Sonntag, 22. Juni 2008

Mekong Delta

Das Mekong Delta im Süden Vietnam ist der fruchtbarste Teil des Landes. Ich würde sie als die Kornkammer Vietnams bezeichnen. Ohne das Delta mit den vielen Mekongseitenarmen könnten die Menschen sich in Vietnam nicht ernähren. Vor allem in der Zeit der Teilung zwischen Nord- und Südvietnam war der Norden auf wichtige Lebensmittelspenden aus China angewiesen. Gerade darum kämpften der Vietkong verbissen um den fruchtbaren Süden. Ich plante mir das Delta anzuschauen und mit einem Motorad zu erkunden. Eigentlich wollte ich mir das Motorrad in Saigon ausleihen, doch mein Problem bestand darin, das Labyrinth von Straßen zu verstehen und aus der Stadt zu kommen. Schon bei der Ankunft Saigon dauerte es ca. 1 Stunde, um vom Stadtrand in die Innenstadt zu kommen. Ich, mit meinem gradiosen Orientierungssinn, hatte sehr große Probleme. Deshalb gestand ich mir meine Schwäche zu und nahm lieber einen Bus nach My Tho. Von hier aus fand ich nach langem Suchen einen Motodriver, der mir sein Motorrad ausleih. Aber nur, nachdem ich ihn einige Reparaturen durchführen ließ. Ein funktionierendes Licht und Bremslicht setzte ich als Bedingung. Mit großem Eifer fuhr ich zur ersten Fähre, die mich auf die andere Seite des Mekongs brachte. Auf dem Weg nach Vinh Long kam ich an der Stadt Ben Tre vorbei. Sie lag direkt am Fluss.
Über diese wacklige Brücke fuhr ich über den Fluss.
Wie schon erwähnt, gabelt sich der Mekong auf den letzten Kilometern in duzende Seitenarmen auf, bevor er ins Meer fließt. Um zu den einzelnen Städte zu kommen, mußte ich zwangsläufig viele Fähren als Fortbewebungsmittel nehmen. Es war ein heiden Spaß mit den anderen Motofahrern zur Kasse zu fahren, sich um ein Ticket zu "prügeln"......und danach schnell auf die Fähre zu fahren, so bald die Tore geöffnet wurden.
Auf der anderen Seite des Mekongs fährt man dann ganz schnell runter und reiht sich in eine endlos wirkende Reihe ein. Die Straßen führten an kleinen Häusern und an hellgrüne Reisfeldern vorbei vorbei. Das depremierend fand ich, dass diese Vietnamesen auch auf einem Reisfeld beerdigt wurden.
Überall gab es Obst und Gemüse im Überfluss. Große Schiffe fuhren die Kokusnussschalen zur ansässigen Ziegelfabrik, die diese für die Herstellung von Ziegeln verfeuern.
Mein erstes großes Ziel war die Stadt Vienh Long. Von dieser Stadt aus kann man früh am Morgen mit Booten den schwimmenden Marktplatz besuchen. Erst gegen Abend erreichte ich die Stadt. Das Suchen eines Hostels erwies sich etwas schwierig, weil die Zimmerpreise relativ hoch waren. Durch Zufall traf ich dann in dem einen Hotel eine Holländerin wieder. Ich hatte sie damals in Laos kennengelernt. Wir teilten uns ein Zimmer. Den nächsten Tag verbrachten wir miteinander und nahmen uns am nächsten Morgen einen Bootsführer. Dieser fuhr uns auf dem Mekong...
...zum Marktplatz. Nur die Fahrt dorthin war schon sehr schön. Da wir beide alleine waren, hatten wir ein großes Boot für uns ganz alleine. Den schwimmenden Markt erreichten wir leider zu spät. Nur noch wenige Händler waren am Preise feilschen.
Der Fahrer machte auf der Rückfahrt einen kurzen Stopp bei einer Bonbonfabrik. Dort gab es Tee und Bonbons kostenlos. Natürlich bekam er von der Fabrik Provision, wenn wir etwas kaufen würden. Die Bonbons, dessen Papier per Hand eingewickelten wurden,...
