Donnerstag, 7. Januar 2010

Los Llanos

Am 3. Januar begann endlich meine 4-taegige Tour zu den Los Llanos. Ich hatte mich fuer den Tourveranstalter “Colibri” aus der Podada "El Aleman" entschieden. Das Tourangebot gefiel mir noch am besten, da sie in kleinen Gruppen starten. Los Llanos ist ein riesiges Weidegebiet im Suedwesten von Venezuela und gehoert zu den Highlights im Lande. Weidegebiet darum, da 5 Millionen der 6,4 Millionen Rinder in Venezuela sich hier befinden. Ohne Los Llanos wuerden die Venezuelaner verhungern, da Gemuese relativ unbekannt ist und im Supermarktregal vergammelt. Los Llanos hat wirklich viel zu bieten. Die Schoenheit liegt in der Flora- und Faunavielfalt. Mit einem Jeep ging es am ersten Tag erstmal in den Nationalpark Sierra Nevada, unweit der Stadt "Barinas". Auf dem Weg dorthin machten wir einen planmaessigen Stop an der beruehmten Steinkapelle in San Rafael de Machuchies.Ein Foto ohne Touristen zu machen, war am heutigen ersten Sonntag im neuen Jahr unmoeglich. Die Venezuelaner nutzten den freien Tag fuer einen Ausflug und verstopften die Strassen. Unweit der Steinkirche befand sich die Kondorstation “Mifafi”. In Kaefigen wurden 3 Kondore gehalten und sollen wahrscheinlich symbolisieren, das Kondore nicht gefaehrlich fuer die Menschen sind. Sie wurden jahrelang gejagt und befinden sich auch in Venezueala vor dem Aussterben. Weiter ging es zur Laguna Mucubaji und zur Laguna Victoria. Aufgrund des zeitmangels (Verspaetung des Guides und Einkauf von Lebensmitteln) wurde der 2-stuendige Spaziergang gestrichen. Eigentlich wollte der Guide den Besuch der Laguna Mucubaji auch streichen, aber erst durch meinen Einspruch durften wir uns die Lagune doch anschauen. Im Auto standen wir in einer Wagenkolonne und es ging nur schleppend voran. Wir einigten uns, dass wir zur Lagune laufen, waehrend der Guide im Auto auf uns wartet. Er meinte, dass wir den Berg 20 Minuten hochlaufen muessten. Nur nach wenigen Minuten standen wir an der Lagune...

...und verstanden nicht, warum der Guide uns angelogen hat. Aber dann war es uns klar. Die Venezuelaner moegen nicht zu laufen und fahren lieber mit dem Auto, bis an die Lagune heran. Im Extremfall werden die Fotos eben aus dem fahrenden Auto herausgemacht.

Was soll man schon erwarten, wenn es heiss ist und die Spritpreise bei 0.097 Bolivar pro Liter liegen? Umgerechnet sind es 0.013 Euro pro Liter. Da kostet mal ne Tankfuellung nicht mal 1 Euro.

Anstatt eben nun zu laufen, sind wir mit dem Jepp zur Laguna Victoria gefahren. Auch hier mussten wir einen Berg hochlaufen.

Diesmal war der Anstieg steiler. Waehrend wir oben angekommen waren und um die Lagune herumliefen, blieb der Guide zurueck und wartete auf uns. Er brauchte wohl erstmal eine Erholungspause. 20 Minuten vor der Stadt Barinas bezogen wir in der Posada Colibri unsere Uebernachtungsmoeglichkeit. Der Boss ist eine nette dicke Frau. Sie ist die Mutter vom Posada “El Aleman” Boss in Merida. Die Posada Colibri war wirklich gemuetlich und zu meiner Ueberraschung bekam ich sogar ein grosses Einzelzimmer. Aus einem Nickerchen wurde nichts, da wir vor noch vor dem Abendbrot Tubbing gehen wollten. Waehrend der Regensaison waere sogar Wildwasserrafting moeglich. Doch jetzt im Januar ist nur gemuetliches Tubbing moeglich. Auf alten Autoreifen teibt man dabei den Fluss hinunter. Gespannt fuhren wir zum Fluss und wurden von den Einheimischen argaeugig beobachtet.

Der Fluss und das Flussufer war mit Einheimischen ueberfuellt, die sich eine Abkuehlung im kalten Wasser holten wollten.

