Dienstag, 22. Dezember 2009

Copacabana und Isla del Sol

Nach 10 Tagen Aufenthalt in La Paz habe ich am 18. Dezember den Bus nach Copacabana genommen. Die Grenzstadt zu Peru liegt direkt am Titicaca See. Der Titicaca-See ist der höchstgelegene See der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3.810 m über dem Meeresspiegel, ist 194 km lang und 65 km breit und hat eine maximale Tiefe von 365 m. Mit einer Fläche von 8.288 Quadratkilometern passt der Bodensee etwa 15 Mal hinein. Titicaca bedeutet zu deutsch: "Grosse graue Katze". Wenn man einen grossen Schluck aus der Flasche nimmt, dann erkennt man, wenn man das Satelietenfoto auf den Kopf stellt, eine Katze.
Nicht?!? Ich sehe auch keine Katze. Bei Therapy, dem Brettspiel, habe ich auch immer die Tintenkleckse nicht erkannt. Jedenfalls habe ich Dank Imodium die Busfahrt gut ueberstanden. Auch als es mit einer Faehre ueber einen Fluss ging. Erst zum Sonnenuntergang kam ich in Copacapana an und fand schnell ein guenstiges Einzelzimmer in einem Hotel (fuer Gerald: 20 Bol = 2 Euro). Am naechsten Morgen habe ich sofort die Faehre zur Isla del Sol genommen. Schon rund 1000 Jahre vor Ankunft der Inkas wurden auf der Sonneninsel unter dem Einflussbereich "Tiwanakus" zeremonielle Gebaeude errichtet. Erst die Inkas verwandelten die gesamte Insel in eine Pilgerstaette, die jaehrlich von Tausenden Besuchern aus dem gesamten Inkareich aufgesucht wurden. Der inkaischen Mythologie zufolge stieg naemlich einst der Schoepfergott Viracocha aus den Fluten des Titicaca-Sees auf und erschuf aus dem heiligen Felsen auf der Sonneninsel Sonne und Mond. Warum der Gott den Mond nicht auf der gegenueberliegenden Isla del Luna erschaffen hat, weiss ich nicht. Gerne waere ich der Frage auf den Grund gegangen, aber die Bootsfahrten auf die Mondinsel werden nicht mehr angeboten oder nur noch als Privatfahrten. Auf Wunsch auch mit nachgebauten altertuemlichen Booten. Auf der Sonneninsel angekommen,......wurde ich gleich von den Eintrittsgeldsammler in Empfang genommen. Nach einem Fruehstueck machte ich mich auf den Weg auf. Ein weisser Hund wich mir nicht mehr von der Stelle und wurde mein treuer suesser Begleiter.
Die meisten Touristen kommen nur fuer einen Tag auf die Insel und laufen von Norden nach Sueden. Ich entschied mich fuer die entgegengesetzte Richtung, da ich eine Nacht in einem Hostel auf der Insel verbringen wollte. Das war mein Plan, doch so einfach war es nicht den Weg zu finden. Es gab keine Hinweisschilder und die Wegen gabelten sich staendig auf und fuehrten in unterschiedliche Richtungen. Neben den vielen einfachen Haeusern mit den armen Bewohnern......standen ueberdurchschnittlich viele Restaurants und Hostels fuer die Inseltouristen bereit. Gemeinsam mit meinem Hund folgte ich die Wege nach Gefuehl. Als ich mich nun verirrte, zeigte mir ein kleiner Junge den Weg zum Nordteil der Insel. Er war gerade dabei beschaeftigt Schafe und Esel......auf die Wiese zu fuehren. Es war ein wunderschoener Tag, obwohl es noch am Morgen bewoelkt war und etwas geregnet hatte. Deshalb schleppte ich einen Regenjacke mit mir rum, umwohl die Sonne brannte. Die Insellandschaft und das leuchtende dunkelblaue Wasser sahen phaenomenal aus.
Damit ich nicht nur auf den Touristenweg entlang lief,... ...beschloss ich ab und zu Parallelwege zu nehmen. Wie erhofft, sah ich Dinge, die ich sehen wollte, wie die vielen schoenen Kakteenblueten......und Dinge, die ich nicht sehen wollte. Hinter einem Huegel versteckten sie Plastikflaschen, die sie mit Steinen beschwerten. Auf den Bergwiesen sah ich viele Schafsherden, die ganz gemuetlich grasten, wenn mein Hund sie nicht immer verjagt haette.Es gibt im deutschen das Sprichwort mit dem schwarzen Schaf der Familie. Mit war die Realitaet noch nie so bewusst geworden. In fast jeder Schafsherde auf der Sonneninsel gab es ein schwarzes Schaf.Inzwischen kamen mir die ganzen Touristengruppen entgegen gelaufen. Da wusste ich, dass ich eine gute Wahl getroffen hatte. Mit einem Grinsen im Gesicht liefen wir den Weg immer weiter zu den alten Inka Ruinen. Wie erhofft, waren alle Touristen verschwunden und ich konnte mir den heiligen Ort alleine anschauen.
