueck ist nichts passiert. Gegen 3 Uhr morgens musste der Sohn der Hostelfamilie verschlafen mir die Tuer oeffnen. Am naechsten Morgen hatte ich viele Besorgungen zu machen. Ich genoss meine zurueck gewonnene Freiheit. Ich ging in der Stadt spazieren. Ich sah die jungen Shoe Shiner Kids erneut bei der Arbeit.Mit dem Bus fuhr ich zum Busbahnhof......und kaufte mir ein Busticket fuer den naechsten Tag nach La Paz. Nun musste ich doch Abschied finden......und werde Sucre echt vermissen. Es soll die schoenste Stadt Boliviens sein und es scheint wahr zu sein. Eine wirkliche Ueberraschung kam noch am Busbahnhof. Wie der Zufall es wollte, traf ich Ana und Beatriz noch einmal. Doch diesmal war der Abschied von Beatriz amtlich.

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