Montag, 21. September 2009

Ausflug nach Brasilien zu den "Foz do Iguacu" & danach zurück zu den Iguazú Wasserfällen

Am 16. September sollte endlich meine richtige Reise durch Südamerika starten. Deshalb verabschiedete ich mich von Buenos Aires, aber auch von den beiden Amerikanerinnen Holly und Sheyna. Mit dem Bus ging es in Richtung Norden zum 3 Ländereck Argentinien, Brasilien und Paraguay. Dort befinden sich die größten Wasserfälle (im Sinne der Breite) auf der Welt. Die Iguazú Wasserfälle. Der Name Iguazú hat seinen Ursprung aus den guaranischen Wörtern y für Wasser und guasu für groß. Die Bezeichnung „Großes Wasser“ finde ich vollkommen untertrieben. Auf einer Gesamtbreite der Fälle von etwa 2.700 m stürzen durchschnittlich 1.700 m³/s, nach längeren Niederschlägen bis zu 7.000 m³/s. Im November 2005 waren es nach schweren Regenfällen sogar 12.000 m³/s. Einige Wasserfälle sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist aber „nur“ 64 Meter hoch. Dadurch sind sie höher als die Niagara-Fälle und breiter als die Victoria-Fälle. Jahrtausendelang waren die Wasserfälle eine heilige Begräbnisstätte für die Stämme der Tupi-Guaraní und die Paraguas, ehe sie 1541 durch den spanischen Eroberer Álvar Núñez Cabeza de Vaca entdeckt wurden. Die Nationalparks bestehen aus 20 größeren, sowie aus 255 kleineren Wasserfällen. Im Jahre 1984 (Argentinien) und 1986 (Brasilien) wurden die beiden Nationalparks in die Welterbelister der UNESCO aufgenommen. Dadurch sollen eines der letzten Reste Atlantischen Regenwaldes geschützt werden. Hier leben allein etwa 800 verschiedene Schmetterlingsarten, schöne Vögel...
...und ganz neugierige Nasen...
...-bären.Die Wasserfälle bzw. der Fluss Iguazú bildet eine natürliche Grenze zwischen Brasilien und Argentinien. ¾ der Wasserfälle liegen in Argentinien, so dass man dementsprechend von der brasilianischen Seite den besten Panoramablick hat. Die Iguazú Wassefälle gehören eindeutig zum Pflichtprogramm jedes Südamerika Touristen. Nur von Buenos Aires aus, fahren jeden Tag duzende Reisebusse zu den 18 Stunden entfernten Wasserfällen. Alle Bus Companies aus Buenos Aires verkaufen die Bustickets zum gleichen erhöhten Preis. Innerhalb von 4 Jahren hatten sich die Buspreise verdoppelt. Es herrscht scheinbar keine Konkurrenz und somit auch kein Preiskampf. Durch Zufall fand ich dann im Internet beim Recherchieren das brasilianisches Busunternehmen „Pluma“, das fast täglich zwischen Buenos Aires und Rio de Janeiro pendelt. Auf der Fahrt halten sie an den „Foz do Iguacu“, portugisischer Name für die Wasserfälle an, und waren nur hallb so teuer wie die Konkurrenz. Dieses Busunternehmen wird scheinbar vom Busbahnhofbetreiber in Buenos Aires gedisst, da Pluma nicht auf der Liste der Iguazú-Anbieter im Informationscenter aufgeführt war. In einer großen Halle im Buenos Aires Busbahnhof hatten ca. 150 Busanbieter ihr Office. Als ich im Informationscenter nach der Officenummer von Pluma nachfragte, gaben sie mir eine falsche Nummer. Ich fand sie trotzdem. Alles war sehr eigenartig. Schließendlich hatte ich mein günstiges Ticket. Am Abfahrtstag sollte ich eine Stunde vorher am Busbahnhof warten. Keine Ahnung warum. Überpünktlich betrat ich den Busbahnhof und mußte über 1 ½ Stunden warten, bis der Bus endlich kam. Dann fuhr ich über die Nacht zu den Iguazú Wasserfällen. Am nächsten Morgen gegen 11 Uhr überquerte ich die Grenze nach Brasilien.
Außer, dass auffälligerweise viele VW Käfer rumfuhren, ist mir nichts anderes aufgefallen. Die Leute verstanden mein spanisch und ich nicht ihr portugiesisch. Etwas habe ich doch verstanden, weil ich beide Busse zum Eingang der Foz do Iguacu gefunden hatte. Im zweiten Bus lernte ich durch Zufall die zwei deutschen Backpacker Mirjam und Sebastian kennen. Nachdem ich meinen fetten, schweren Rucksack in einem der Schließfächer eingeschlossen hatte, spazierte ich mit den beiden an den spektakulären Wasserfällen entlang. Vor meiner Reise habe ich mich mit vielen anderen Backpacker unterhalten. Mehrheitlich hatten sie mir von den Foz do Iguacu abgeraten oder man solle wenn, die brasilianische Seite zuerst anzuschauen. Die Enttäuschung wäre sonst zu groß. Welche Enttäuschung? Ich bzw. wir drei waren ziemlich baff... und natürlich naß.
Der Panoramablick vom Lookout war faszinierend und beeindruckend.
Es war ziemlich laut und von all den kleinen Wassertröpfchen und Wölkchen war ein direkter Blick auf das Naturspektakel nicht immer möglich. Immer an den Wasserfällen entlang, liefen wir zu einer Plattform, von der wir direkt unter der Wasserkante standen.