Als ich dann noch ein Panoramafoto machen wollte,......sah ich eine Gruppe, die auf den heiligen Ruinen rumspazierten. Ohhh Ohhh. Wenn ich mal vom Holocaust Mahnmal in Berlin absehe, wenn ich das woanders machen wuerde, wuerden sie mich bestimmt luenchen. Wer Muell aus dem fahrenden Bus herauswirft, achtet auch nicht auf Ruinen. Nach einem ca. 8 Stunden Walk kam ich schliesslich an dem Dorf, an der Nordseite an.Ueberall wurden neue Touristengebaeude gebaut. Trotzdem schien fast alles geschlossen zu sein. Mit Unterstuetzung fand ich ein kleines Hostel. Nach einer kurzen Rast, machte ich mich nochmal auf. Ich wollte, wenn ich mich schon auf der Sonneninsel befinde, den Sonnenuntergang sehen. Dazu kletterte ich einfach den Felsen hinter dem Dorf hoch und ging mit dem Kompass in der Hand in Richtung Westen. Im Osten sah ich die Wolken behangenen Schneeberge...
...und im Westen nur dunkle Regenwolken und Blitzeinschlaege auf der peruanischen Seite.Am naechsten Morgen weckten mich um 7 Uhr mehrere Hotelgaeste, die sich genau vor meiner Tuer unterhielten. Ich wollte eigentlich ausschlafen, lecker Fruehstuecken gehen und dann die Faehre gegen Mittag zurueck zum Festland nehmen. Als ich den Regenhimmel entdeckte, entschied ich mich schnell um und nahm die erste Faehre, die um 8 Uhr startete. Nach einem nachgeholten Fruehstueck auf dem Festland ging ich etwas in der Stadt umher. In Copacabana steht eine gewaltige beruehmte Basilika,...
...in der die Virgen de Copacabana (Schutzpatronin) ihren gebuehrenden Platz hat. 1583 wurde die Jungfrau aus Holz geschnitzt... ...und die 1605 beschlossene Unterkunft wurde 1820 fertig gestellt. Im Jahre 1925 wurde die Barbiepuppe vom Vatikan heilig gesprochen. Genau vor dem Eingang der Basilika findet fast taeglich die Cha'lla statt.
Cha'lla ist eine sogenannte Autoversicherung. Mit Girlanden, Plastikblumen und bunten Baendern geschmueckten Autos, Busse und Lastwagen...
...fahren die Eigentuemer vor den Eingang...
...und lassen sich ihr Auto fuer ein Jahr vor Unfaellen und Pannen schuetzen.
Ein katholischer Priester segnet die blitzblank geputzten Autos mit Weihwasser,...
...nachdem er auch die Fahrer gesegnet hatte.
Bei geoeffneter Motorhaube werden zum Schluss Knallkoerper entzuendet und die Autos, aber auch die Fahrer, mit Sekt und Bier getraenkt.
Wenn es immer noch nicht reicht, kommt ein komischer Vogel mit rauchendem Holz und raeuchert erstmal die Bude ein.
Das die Leute dabei nicht mal lachten, dass hat mich wirklich verwundert. Ich lief mit einem Inca Bier in der Hand...
Ich sagte Inca Bier!!!!!!
...zum Titicaca See und machte es mir auf einem Steg gemuetlich. Dabei schaute ich auf die Leute, die sich ein Tretboot oder ein Kanu ausleihten.
Wirklich spassig wurde es, als eine Familie komplett mit Sachen in den See liefen und eine Wasserschlacht anfingen. Ich war behilflich und machte einige Erinnerungsfotos fuer Familienalbum.
Abends fand ich noch ein richtig gutes Café, geleitet von einem Iren und seiner Frau. Nach Monaten bekam ich mal wieder einen leckeren Kaffee. Am naechsten Morgen nahm ich den ersten Bus nach Arequipa, Peru. Gerne haette ich noch einige Postkarten abgeschickt, doch die Post in der Stadt ist nur eine Agentur, von der alles sagen, bloss nichts von dort abschicken. Zum Schluss habe ich noch 3 Anmerkungen: Inca Kola gehoert zu Coca Cola.
Warum sollte man Buchstaben verwenden, die man sowieso nicht ausspricht.Und zum Schluss noch etwas Geschichte. Von 1879 bis 1884 gab es im Dreilaendereck Chile, Bolivien und Peru den sogenannten Salpeterkrieg. In der Atacamaregion hatten alle 3 Laender Territoriumansprueche und waren gierig nach dem wertvollen Rohstoff Salpeter. Bolivien verstoss gegen das Abkommen mit Chile, keine Steuern auf den Abbau von Salpeter zu erheben. Somit startete Chile den Krieg gegen Bolivien und dann auch noch gegen Peru, da ein Buendnisabkommen zwischen Bolivien und Peru gab. Zum Schluss gewann Chile den Krieg und verlagerte die Staatsgrenze weit nach Norden. Bolivien verlor seinen Zugang zum Meer und Peru den suedlichen Teil. Die ganze Geschichte kann man hier nochmal nachlasen, falls es zu sehr zusammengefasst war. Lange Vorgeschichte zu diesem Foto, dass ich in einem Laden in Bolivien machte. Der Krieg ist immer nochnicht vorbei.

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