Samstag, 19. Dezember 2009

La Paz

Am 9. Dezember kam ich mit dem Nachtbus in La Paz (spansich: Der Frieden), der Hauptstadt von Bolivien, an. Die 1 Millionen Einwohnerstadt befindet sich in einem tiefen, windgeschuetzten Talkessel, auf einer Hoehe von bis zu 4100 Metern ueber dem Meeresspiegel. Damit ist La Paz die hoechstgelegene Hauptstadt der Welt. Als ich ankam, wusste ich erst gar nicht, in welches Hostel ich gehen sollte. Deshalb guckte ich in mein Guidebook und vertraute den Hostelbeschreibungen. Der Busbahnhof war nicht in der Karte eingezeichnet, so dass ich nicht genau wusste, wie weit mein ausgesuchtes Hostel entfernt war. Im nachhinein erfuhr ich, dass es nur 5 Blocks stressfrei entfernt war. Ganz clever wollte ich mit einem Paerchen ein Taxi teilen und damit zu deren und dann zu meinem Hostel fahren. Zum ersten Hostel kamen wir ohne Probleme, doch zu meinem wollte er nicht mehr zusaetzlich fahren. Ich sollte den doppelten Preis bezahlen, obwohl wir 10 Boliviano fuer die kurze Strecke ausgemacht hatten. 5 Boliviano waeren normal. Deshalb schmiss er mich aus dem Taxi. Als Dankeschoen bot ich ihm 5 Bolivianos an oder 15 wenn er mich zu meinem Hostel bringt. Er entschied sich fuer die 5 Boliviano. Also nahm ich meinen Rucksack und lief eben zu meinem Hostel. Ich musste ja "bloss" die Strasse hochlaufen. Ein anderes Taxi konnte ich nicht nehmen, da es eine Einbahnstrasse war. Habe ich schon gesagt, dass La Paz die hoechstgelegene Hauptstadt ist?¿? Den Sauerstoffmangel habe ich furchbar zu spueren bekommen. Es ging immer weiter den Hang hinauf. Mein Atem blieb mir weg und mein Rachen schmerzte. So muss es sich anfuehlen, wenn man Asthma hat. An alle Astmatiker: Bloss nicht nach La Paz kommen!!! Wahrscheinlich sind diese, im Gegensatz zu mir, schlauer und nehmen ein Taxi. Denn so teuer sind sie ja nicht. Den Euro kann man schon ausgeben. Atemlos fand ich das Hostel schliesslich. Statt fuer 2,50 Euro mir ein Einzelzimmer zu nehmen, goennte ich mir fuer 2 Euro ein Bett in einem Dorm. Beide Raeume sahen nicht gerade einladend aus, aber ich brauchte ja kein Luxusbett. Ich nahm das Bett im Dorm und lernte ganz schnell meine Zimmergenossinnen kennen. Es waren zwei deutsche Maedels. Lange wollte ich nicht im Zimmer verweilen. Ich stellte meine Tasche ab und ging in die Stadt, ins Tal. Es war ein herrlicher Tag. Strahlend blauer Himmel mit weissen Woelckchen. Warum muss immer am Ankunftstag schoenes Wetter sein? Ich wollte eigentlich zum Mirador (einem der 3 Aussichtspunkte), doch ich blieb in der Innenstadt haengen. Ich habe von La Paz fast nur schlechtes gehoert. ”Wenn man keine Zeit hat, sollte ich La Paz am besten auslassen.” Nun bin ich trotzdem gekommen und war vollkommen positiv ueberrascht. Die Menschen auf den Strassen sahen so faszinierend aus. Es herrschte ueberhaupt keine Hektik. Das lag bestimmt an den indianischen Marktfrauen oder lag es doch nur an der Hoehe. Die Leute trotten vor sich hin und gehen ihrer Beschaeftigung nach. Am Plaza de San Francisco befinden sich mehrere Einkaufsstrassen. Seit langem fand ich dort richtig schoene Sachen. Das Problem nur: Ich habe kein Platz fuer Geschenke im Rucksack. Doch eigentlich wollte ich ja zum Aussichtsberg. Dazu folgte ich die Hauptverkehrsstrasse Richtung Sueden. Doch irgendetwas war merkwuerdig. Die Strasse waren leer. Es fuhren keine Autos und einige Leute standen herum oder sassen wie diese Frauen auf der Strasse. Jetzt guckt doch mal revolutionaer! Wie ich spaeter erfuhr, demostrierten die Menschen gegen die Entscheidung der Regierung, sie umzusiedeln. Es waren alles ”Weihnachtsramschverkaeufer”,...