Mir wurde die ganze Situation ganz schoen peinlich. Ich wollte nicht in fetter Sicherheitsmontur, also mit Schwimmweste und Helm, wie ein alter fetter Sack den Fluss herutertreiben. Der Wasserstand war sehr niedrig, dass mein Scharmgefuehl noch mehr verstaerkte. Zum Glueck wurde das Tubbing abgeblasen. Erleichtert wurden wir wieder zurueck zur Posada gebracht. Ich hatte sowieso grossen Hunger und konnte es kaum erwarten, dass es Abendbrot gab. Wir wurden nicht enttaescht. Der ganze Tisch war mit leckerem Essen zugestellt. Wir assen mehr als wir wollten und konnten mit dem Essen nicht aufhoeren. Schliesslich wollte wir der dicken Frau keine Reste uebrig lassen. Mit fetten Baeuchen liessen wir den Abend auf der Terasse in Haengematten ausklingen. Am naechsten Morgen ging es um 8 Uhr weiter. Wir verliessen die Zivilisation und fuhren immer weiter in die Savanne hinein. Besonders Aufregend wurde es, als wir die ersten Brillenkaimane sahen.

Fuer mich war das das erste Mal, dass ich sie in freier Wildbahn liegen sah.
Unser Guide konnte die aufgedrehte Stimmung nicht nachempfinden. Ein Australier springt bestimmt auch nicht im Dreieck, wenn er ein Kaenguru sieht. Aber fuer uns war dieser Pool, voll mit Kaimans, der Hoehepunkt des Tages.
Nach hunderten Kilometern erreichten wir gegen Mittag unser Lager. Es war eine Art Finca im Savannengebiet, auf der mehrere Haeuser standen. Wir bekamen ein Haeuschen mit 7 Haengematten zugewiesen.
Ueberall liefen Tiere herum. Ich fuehle mich wie in einem Freiluftzoo.
Nach einer kurzen Ruhepause ging es zum Reiten raus. Mit meinem improvisierten Reiterkostuem... ...setzte ich mich auf einen Gaul. Alle kamen gut voran,...

...doch mein Gaul bewegte sich nicht. Erst mit Hilfe klappte es. Ich war der letzte Reiter, falls ich das so sagen darf?!? Ich machte ganz genau die Zischgerausche nach, die der Reitguide uns vorgab. Als Chris, ein Reiseteilnehmer, auf den Arsch von meinem Pferd schlug, rannte es wie verreuckt los. Zum Glueck hatte er mir vorher gesagt, wo das Bremspedal ist und ich konnte das Pferd beruhigen. Dann ging es die ganze Zeit so weiter. Alle anderen Pferde machten das, was der Reiter wollte. Auch wenn er die Kuehe jagen wollte.

Nur mein Pferd trapte vor sich hin. Nach einer gewissen Zeit beobachte ich, dass mein Pferd Angst vor den anderen Pferde hatte. Es traute sich nicht, die Anderen zu ueberholen. Etwas frustrierend war es schon. Gerne haette ich dann Fotos von der Natur gemacht. Am Wegesrand sah ich naemlich viele Tiere, von denen ich maximal nur verwackelte Fotos hinbekam.

Ich musste fuer Fotos den Gaul zum Anhalten bewegen. Dann versuchte ich einige Fotos zu machen und musste mich dann ganz fest halten, weil der Gaul aufeinmal Gas gab, weil er den Anschluss zur Gruppe nicht verlieren wollte. Kaum hatte er das Ende der Gruppe erreicht, trottete er wieder vor sich hin. Ich habe es mit Fusstritten und Peitschenschlaege versucht, aber es half nicht. Er hat bestimmt gespuehrt, dass mir jeder Schlag so Leid tat. Irgendwann schaffte ich es sogar, fast als Erster zu reiten, also vor dem Guide. Mein Siegergefuehl verpuffte schnell, als der Guide dann mal so vor sich hinzischte. Mein Gaul rannte dann wie Rennpferd los, als ob es um Leben und Tod ging. Es ging also doch, wenn man den richtigen Ton trifft. An einem Fluss machten wir eine Pause. Auf der ganzen Strecke sah ich so viele schoene landschaftliche Plaetze, doch ausgerechnet hier mussten wir anhalten. Ausser der Schildkroete war nichts besonderes zu sehen.

Deshalb lief ich etwas umher, dass ich doch noch etwas von der Natur aufschnappen konnte. Die Sonne kam immer weiter herunter und verwandelte die Gegend in eine leuchtende Landschaft. Nur nicht an der Stelle, wo die Pferde fuer eine P.P. standen.
Nur wenige Meter weiter fand ich ein Einbaumboot mit tollen Voegeln im Hintergrund.

