Samstag, 12. September 2009

Montevideo

Am 9. September erreichte ich Montevideo, die Hauptstadt Uruguays. Schon auf der Hinfahrt konnte ich wirklich krasse Vororte sehen. So etwas hatte ich selbst in Asien nicht gesehen. Unbeschadet kam ich am Busbahnhof in Montevideo an. Ich kam alleine an, weil Holly und Sheyna einen Bus später nehmen wollten. Wir sind zwar gemeinsam nach Uruguay gefahren, doch wir müssen nicht zusammen reisen, wenn wir unterschiedliche Pläne haben. Die beiden hatten beschlossen, Couch-Surfing zu machen. Couch Surfing ist, wenn man bei irgendwelchen Leuten kostenlos schläft. Im Internet, auf deren Homepage, kann sich jeder anmelden und sein Profil offenlegen. Wenn es klappt, dann melden sich Leute, die ein Zimmer für Reiselustige anbieten. Es ist wirklich kostenlos. Aber sicherlich kann man sich dann nicht in sein Zimmer zurückziehen und die Tür hinter sich schließen. Der Reiz für die Gastgeber liegt bestimmt darin, dass sie etwas aus anderen Ländern hören möchten. Ich finde, dass es eine super Idee ist. Sicherlich werde ich das auch noch machen, aber bis jetzt klappte es nicht bei mir. Meine Priorität liegt am Reisen und die Natur zu bestaunen. Meistens sind die Angebote dort, wo ich nicht hin will. Der Zeitaufwand für diese speziellen Erfahrungen ist mir zu groß. Jedenfalls bin ich am Busbahnhof in Montevideo gut angekommen und stand ganz alleine mitten in einer Großstadt. Ich konnte kann nicht mal "HILFE" auf spanisch schreien, weil ich nicht wußte, dass es auch !Por Favor! heißt. Das mußte ich zum Glück auch nicht schreien. Ich besorgte mir auf dem Busbahnhof einen Stadtplan von Montevideo. Mein reserviertes Hostel befand sich 2 Blocks vom Beach entfernt... ...und befand sich angeblich 10 Minuten von der Innenstadt. Auf der Karte sah es nicht so aus. Trotzdem wollte ich mir nicht ein Taxi oder einen Bus nehmen. Bei den ersten interessanten Gebäuden hatte ich noch Lust, Fotos zu machen.