...die nicht am Rande der Stadt verkaufen wollen, sondern in der Innenstadt. Der Platz war aber zu klein und ausserdem sollte es ein Beginn fuer die Entstehung eines Weihnachtsmarktes werden. Die gleichen Probleme gab es damals mit den Buecherstaenden. Wer heute ein Buch in La Paz braucht, geht in die Buecherstrasse. Bis das umgesetzt wurde, dauerte es ewig. In ein paar Jaaren spricht bestimmt niemand mehr ueber die Anfangsprobleme. Ich lief die Hauptstrasse immer weiter entlang. Der Himmel verdichtete sich immer mehr mit schwarzen Wolken. Schliesslich fing es an zu nieseln. Nun konnte ich wieder die Strasse zurueckgehen und den Besuch auf den naechsten Tag verschieben. Ich wollte aber nicht zurueck ins Hostel gehen, sondern ging wieder zur Einkaufsstrasse zurueck. Die handgemachten Produkte waren zu toll. Weiter oben fand ich schliesslich ganz viele Mountainbike Tourveranstalter. Ich wollte mit die “Yungas” anschauen. Das ist ein Naturerlebnis, bei dem man auf einer Gefaellstrecke von rund 300 Hoehenmetern in wenigen Stunden zahlreiche Vegetationsstufen und einen Temperaturunterschied von 25 Grad und mehr erleben kann. Diese Strecke wollte ich mit einem Mountainbike herunterfahren. Ein Teilstueck zwischen La Cumbre und Coroico zaehlt zu der gefaehrlichsten Strasse der Welt. Jedes Jahr starben rund 100 Menschen. Heute sterben nur noch wenige... aber auf dem Mountainbike. Die Fahrrad-Ausleih-Preise und die Qualitaet der Bikes gehen ganz schoen auseinander. Doch im allgemeinen fand ich die Exkursionspreise zwischen 30 und 50 Euro fuer Bolivien ueberteuert. Schliesslich musste ich nachgeben. Ich wollte stattdessen mit dem oeffentlichen 2 Euro Bus nach Coroico fahren und dort mir ein fahrrad ausleihen. Doch alle sagen, dass man es dort nicht machen kann. Auf dem Marktplatz kaufte ich mir leckeres Obst und Gemuese. Am naechsten Morgen regnete es den ganzen Vormittag. Also blieb ich einfach noch im Bett liegen. Mit der Julia, aus meinem Zimmer, ging ich dann, als es nicht mehr ganz so doll regnete, La Paz erkunden.


Sie lebte hier schon lange und wusste ueber tolle Plaetze bescheid. Mit tolle Plaetze meine ich, wo man gut Essen gehen kann und wo es den besten Fruechteshake gibt.Zum Schluss zeigte Julia mir das Chuquiago Café mit Internetzugang, in dem ich auch schnell zum Stammkunde wurde. Luisa und Christian......haben ein tolles Café mit Ambiente entworfen, in dem man in Ruhe im Internet surfen kann. "Chocolate for the Soul." Dazu kann man Cappuccino trinken und selbstgepackenen Kuchen oder Quiche essen. Ich habe hier Stunden und Tage verbracht. Wenn sie doch nur noch ein Bett haetten?!? Besonders dankbar war ich Ihnen, als sie mir geholfen hatten, als ich feststellen musste, dass alle Kingston 16 Gb USB-Sticks in La Paz defekt sind. Ich mochte wirklich La Paz, weil die Stadt pulsiert. Alles ist aufregend und interessant. Ganz klar fiel mir auf, dass die Leute sehr arm sind und gleichzeitig freundlich, ruhig und nett. Das Tal platzt aus allen Naehten, so dass nicht noch mehr Einwohner hierher ziehen koennen. Sie leben ueberhalb von La Paz, in El Alto, einem kalten und windigen Altiplano. Mit (Mini-)Busse......fahren die eifrigen Haendler jeden Tag in die Stadt und bieten ihre Ware an.La Paz strotzt vor Gegensaetze. Arm und Reich prallt aufeinander.Es fiel mir schwer, die Armut der Leute mir anzuschauen. Ueber 60% der Bolivianer verdienen nicht mal US$1 pro Tag.

Dann hoffe ich mal, dass der Weihnachtsmann die Zukunft der durchaus liebewuerdigen Erdenbuerger besser gestaltet. Apropro Weihnachten. Die beschmueckte "Tanne" ist kaum noch zu unterbieten. Nach dem grauen Regentag hatte ich nur noch schoene Sonnentag. Ich lief an einem Morgen zum Mirador K'illi K'illi. Nun konnte ich auf La Paz heruntergucken.


Sorry, das musste jetzt noch kommen.
Am Abend war ich nochmal dort. Valentine (ein Argentinier) und ich wollte uns das Lichtermeer anschauen.


Einige Eindruecke von der Stadt habe ich hier zusammen gestellt: Wirklich interessant war das Coca Museum. Dort lernte ich alles ueber Coca, Kokain und Coca Cola.Das Foto von Fidel Castro fand ich ja echt lustig. Ob der Präsident Kim Jong II von Nordkorea auch heimlich Coca Cola trinkt? Cuba und Nordkorea sind die letzten Coca Cola freien Laender auf der Welt. Und echt eklig fand ich die Staende mit dem Llama Embryos. Diese sollen angeblich Glueck bringen, wie die anderen "Glucksbringer" auch. Dazu werden 4 Embryos pro Himmelsrichtung vergraben. Nun verbrachte ich eine so lange Zeit in La Paz und kam nicht mal aus der Stadt raus. Ich wollte eigentlich erst eine Mountainbike Downhill Tour nach Coroico machen und dann eine 5taegige Jungletour unternehmen. Erstens kam es anders und zweitens als man denkt. Ich hatte mir ne Lebensmittelvergiftung zugezogen und mein Magen spielte Achterbahn. Zum dem kam noch, ein grosses Problem mit einem USB Memory Stick. Der Stress dauerte 3 Tage und das alles, weil ich mir einen 16GB Stick auf der Strasse fuer rund 20 Euro gekauft hatte. Ich hatte ihn erst nach 2 Tagen richtig ausprobiert und musste feststellen, dass er nicht funktionert. Mit Hilfe bolivianischer Freunde und einem netten Polizisten, war der Verkaeufer bereit den Stick auszutauschen, wenn ich ihm 2 Euro mehr gebe. Somit bekam ich einen zweiten nagelneuen eingeschweissten Stick. Dummerweise war auch dieser kaputt. Sofort tauschte ich diesen auch um und der 3. Stick war ebenfalls defekt. Der Verkaeufer fuehlte sich genervt, da er diese 3 nicht mehr verkaufen kann. Am naechsten Tag ging ich mit dem Verkaeufer zu seinem Haendler, auf einem grossen Marktplatz in der Stadt. Nach langem hin und her bekam ich fast mein ganzes Geld erstattet. Wenn ich schon mal dort bin, wollte ich mir einen neuen Stick bei einem anderen Haendler kaufen. Auf dem Marktplatz waren gab es die selben Sticks fuer 25% guenstiger. Also kaufte ich mir meinen 4. Stick und probierte ihn erneut in einem Internetcafe aus. Und???? Auch dieser war defekt. Schliesslich tauschte ich ihn gegen einen 8GB Stick von HP ein. Dieser funktioniert einwandfrei und ist wahrscheinlich auch nur eine Kopie, obwohl alle Verkaeufer ganz ernstvoll meinen, dass sie nur Originale Verkaufen. Nun habe endlich das Problem loesen koennen, da kam schon ein neues Problem hinzu. Fuer die 5taegige Jungletour hatte ich keine Zeit mehr. Dann wollte ich jedenfalls mit einem Bus nach Coroico fahren und von dort aus eine Downhill Mountainbike Tour machen. Einen Tag bevor ich los wollte, erfuhr ich mitten in der Nacht, dass es seit 2 Wochen keinen Fahrradverleiher mehr gibt. Bekannte, die gerade aus Coroico zurueckkamen, hatten aber Fahrradverleiher gesehen. Da ich keine Zeit mehr hatte, wollte ich kein Risiko eingehen. Darum entschied ich mich nun doch, eine Mountainbike Tour in La Paz zu buchen. Um 23 Uhr hatten alle Agenturen geschlossen gehabt, so dass ich erst in zwei Tagen los kam. Die Abenteuertour habe ich in einem eigenen "Post" zusammengefasst. Nach der Tour packte ich meinen Rucksack und nahm einen Bus nach Copacabana.

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