...waren einfach nur köstlich. Im großen und ganzen war der Ausflug toll und waren davon ganz schön schläfrig geworden. Wieder auf festem Boden angekommen, liefen wir noch etwas in der Stadt herum.
Doch als ich immer unruhiger wurde, verabschiedeten wir uns und jeder fuhr in seine Richtung. Ich wollte den weiten Weg nach Can Tho einschlagen. Klitschnaß vom Regen...
...erreichte ich im Dunkeln Can Tho. Ein Mann sprach mich auf der Straße an, und machte mir sein Hotel schmackhaft. Während des eincheckens, bot er mir einen tollen Ausflug an. Genau diesen wollte ich auch machen. Ich wollte mir 2 schwimmende Märkte ansehen. Der eine befand sich in der Nähe von der Stadt und war somit sehr touristisch. Der Zweite war weit entfernt und war deshalb nicht so touristisch. In meinem Reiseführer wurde gerade der zweite Markt empfohlen. Ich buchte deshalb die Tour zum Sonnenaufgang für den nächsten Morgen. Am Morgen verschlief ich erstmal, weil ich den Wecker nicht gehört hatte. Mit etwas Verspätung rief ich zum Boot und lernte meinen persönlichen Käptain kennen. Es war eine zierliche Frau, die mich auf einer Kokosschale rumfahren wollte. Ich war ganz schön enttäuscht. Sie war wirklich nett und versuchte mir alles zu zeigen und zu erklären. Nach Sonnenaufgang...
...fuhren wir an überfüllten Fähren...
...und an diesen schönen einfachen Häusern vorbei.
Als wir den Markt erreichten, mußte mein Kaptain den Motor ausmachen und rudern.
Auf dem Markt waren überall die mit Obst und Gemüse gefüllten Boote. Kunden kamen mit ihren Booten angefahren und packten nach dem Handel die Ware in ihr Boot. Bei so viel Handeltätigkeiten braucht jeder mal ne Pause. Damit die Kunden nicht ewig nach dem gewünschten Produkt suchen müssen, hatten die Boote große Stäbe, an denen alle Produkte, die sie anboten, dranhingen.
Der erste Markt war wirklich beeindruckend. Danach wollten wir eigentlich zum zweiten Markt fahren. Mein Käptain fuhr mich stundenlang durch kleine Kanäle. Sie waren ganz OK, aber ich war viel zu unruhig, um sie zu genießen. Es war schon sehr spät. Ich wollte ja unbedingt den zweiten Markt sehen, der in meinem Reiseführer als Insidertipp gehandelt wurde. Schließlich hatte ich sehr viel Geld dafür bezahlt. Erst als ich Druck machte, fuhr sie mich dort hin. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir schließlich den Markt. Ein Frühlingszwiebelboot war noch dort,..
...aber sonst waren alle Händler schon weg. Ziemlich sauer verlangte ich, zur Stadt zurückgebracht zu werden. Ich wollte mit dem Typen aus dem Hotel sprechen. Schließlich hatte ich den 4fach höheren Preis bezahlt, anstatt der normalen Tour. Im Hotel angekommen, wollte ich sofort den Besitzer sprechen. Die Frau im Hotel schaute mich entsetzt fragend an. Ich wolle ihren Mann sprechen?!? Er hatte mir eine Tour verkauft, die nicht plangemäß stattfand. Eine Entschuldigung oder einen Preisnachlass wäre meiner Meinung nach selbstverständlich. Zu meinem Entsetzen erfuhr ich, dass der Mann nicht der Hotelbesitzer war. Er hatte mich angelogen, dieses Arschl***. Er hatte mir das Zimmer gezeigt und handelte für mich den Zimmerpreis aus. Ich war auf seinen alten Trick reingefallen. Mit Wut im Bauch rief ich ihn an und bekam als Antwort nur "Ähhhh's". Dann legte er auf. Noch mehr wütend saß ich im Restaurant im Hotel und wartete auf ihn. Irgendwann sah ich ihn, wie er den nächsten Backpacker zu einer Tour überreden wollte. Ich beschwerte mich bei ihm und merkte, dass er ganz schön