Was für ein idealer Ort, die Wasserfälle auch mal der Schwiegermutter zu zeigen?
Bevor wir mit einem Aufzug nach oben fuhren,...
...wollten wir auf einem Steg über die reißenden Fluten laufen...

...und von einer weiteren Plattform aus,...
...mitten im Geschehen stehen. Es war so naß hier, dass selbst ein Regenschirm nichts brachte.
Von der Plattform aus konnten wir direkt auf einen der breiten Wasserfälle schauen. Das Panoramabild spiegelt nicht die Realität wieder. Es war der Wahnsinn!Von allen Seiten spritzte das Wasser hoch. Die Linse von meiner Kamera war blitzschnell von feinen Wassertropfen bedeckt. Ich hatte so gut wie kein trockenes Stück von meinen Klamotten mehr, mit denen ich die Linse trocken wischen konnte. Bei Mijam sah es auch nicht besser aus. Wenn das all nicht spektakulär ist, weiß ich es auch nicht. Wie werden wohl die Wasserfälle auf der argentinischen Seite aussehen? Nun waren meine Erwartungen ziemlich hoch. Die Besichtigung der Foz do Iguacu hat mehrere Stunden gedauert. Zeit für die Besichtigung des ansässigen Vogelparks hatte ich leider nicht mehr. Mit einem Bus mußte ich zu einer großen Hauptstraße vorfahren und dann die Grenze zu Fuß vor 19 Uhr erreichen. Das liegt daran, dass nur bis 19 Uhr Busse nach Puerto Iguazú fahren. An der einen Bushaltestelle, an den Wasserfällen, lernte ich die Schweizerin Tanja kennen, die mit Mijam und Sebastian befreundet war. Tanja hatte ebenfalls geplant, die Grenze nach Argentinien zu überqueren. Gemeinsam liefen wir vollbepackt im Sunset zur Grenze. Nach den Formalitäten & meinen 4. Reisestempel an diesem Tag, war ich wieder in Argentinien angekommen. Nachdem wir in einem günstigen Hostel eingecheckt hatten (Kurzfassung), gingen wir abends in der Stadt etwas Essen. An einem Eckrestaurant hatten sie "All you can eat“ Pizza im Angebot. Für 15 Pesos kam alle 5 Minuten jemand mit einer anderen Sorte Pizza rumgelaufen und bot jedem Gast ein Stück Pizza an. Die Betonung liegt auf ein Stück. Da wir beide Vegetarier sind, mußten wir viele Durchgänge auslassen. Bekamen dafür aber dann nicht gleich 2 Stücke. Während des Wartens, stillte sich das Hungergefühl bei uns immer mehr, so daß wir nur etwas mehr als eine halbe Pizza schafften. Tanja und ich quatschten bis spät in die Nacht, weil sie mir so viel über Südamerika erzählen sollte. Nach 2 Uhr in der Nacht lagen wir im Bett. Ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, da Tanja am nächsten Morgen den ersten Bus zu den Wasserfällen nehmen wollte. Der erste Bus startet kurz nach 8 Uhr. Nach 5 Stunden Schlaf war Tanja wirklich aufgestanden und zum Busbahnhof gegangen. Als ich gegen 8 Uhr aus dem Fenster rausschaute, erblickte ich einen grauen verregneten Himmel. Über das schlechte Wetter war ich nicht mal traurig, weil ich weiterschlafen konnte. Erst gegen Mittag ließ der Regen nach. Ich ging ein wenig durch die Stadt Puerto Iguazu spazieren und kaufte im Supermarkt Gemüse und eine Flasche Wein. Mit einem Essen wollte ich mich bei ihr bedanken. Erst am späten Nachmittag traf ich sie im Hostel wieder. Sie hatte es nur bis zum Busbahnhof geschafft und spazierte ebenfalls nur in der Stadt ein wenig umher. In unserem Zimmer hatten wir einen neuen Mitbewohner bekommen. Der Kanadier Daniel zog in das Bett über mir ein. Beim gemeinsamen Abendbrot erzählte er uns, dass er im Auftrag von gewissen Leute Restaurant überall in der Welt