Samstag, 21. Juni 2008

Saigon

Am 13. Juni erreichte ich mit großen Augen und großen Erwartungen Saigon. Ich stand nun mitten in der alten Hauptstadt Vietnams, von der ich so viel gelesen und im Fernsehen gesehen hatte. Die unzähligen Motorradfahrer,... ...die überall rumfuhren...
...und die Telefonkabel auf den Mästen...

...sahen faszinierend aus und prägten das Stadtbild. Ich suchte mir ein Zimmer in einer kleinen Seitengase,...
...mitten in der Stadt, im Saigoner Backpackerviertel. Die Eigentümer des kleinen dreistöckigen Hausen wohnten im Erdgeschoß. In der ersten Etage befanden sich 2 kleine Zimmer und unter dem Dach ein weiteres großes Zimmer. Ich bekam das Zimmer in der ersten Etage.
In meinem Reiseführer wurde von dem leckeren italienischen Restaurant „Margarita“ geschwärmt. Da ich seit Monaten keine Pizza mehr gegessen hatte, wollte ich unbedingt mal wieder europaisches Essen essen. Die Pizza war umwerfend. Am nächsten Morgen machte ich mich auf, Saigon zu Fuß zu erkunden. Nicht weit weg, befand sich ein großer überdachter Markt,...
...in dem es Textililien, Schmuck und viele gefälschte Ware zu kaufen gibt. Unbeeindruckt lief ich lieber zum Ho Chi Minh Museum.
Das Museum widmete sich der Städteentwicklung von Saigon und der Geschichte von Ho Chi Minh,... ...der Vietnam in die Unabhängigkeit führte. In der oberen Etage wurde das Thema Vietnamkrieg kurz thematisiert. Interessant fand ich das Exponat der Originalausgabe vom Pariser Friedensabkommen von 1973.
Dieses Abkommen... ...bestand nicht lange und wurde kurz nach der Vertragsunterzeichnung gebrochen. Nachdem ich mir noch die Kriegsgeräte im Garten angeschaut habe,...
...ging ich noch etwas in der Stadt umher. Am nächsten Morgen frühstückte ich wieder an meinem Straßen Imbissstand. An einem kleinen Verkaufswagen verkaufte eine Frau frisch zubereitete Sandwiches. Gestärkt machte ich mich in die Stadt auf und besuchte am Vormittag das Vietnam Kriegsmuseum.
Mit Gänsehaut lief ich stundenlang durch die Ausstellungsräume. Ich sah, wie zu erwarten, antiamerikanische Kriegsbetrachtung...
Das häßliche Honigkuchengesicht ist Präsident Nixon.
...und war über die Greueltaten der GI's entsetzt.
Es wurde mehrfach gegen die Genfer Konventionen verstoßen.

Der Einsatz von Phosphorbomben... ....und Napalmbomben ist zu verachten. Das bekannteste Napalmbombenopfer wurde die Südvietnamesin Kim Phuc. Ihre Biografie „Das Mädchen hinter dem Foto“ kann ich wirklich nur empfehlen. Ich habe das Buch verschlungen, weil es nicht nur um die traurige Geschichte von der 8 jährigen geht, sondern auch weil auf politische und geschichtliche Hintergrundsinformationen eingegangen wird. Ein Teil der Ausstellung im Museum widmette sich den Protestbewegungen auf der ganzen Welt. Auch Solidaritätsposter aus der DDR wurden hier ausgestellt.

Auch beeindruckend fand ich die Proteste in den USA selbst. Das ein so große Ablehnung gegen den Krieg im eigenen Land war, habe ich nicht gewußt. Der Protest ging sogar so weit, dass mehrere Leute sich selbst angezündet haben. Im Hof des Museums befanden sich neben Flugzeugen und Hubschrauber riesigen Bomben.

In einem anderen Teil des Museums befand sich ein Nachbau vom „Tiger Cages" vom Con Dao Jail. In diesem Gefängnis wurden Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen eingekerkert und mißhandelt, um Informationen rauszupressen.
10 Jahre Haft war keine Seltenheit. Dem einen wurde sogar stückchenweise die Gliedmaßen amputiert.
Auf Guantanamo, so frage ich mich, wird es bestimmt parallelen geben. Ziemlich makaber fand ich die Souvenierstände am Ausgang des Museums. Original Armeeplaketten konnte man für $5 kaufen oder auch original Patronen als Schlüsselanhänger.
Wieder draußen angekommen, lief ich zur amerikanischen Botschaft. Sie erlangte 2 mal große Bedeutung während des Vietnamkrieges. Das erste Mal im April 1968, als sie angegriffen wurde...