Doch dann war die Luft raus. Aus den 10 Minuten wurde eine anstrengende Stunde. Die Straßen zogen sich endlos hin. Die Luft war smogbelastet und die wenigen Straßenschilder erschwerten noch mehr Weg. Mein erster Eindruck von Montevideo war also nicht sehr schön. Entschädigt wurde ich von meinem Hostel. Es war eine alte stilvoll eingerichtete Villa mit einfacher aber qualitativ hochwertiger Einrichtung. Ich bekam ein richtiges Federbett! Ein bequemes Bett hatte ich wirklich nötig. Ich bekam nämlich am Abend unglaubliche Kopfschmerzen und Magenkrämpfe. Ich fühle mich hundeelend. Selbst das war noch untertrieben. Vielleicht lag es am Essen aus Colonia. Ich hatte mir für mein Frühstück Käse an der Käsetheke gekauft. Später im Hostel stellte ich fest, dass er nicht mehr frisch war. Selber Schuld, kann ich nur sagen. Um 21 Uhr krauchte ich ins Bett und wollte einfach nur noch schlafen. Gegen 5 Uhr morgens kamen meine kolumbianischen Roommates zurück. Rücksicht nahmen sie keine, schließlich hatten ihr Fussballnationalteam gegen Uruguay mit 3 zu 1 verloren. Kaum war ich wieder eingeschlafen, erwachte ich durch ein Weckerklingeln. Es war kurz vor 7 Uhr und der Kolumbianer über meinem Bett machte seinen Wecker nicht aus. Er dachte nicht daran, obwohl ich ihn ermahnte. Nach einer Minute klingeln, verstummt der Wecker. Circa 10 Minuten später klingelte der Wecker erneut. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Scheinbar fühlte sich niemand anderer im Zimmer gestört. Das war mir egal, da ich den Schlaf zur Genesung brauchte. Schließlich wollte ich mir die ganze Stadt an einem Tag anschauen. Nach dem dritten Mal habe ich den Typen unsanft wachgerüttelt. Er drehte sich einfach nur um. Dadurch wurde ich noch mehr sauer. Ich war schon kurz davor, ihm "meine Meinung zu sagen". Dann fand ich den Wecker, ein Handy, unter seinem Kopfkissen. Endlich hatte Ruhe! Weit gefehlt. Ich wurde von ihm durch sein lautes Schnarchen aufgeweckt. Erst nach mehreren Tritten gegen seine Matraze führte zum erholsamen Erfolg. Meinen Plan früh aufzustehen, hatte ich inzwischen aufgegeben. Meinen Wecker hatte ich schon längst ausgestellt. Gegen Mittag erwachte ich aus meinen Träumen und fühlte mich einigermaßen bereit, mir die Stadt anzuschauen. Nach dem reichhaltigen und ausgezeichneten Frühstück fuhr ich zum "Cerro" (spanisch für Hügel). Von diesem Hügel hatte ich schon viel gehört, da man von oben einen schönen Blick auf Montevideo haben soll. Also setzte ich mich in den vom Hostel empfohlenden Bus. Die Fahrt kam mir endlos vor. Etwas beunruhigt fragte ich meine Nachbarin im Bus nach Cerro. Sie textete mich auf Spanisch zu. Ich verstand wirklich nur Spanisch. Schließlich hatte ich Glück. Jemand im Bus sprach Englisch und erklärkte mir, dass ich den Bus wechseln müsse. Dann habe ich es doch geschafft und stand mitten in einem Slumgebiet. Meine Gedanken im Kopf waren nur noch: Was habe ich nur gemacht!?! Nach einem tiefen Atemzug lief ich ohne Angst zwischen den einfachen Häusern. Die Straße war ganz ruhig und scheinbar friedlich. Eine Frau zeigte mir den Weg auf den Hügel. Oben angekommen, konnte ich die Altstadt von Montevideo sehen.
Im Vordergrund ist das Slumgebiet zu sehen. Kaum hatte ich dieses Foto gemacht, kam von hinten ein Mann schreiend angelaufen. Er trug ein rotes Security Shirt und versuchte mir zu erklären, dass das Fotografieren nicht erlaubt sei. Er zeigte mir pantomimisch, dass "sie" normalerweise von hinten kommen und mich schlagen würden. Dann würden sie meine Kamera wegnehmen und mich in Knast stecken oder mir ne Strafe aufbrummen. Ich ließ mich auf keine Diskussion ein. Ich gab im 10 Pesos, bedankte mich bei ihm und ging lieber zurück zur Straße. Eigentlich wolte ich den gleichen Weg zurücklaufen, den ich genommen hatte. Doch er zeigte mir einen anderen Weg. Dieser Weg führte mich genau mitten durch das Slum. Hinter einem Haus machte ich noch schnell dieses Foto und versteckte die Kamera in meinem Rucksack.
Mit einem Lächeln und einem „Hola“ erkämpfte ich mir jeden Meter bis zur Hauptstraße.
Doch bevor ich den Bus wieder zur Stadt nahm, ging ich ans Ufer und machte ganz in Ruhe meine Fotos.
Die Gegend sah schon skurril aus. Auf der einen Seite stecken sie in Armut und auf der anderen Seite protzten sie mit Geld. Dieses Panoramafoto gibt hoffentlich das Gefühl des Ortes wieder.
Von einigen Leuten wurde ich beim Fotografieren beobachtet. Das beunruhigte mich nicht, da sie mich anlächelten. Mit dem richtigen Bus fuhr ich dann in die Innenstadt. Ich hatte nähmlich das Bus- System verstanden. Als erstes wollte ich mir eine alte Fabrikhalle anschauen. Dort können vor allem Touristen traditionelles uruguayisches BBQ Essen bestellen.
Es gab fast nur Fleisch. Die Paprikas waren bestimmt nur Dekoration. Ich traute mich nicht die Deko zu bestellen und verließ den Fleischpalast wieder. Von der Halle aus führte eine fette Einkaufsstraße Richtung Osten, wo auch mein Hostel war. Attraktiv fand ich die Shopping-Mall nicht. Schön fand ich hingegen die Architektur vom Plaza de Indepencia...


...und von diesem Haus.
Alles andere war für mich LANGWEILIG. Mit dem Bus wollte ich nicht zurück zum Hostel fahren. Es waren doch nur 10 Minuten!?! Ich erhoffte mir, in kleinen Seitenstraßen das wahre Montevideo zu finden. Nachts hätte ich in diesen Straßen bestimmt Angst gehabt. Am Tage wurde ich nur mit Blicken verfolgt. Meine persönlich schönsten und interessanten Orte habe ich hier zusammen gestellt:
Mate (Tee) ist überall präsent

"Deine Hoffnung ist in JESUS" Jesus: ist Nazi, Lüge!


"Tüte"?!? Muß wohl ne Beleidigung sein.

Faust

Vollkommen erschöpft und müde kam ich im Hostel an. Irgendwie haben mich abends 2 Frauen, eine brasilianische Fotografin und eine Malayserin, aus dem Hostel gelockt. Wir sind in deinem Restaurant essen gegangen. Eigentlich haben nur die beiden gegessen, weil ich mir im Hostel eine Gemüsepfanne zubereitet hatte. Sie war nicht nur Deko. So etwas leckeres habe ich in Südamerika noch nicht gesehen. Schade eigentlich. Erst um 2 Uhr nachts lag ich im Bett. Am nächsten Morgen mußte ich um 8 Uhr aufstehen und zum Busbahnhof hetzen. Es ging allles gut und ich erreichte pünktlich meinen Bus nach Capo Polonio.

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