eröffnet. Er mache gerade Urlaub, bevor er erneut ein Restaurant in Hawaii eröffnet. Toller Job, aber sicherlich sehr einsam. Nach einer unruhigen Nacht, weil Daniel die ganze Nacht Holz gesägt hat, erwachte ich gegen 10 Uhr. Vom Bett aus konnte ich diesmal einen wunderschönen blauen Himmel und weiße Wölkchen sehen. Schnell machten wir uns fertig und fuhren auch zu den Wasserfällen. Denn Tanja war erneut kurz nach 7 Uhr aufgestanden, um eines der ersten Gäste im Nationalpark zu sein. Mit einem Bus ging es über 30 km nach Norden, zum Haupteingang des Parks. Die argentinische Seite der Wasserfälle war unglaublich groß. Wir mußten lange unübersichtliche Wege laufen. Für den längsten Weg hatten sie eine Bimmelbahn. Gleich nach dem Haupteingang fand ich auf dem Boden einen echten argentinischen Polizeiausweis. Cool! Nun hatte ich die Lizenz, armen Straßenhändler auszunehmen und ihnen „Schutzgeld“ abzuverlangen. Nur dumm, dass ich kaum spanisch spreche und nicht so aussehe, wie der Mann auf dem Foto. Das war jetzt aber nicht ernst gemeint! Natürlich habe ich den Ausweis einer hoffentlich vertrauenswürdigen Person abgegeben. Auf dem Weg zum ersten Lookout, kamen uns Coati, südamerikanische Nasenbären, entgegen. Wie putzig die Kleinen, mit den langen Nasen, waren. Schnell aber nicht mehr, als 3 Nasen in meinem Rucksack waren. Sie rochen unsere Sandwiche und wollten perdu nicht verschwinden. Schnell hob ich den Rucksack in die Höhe. Doch es half nicht. Am Rucksack hingen dann 3 Coatis mit ihren Krallen festgehalten in der Luft. Durchs Schütteln ließen sie doch mal los und verschwanden ohne Beute im Dickicht.
Der nächste dumme Tourist kommt bestimmt. Dieser wird leichtsinnig die Tasche mit Essen auf den Boden stellen, um Fotos von Nasenbären zu machen, die sich immer dann bewegen, wenn man ein Foto machen möchte. Vor wildem Fluchen, der unscharfen Bilder wegen, hört der Touri natürlich nicht, dass zwischenzeitlich ein anderer Coati die Tasche schon fest im Griff hat. Diese Art von Touristen kommen mir sowas von bekannt vor!?! Die Wahnschilder, dass der Weg gefährlich sei, hatte ich glatt unterschätzt. Nochmal Glück gehabt, gingen Daniel und ich über eine Brücke,... ...die über den ersten, aber kleinen, Wasserfall führte. Mit klein meine ich nur die Größe. Das das Wasser unglaublich kraftvoll herunterstürzte, dass kann man hoffentlich auf dem Foto sehen? Dann erreichten wir den ersten Lookout. Vor 2 Tagen stand ich genau auf der anderen Seite des Flusses.
Nur wenige Meter weiter war ein anderer Lookout, mit einer Panoramaaussicht auf die gigantischen argentinischen Wasserfälle. Sorry, die Fotos sehen alle so langweilig aus. Auf den Fotos kommt das kribbelnde Feeling nicht wieder. Die Kulisse sah wirklich gewaltig aus.
Das Schwimmen war leider nicht erlaubt.
Schade eigentlich, weil ich extra meine Taucherbrille mitgenommen hatte.
Es herrschte unter diesem Wasserfall ein großes Gedränge, so dass wir schnell weitergingen. Dank meiner Regenklamotten war ich nicht all zu naß geworden. Wer wirklich die Wassermassen spüren möchte, kann mit einem Boot direkt unter die Wasserfälle fahren.
An einem der Restaurants hatten sich Coatis ein neues Opfer ausgesucht.
Die Junkie Bären brauchten eben ihr tägliches Koka.
Mit Daniel...
...ging ich immer weiter an den Wasserfällen entlang.
An einigen Lookouts konnten wir direkt über die Wasserkante schauen...




...oder auf schöne Regenbogen.
Mit der Bimmelbahn ging es zum Schluss zur Garganta del Diablo (spanisch für „Teufelschlund“).


In der 150 Meter breiten und 700 Meter langen u-förmigen Schlucht,...
...stürzt das Wasser mit unglaublicher Power hinab.



Schon damals soll Eleanor Roosevelt (Frau vom ehemaligen amerikanischen Präsidenten) beim Anblick dieser Fälle nur zwei Wörter gesagt haben: „Poor Niagara!“ Je nach Auslegung „Arme oder armselige / kümmerliche Niagarafälle“. Mit der Bimmelbahn wollten wir wieder zurückfahren. Während wir so auf die Abfahrt warteten, kamen ganz viele Coati angekommen. Wenn sie nicht so verfressen wären, hätte ich glatt dieses mitgenommen.
Auf dem Rückweg zum Ausgang kamen wir nochmal an diesem fetten Wasserfall vorbei. Diesmal war keine lange Schlange. Also stellte ich mich unter den Wasserfall.
Meine Regensachen boten mir keinen Schutz. Das Wasser preßte sich durch die Poren, so dass ich klitschnaß wurde. Daniel Schadensfreude verpuffte, als ich meine Wechselklamotten rausholte. Am Parkausgang angekommen, fuhren wir mit dem Bus wieder zurück in die Stadt Puerto Iguazu. Tanja Daniel und ich gingen abends in einem Restaurant essen und begossen den tollen Tag mit einer Flasche Wein. Mein Resume zu den Wasserfällen: Ich fand beide Seiten toll und würde nicht sagen, dass die brasilianische Seite nicht lohnenswert sei. Über Nacht trockneten meine Sachen auf der Leine und am nächsten Morgen ging es für 24 Stunden mit dem Bus nach Salta.

1 Kommentar:

Jana hat gesagt…

Was für eindrucksvolle, tolle Fotos. Vielen Dank fürs Hochladen. Gefunden hab ich euren Blog, weil ich Informationen zu Brasilien suchte, weil ich gedenke, da bald hinzureisen.
Seid ihr bei den Wasserfällen ordentlich nass geworden? Finde ja solche Naturwunder immer sehr eindrucksvoll. Freu mich auf jeden Fall schon!