nervös wurde und abhauen wollte. Als eine Frau auf einem Motorrad kam, seine angebliche Schwester, rannte er zu seinem Motorad und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon. Die Frau gab auch Gas und ich stand wieder alleine da. Dieses rafiniertes Arschl*** hatte meinen Ehrgeiz geweckt. Meine einzige Chance ihn zu erwischen war, in dem ich hier auf ihn warte. Er muß kommen, da er sonst für den nächsten Tag keine Touren verkaufen kann. Diesen Verlust würde er nicht tragen wollen. Während ich im Restaurant saß, konnte ich mehrmals „seine Schwester“ sehen, wie sie nachschaute, ob ich noch da sei. Immer wenn ich mich aufs Motorrad schwang und ihr folgen wollte, war sie schon wieder über alle Berge. Ich war einfach zu langsam. Also versuchte ich ihm eine Falle zu stellen. Ich versteckte mich auf der gegenüber liegenen Straßenseite vom Hotel. Vor dem Hotel saßen in der Zwischenzeit viele Vietnamesen und sprachen eindeutig über mich und lachten. Ich wußte es, weil sie zu mir rüber schauten. Sie grinsten mir zu, als ob sie es kaum abwarten können, dass ein starker wütender Deutscher einem betrügenden Vietnamesen eine Lektion erteilt. Also spielte ich ihnen das Theaterstück. Nach einigen Stunden wank mir der eine Vietname vor dem Hotel zu und richtete mir aus, dass der Typ mir einen Preisnachlass geben will. Er traue sich nicht hierher bzw. er kann nicht persönlich kommen, wie er am Telefon sagte. Ich willigte ein und bekam das Geld ausgehändigt. Für die Mühe wollte ich mich mit einem Bier bei ihm bedanken, doch er lehnte ab. Etwas erleichert fuhr ich mit dem Motorrad den weiten Weg zurück nach My Tho. Mein Plan war es in der Nacht anzukommen und am nächsten Morgen den Bus zurück nach Saigon zu nehmen. Als ich im Dunkeln die Stadt erreichte,...
...stellte ich fest, dass alle Hotels ausgebucht waren. Wirklich alle. Selbst die teuren Hotels. Ausgerechnet in diesen Tagen fand ein Kongress in der Stadt statt. Ich stellte mich schon darauf ein, die Nacht im Freien zu verbringen. Schließlich bekam ich einen Tipp von einem Luxushotel, außerhalb der Innenstadt. Sie hatten Mitleid mit mir und machten mir einen sehr günstigen Preis. 100.000 Dong (= 4,- €) sollte mein höchster Zimmerpreis auf meiner ganzen Asienreise sein. Nach einigen Stunden Schlaf fuhr ich am nächsten Morgen wieder zurück in die Innenstadt. Bevor ich das Motorrad zurückgeben wollte, wollte ich mir einen (Nazi-) Tempel anschauen... ...vor dem ein riesiger Buddha stand.
Auf dem Markplatz wollte ich einen Besuch abstatten. Ich schaute mich etwas um und machte lustige Fotos.
Die Hühnerverkäuferin war ein echter Freak. Aber war trotzdem ganz nett, weil sie extra fürs Foto alle Hühner auspackte.
Die Fischverkäuferinnen waren auch total nett.
Als ich ihr meine Fotos zeigte, wollte sie mich umarmen. Stoppte aber, weil sie mich nicht beschmutzen wollte. Sie „stank“ ganz schön streng. Hätte mich aber nicht gestört. Nachdem ich das Motorrad zurück gab, ließ ich mich zum Busbahnhof fahren. An diesem coolen Schild...
...machte der Fahrer für mich eine kleine Pause. Das Schild erinnert mich an meine Kindheit in der DDR. In diesem Style waren damals alle sozialistischen Propaganda Schilder aufgebaut. Das besondere war aber, dass es aus der Gegenwart stammt. Ein Computer mit Internet und Buch mit einem Atom war abgebildet. Mit dem Bus ging es wieder zurück nach Saigon. Ich hatte meinen Ausflug gut überstanden.

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