...und ein zweites Mal als die letzten Personen mit Hubschraubern abgeholt wurden, bevor Saigon von den Vietcongs eingenommen wurde. Heute kann man die Botschaft nicht direkt anschauen. Das alte Bebäude wurde abgerissen und wurde durch einen Flachbau ersetzt. Auf dem Heimweg kam ich an der Kathedrale Notre Dame......und an der schönen französischen architektonischen Postfiliale vorbei.

Für den nächsten Tag hatte ich eine Tour zu den Cu Chi Tunnels und zum Cao Dai Tempel gebucht. Diese Attraktionen befanden sich außerhalb der Stadt. Den Cao Dai Tempel... ...ereichten wir rechtzeitig vor 12 Uhr mittags,... ...weil dann das Gebet der Sektenmitglieder zu beobachten ist.

Die Religion des Caodaismus vereinigt die Religionen des Christentums, des Islams und des Buddhismus zu einer allumfassenden Religion. Während des Vietnamkrieges waren die Mitglieder der Glaubenssekte zwischen den Fronten geraten, weil sie (offiziell) auf keiner Seite kämpfen wollten. Das touristische Schauspiel war echt langweilig. Es verstärkte meine Meinung zu Sekten noch mehr. Mit dem Bus ging es dann endlich zu den Cu Chi Tunnels, zu denen ich eigentlich hin wollte. Über ein weit verzweigtes Tunnelsystem lief Vietcong kilometerweit unter der Erde entlang, damit er vor dem Feind unentdeckt blieb. Die Besichtigung war total touristisch und eine Besichtigung auf eigene Faust war nicht möglich. Also lief ich mit Gruppe gemeinsam von Attraktion zu Attraktion. Das eine Pärchen in der Gruppe hatte richtig Spaß alles auszuprobieren.
Besonders geil waren sie auf das Schießen. Für $10 gab es 10 Schuß. Die Waffe durften sie sich aussuchen,...
...bevor es dann zum Schießstand ging.
Wir mußten daneben stehen und auf sie warten. Bei jedem Schuss zuckte ich zusammen. Meine Frage an die beiden, wie sie es mit sich vereinbaren können, so viel Kriegsleid zu sehen und dann selber Krieg spielen zu wollen, wollten oder vielleicht konnten sie nicht beantworten. Gegen solche Menschen habe ich nur Verachtung und man sollte das gleiche tun, wie auf diesem Schild hier: in die Eier schießen. National Defence Sports Shooting Range

Am darauf folgenen Tag ging ich wieder in der Stadt. Ich lief umher und schnupperte die quirlige Atmosphäre in Saigon. Ich lief zum Hotel de Ville und machte einige Fotos.

Eigentlich war das verboten. Polizisten liefen herum und passten auf, dass niemand Fotos vom Gebäude macht. Nach einer Ermahnung ging ich fort und passte dann auf, dass mich niemand sieht. Gleich daneben befand sich das berühmte Rex Hotel. Zu Vietnamkriegszeiten wurden hier die 5 Uhr Märchenstunde abgehalten. Ein Armeesprecher der USA erzählte den Reportern ihre eigene Geschichten, wie der Krieg aktuell läuft. Es kam oft vor, dass der Sprecher sprachlos auf Fragen wurde und Fragen auswich. Die nächsten 3 Tage machte ich einen Ausflug zum Mekong Delta. Als ich wieder in Saigon zurückkam, fühlte ich mich gleich wieder zu Hause. Es war ein schönes Gefühl durch die Straße zu laufen. An den korrupten Polizisten vorbei,... ...oder an den feiernden Vietnamesen vor dem Toilettenhäuschen. In meinem Guesthouse bekam ich diesmal das große Zimmer in der zweiten Etage. Die Besitzerin brachte mir sogar ein Schälchen mit einer Nudelsuppe. Was für eine nette Begrüßung?!? Am nächsten Tag packte ich meine Tasche und fuhr umständlich zum Busbahnhof. Ich wollte nicht wie üblich mit Touristenbusse reisen, sondern mit den Eimheimische, so wie ich es auch in Laos oder in Kambodscha gemacht habe. Nach Stunden fand ich den richtigen Bus nach Mui Ne und hatte eine beschwerte Fahrt dort hin.

Keine Kommentare: