Samstag, 9. Januar 2010

Coro

Am 7. Januar kam ich kurz nach Mitternacht in Coro an. Die Fahrt von Barinas nach Coro glich einer Abenteuerreise, die ich nicht so gerne wiederholen moechte. Es fing alles damit an, dass ich hoerte, dass es nicht notwendig ist, von der Los Llanos Tour wieder zurueck nach Meriada zu fahren. Ich kann in Barinas aussteigen und von dort aus einen Bus nach Barquisimeto nehmen. Bis hierher ging alles gut. Aber in Barquisimeto fuhr der naechste Bus nach Coro erst um 22 Uhr. Ich wollte nicht 5 Stunden auf dem Busbahnhof warten, da ich als Gringo (Auslaender) entdeckt wurde. Desweitern wollte ich nicht gegen 4 bis 5 Uhr morgens in Coro ankommen. Deshalb fragte ich mich durch, wie ich am besten nach Coro komme. Auf dem Busbahnhof war ich wohl der einzige Gringo. Ruckzuck war ich von vielen Leuten umstellt, die auf mich einredeten. Sie sagten mir, dass ich 3 Stunden nach Moron fahren soll und von dort aus kann ich einen Bus nach Coro nehmen. Ich hatte eben diese 2 Moeglichkeiten und ich entschied mich fuer Moron. In meinem Reisefuehrer ist keine Stadt mit dem Namen Moron aufgefuehrt. Auch im Atlas ist Moron nicht aufgefuehrt. Als der Busfahrer mich auf einer Strasse rausliess, wurde mir schnell klar, warum Moron nicht erwehnenswert ist. Ist stand also nach Sonnenuntergang an einer Strassenkreuzung und sollte auf der anderen Strassenseite auf den Bus nach Coro warten. Dann fuhr der Busfahrer schnell ab und Sekunden spaeter meinten die Leute auf der Strasse, dass es heute keine Busse mehr nach Coro gibt. Der Erste erst am naechsten Tag. Was fuer ein doofes Gefuehl verbreitete sich in meinem Koerper. Die Leute waren alle sehr nett zu mir und ueberlegten, was man jetzt machen koennte. Sie meinten, dass ich zur Polizei gehen koennte. Es fahren naemlich viele Busse nach Coro, die aber nicht anhalten duerfen. Nur mir "Polizeigewalt" koennte man den Busfahrer zum Anhalten zwingen und so nach Coro kommen. Dann hoerte ich von der Highwaytankstelle "La Bomba". Dort halten alle Reisebusse nach Coro an und machen eine Essenspause. Mit einem Taxi koennte ich dort hinkommen. Ein Sammeltaxi stand bereit und da ich den letzten freien Platz nahm, ging es auch sofort los. Natuerlich fragte ich vorher nach dem Fahrpreis und der Taxista meinte zu mir 20 Bolivar Fuerte. US$4 war fuer diese Fahrt relativ teuer, aber was sollte ich machen? Die Fahrt dauerte doch ganz schoen lange und alle Passagiere stiegen inzwischen aus. Nun endlich fuhr der Taxifahrer mich zur besagten Tankstelle. Dort angekommen wollte er, dass ich erstmal nachfrage, wann denn der Bus kaeme. Ich wollte meinen Rucksack mitnehmen, doch er redete auf spanisch auf mich ein, dass es besser waere, den Rucksack im Auto zu lassen. Wegen Dieben und so?!? Ich fragte also in der Tankstelle nach und guckte immer mit einem Auge zum Taxifahrer. In 20 Minuten soll ein Bus kommen. Gut gelaunt ging ich zum Taxifahrer, gab ihm das Geld, doch er rueckte meinen Rucksack nicht raus. Er wollte nun 60 Bolivar Fuerte . Ich hatte von solchen Situationen schon gehoert. Ziemlich aufgeloest ging ich zur Tankstelle und bat die Leute um Hilfe. Im