Ich hatte einfach nur noch Hummeln im Arsch und wollte weiter. Schliesslich war ich hier, um tolle Tiere zu sehen. Ich fragte den Guide, ob ich denn nicht zuruecklaufen koennte. Er beschrieb und zeichnete mir den Weg auf den Sandboden. Dann lief ich los. Irgendwie verliefen zu viele Wege in verschiedenen Richtungen. Mein Gefuehl sagte mir, wenn ich jetzt nicht umdrehe, dann muss ich wohl die Nacht in der Wildniss verbringen. Ich weiss nicht wie, aber ich fand den Weg zurueck. Wieder auf meinem Gaul, ging es zurueck zur Finca. Auf dem Ritt stellte ich fest, dass der Guide mir die falsche Richtung gesagt hat. Auch auf seinen Bodensandzeichnungen zeichnete er nach links. Der richtige Weg fuehrte aber nach rechts. Mit einem wahnsinnigen Sonnenuntergang im Ruecken ging es nach Hause. Ich war sehr sauer, wie man bitte schoen einen Reitausflug organisieren kann, bei dem man alle Natur- und Landschaftshighlights auslaesst. Gerne haette ich oeffters angehalten und haette die Voegel und zum Schluss den Sonnenuntergang beobachtet. Statt dessen faerbte sich der Himmel hinter meinem Ruecken in ein krasses orange. Puenktlich, als wir die Finca erreichten, war das Schauspiel vorbei. Wenn man hier lebt und arbeitet, dann hat man sicherlich dieses Schauspiel schon 1000 Mal gesehen. Ich hatte eben diese Tour gebucht und bezahlt, damit ich so etwas auch sehen darf. Unser richtiger Guide sass im Liegestuhl und machte mich wuetend, als er mich mehrmals anlog und meinte, dass ich es morgen nochmal sehen koenne. Ich wusste aber, dass wir am naechsten Abend erst nach Sonnenuntergang in der Finca zurueck sein werden. Vor der Nachtsafari brauchte ich erstmal Abstand und ging spazieren. Ich lief ueber ne Stunde einen staubigen Weg entlang. Neben mir hoerte ich die Kaimane ins Wasser springen, als sie mich hoerten. Schutzzaeune sicherten den Weg ab, dass keine Kaimane zufaelligerweise auch auf dem Wege auftauchen. Nach einem Abendbrot stiegen wir auf das Dach des Jeeps und fuhren hinaus in die Nacht.
Mit einer Lampe konnten wir die roten Augen der Kaimane im Licht reflektieren sehen. So viele roten Augen in der Nacht waren recht unheimlich. Unsere Hauptsuche richtete sich nach Nasenbaeren, die hier in Venezuela nur nachtaktiv sind. Mit Glueck fanden wir einen Nasenbaer, der dann schnell geflohen ist.
Am dritten Tag der Los Llanos Tour stand fuer den Vormittag eine Bootsfahrt an. Mit dem Jeep ging es auf dem luftigen Platz...
...die Strasse zum Fluss entlang. Auf der Fahrt hatten wir eine tolle Aussicht auf die ganzen tagaktiven Tiere.
Angehalten hat unser Guide nur einmal, als wir eine Eulenfamilie sahen. Mitten auf der Strasse hatten sie ein Loch gegraben und zogen ein Eulenbaby auf. Schliesslich kamen wir nun am Boot an. Waehrend wir alle auf den hinteren Plaetzen Platz nehmen mussten, sassen unsere 2 Guides ganz vorne. Mit Highspeed ging es den Fluss entlang. Der Guide sagte uns den Namen des Vogels, der gerade panisch das Weite suchte. Manchmal konnte ich den Vogel noch sehen. Doch meistens sah ich immer nur den Ruecken der beiden Guides. Ich wurde schon wieder ueber die Durchfuehrung der Tour wuetend. Warum konnten sie nicht mal eine ruhige Bootsfahrt anbieten? Schliesslich war das eine Tour, bei der wir die Flora und Fauna sehen duerfen. Nicht nur fuer uns waere ein Slowboat besser gewesen. Auch fuer die Tiere ist es angenehmer. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich einen Eisvoegel auf einem Baum sitzen. Gesehen habe ich ihn vielleicht nur ne Sekunde. Ganz selten hielt der Bootsfahrer auch mal an und wir konnten einige Fotos von den Tieren und von den seltenen Voegel machen.
All meine anderen Fotos waren unscharf. Unser Ziel am Vormittag war ein Ufer, an dem wir Piraña angeln gingen. Mit einem mit Fleisch bestueckten Haken zogen wir die gefraessigen Pirañas heraus. Es war gar nicht so einfach. 3 meiner 4 Pirañas waren zu klein und kamen wieder zurueck in den Fluss. Nur einen Grossen habe ich angeln koennen. Sie sahen gar nicht so gefaehrlich aus,... ...doch sie koennen mir ihren scharfen Zaehnen ganz schoen weh tun. Glaube ich jedenfalls.
Dann ging es mit noch hoeherem Tempo zum Jeep zurueck. Nun konnte ich erst recht keine Fotos machen, da das Wasser mir waehrend der Fahrt ins Gesicht spruehte. Am Land angekommen, sah ich einige Delfine im Fluss schwimmen.
Die anderen Gruppenteilnehmer nahmen von der schoenen Natur nun bedingt Kenntnis und unterhielten sich lieber. Dann ging es wieder zurueck zur Finca. Ich beschloss vor dem Mittagessen noch ein wenig rumzulaufen und sprang deshalb vom Jeep ab.
Ich wollte vor allem endlich einige Fotos von diesen roten Voegeln machen.
Nach dem Essen und einer Ruhepause began nun der zweite eigentliche Hoehepunkt. Wieder mit dem Jeep hinaus, ging es durch die Weite der Los Llanos.Auf der Fahrt sahen wir wieder viele Kaimane,...
...Rehe...
...aber auch Capybaras.
Wir fuhren zu den Wasserloechern, in denen Anakondas leben. Sie lauern auf Beute, die an Wasserloechern Wasser trinken wollen. Dazu springt die Schlang auf dem Wasser und zieht das Opfer unter die Wasseroberflaeche. Somit ertrinkt das Opfer und die Anakonda kann nun die Beute mit Haut und Haaren verschlingen. So eine Schlange wollten wir aufspuehren. Dazu mussten wir zuerst einmal auf andere Ufer. Rechts und links von uns schwammen die Kaimane im Wasser.
Waehrend wir gelangweilt neben den Wasserleocherns sassen und warteten, dass endlich mal was passiert...
...mussten die Guides in den Wasserloechern langlaufen. Mit einem langen Stock stachen sie das Wasserloch ab und erhofften sich, auf etwas hartes zu stossen.
Unser Hauptguide und Fahrer bemuehte sich kaum. Es war ihm anzusehen, dass es ihm (heute) keinen Spass machte. Der junge andere Guide, von der Finca, suchte akribig und wollte uns die Chance ermoeglichen, auch mal eine Anakonda zu sehen. Er war auch derjenige, der eine andere Schlange fand. Es war aber nur eine kleine schleimige tote Schlange.
Als wir in dem einem Wasserloch keine Anakonda fanden, liefen wir zu einem anderen Loch. Dort fanden wir erst einmal schlafende Schweine. Unter einer Grasdecke waren auch noch 2 Babyschweine zu finden. Unser Naturliebhaber von Guide nahm seinen Stock und stach auf die Babies ein. Sie erschraken und rannten panisch los. Von weitem konnte ich beobachten, wie sie versuchten, von der ungeschuetzten Weide zu den Baeumen zu rennen. 2 Adler war diese Situation nicht unbeobachtet geblieben und griffen nun die Babies an. Ob die Kleinen es geschafft haben, kann ich nicht sagen. Naturbeobachtung ist etwas anderes. Nun widerspreche ich mich selber, da ich gerade mit auf Anakondasuche war. Als ich schon innerlich mit einem Erfolg abgeschlossen hatte, fand der junge akribische Guide eine Anakonda.
Am Ende gepackt, zog er sie heraus.
Sie hatte keine Chance und zueschelte zur Verteidigung.
Dann wurde sie hochgenommen und erstmal ausgewickelt.
Nun bekamen wir sie um den Hals gelegt. Es war ein seltsames Gefuehl,... ...da sie ganz schoen wuergen kann.Nach einem letzten Foto,... ...wurde sie wieder in die Freiheit entlassen... ...und in wenigen Tagen wird sie vielleicht wieder fuer Fotos herhalten muessen. Nun ging es wieder mit dem Jeep zureuck. In den letzten Sonnenstrahlen sahen wir Capybara in der Sonne sitzen.Als sie uns sahen, war es mit der Gemuetlichkeit vorbei und rannten davon. Fuer den zweiten Sonnenuntergang in den Los Llanos bekamen wir diesmal Zeit, ihn doch ein wenig geniessen zu duerfen. So richtig konnte sich kein Gefuehl einstellen, da der Guide schon wieder Druck machte, dass wir los muessten. Abends, fuers Abendbrot, wurden unsere Pirañas zubereitet.
Verspeist wurden sie dann von uns allen.
So richtig lecker waren sie nicht. Viel Fleisch war auch nicht dran, so dass wir froh waren, dass es auch Pasta und andere Leckerein auf dem Tisch standen. Verhungern musste auf der Tour niemand. Am naechsten Morgen ging es wieder zurueck in die Zivilisation. In Barainas, am Busbahnhof, war meine Tour beendet, da ich von hier aus einen Bus nach Coro nehmen wollte.

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