Haeuschen war auch ein Polizist anwesend, der mit mir zum Taxifahrer ging. Sie redeten gemeinsam auf spanisch. Verstand nur wenig. Was ich aber verstand war, dass der Preis fuer einen Fahrgast normal sei. Ich unterbrach das Gerede und stellte klar, dass 4 Fahrgaeste drin waren. So ging es immer weiter, da ich keinen Wucherpreis bezahlen wollte. Fuer 60 Bolivar Fuerte haette ich locker den Bus von Barquisimeto nach Coro nehmen koennen. Ich gab ihm 35 Bolivar Fuerte und hoffte, dass er nachgibt. Schliesslich wirkte es und ich bekam meinen Rucksack wieder. Im Tankstellehaeuschen gab mir der Boss etwas zu trinken aus und meinte selber, dass 60 B.f viel zu viel sind. Bin ja nur ein Gringo!!! Dann kam schliesslich ein Reisebus. Ein anderer Typ von der Tankstelle sprach mit dem Busfahrer. Ich sollte mich zurueck halten. Fuer 50 Bolivar Fuerte wuerde er mich mitnehmen. Schnell legte ich das Geld auf den Tisch und stieg ein. Aus den 60 Bolivar Fuerte, die ich haette bezahlen muessen, wurden nun 130 Bolivar. Selbstverstaendlich habe ich mich mit einem Drink revangiert. Im Bus schlief ich sehr schnell ein und waere gerne die ganze Nacht durchgefahren. So musste ich aber den Bus nach Mitternacht verlassen und nahm mir ein Taxi zu einer Posada. Die Tueren und Fenster waren verschlossen und auf mein Klopfen hin, oeffnete niemand. Also ging ich zu einem anderen Hostel. Auch dort sah es schlecht aus. Bei dem einen fragte ich nach, aber es war voll. Kurz gesagt, ich musste die Nacht auf der Strasse verbringen. Ich fand einen Hauseingang und legte mich schlafen. So richtig schlafen konnte ich nicht. Ueberall waren Moskitos, die mich einfach nicht schlafen liessen. Gegen 7 Uhr morgens stand ich auf und ging zur Posada. Vor der Tuer sassen 2 Leute, die auch darauf warteten, dass endlich jemand die Tuer oeffnete. Dann war es so weit. Die Antwort war ernuechtern. Es gibt keine Dormetoriobetten. Die Preise im Guidobook von 2009 waren auch veraltet. Also ging ich zur anderen Posada. Dort hatten sich die Preise auch deutlich erhoeht. Die nette Frau gab mir aber einen Tipp, wo ich recht guenstig uebernachten koennte. In meinem Reisefuehrer war das das Hostel "La Casa De Los Pajaros" zwar aufgefuehrt, aber ohne Backpackerangebote. Auf gut Glueck mache ich mich auf den Weg. Herzlich vom Eigentuemer Roberto empfangen, bekam ich ein Bett fuer 30 Bolivar Fuerte . Nach einem Café nahm ich mir erstmal ein Dusche und setzte mich an den PC. Ich hatte die letzten Tage keinen Internetzugang und musste ganz viel erledigen. Erst am Nachmittag kam ich endlich dazu, auch mal in die Stadt zu gehen. Deshalb habe ich doch den langen muehsamen Weg auf mich genommen. Coro ist eines der aeltesten Staedte in Suedamerika. Die Stadt wurde 1527 durch Juan de Amiés gegruendet. Der Stadtgruender brachte den friedlich Indianer Respekt entgegen und schuetzte sie vor den Sklavenjaegern. Zu dem uebernahm er den Namen "Coro", das in der Indianersprache soviel wie Wind bedeutet. Mit der Friedlichkeit war es nach 2 Jahren vorbei, als der Deutsche Ambrosios Alfinger an Land ging. Er wurde vom Handelshaus der Welser als Gouverneur der Provinz Venezuela eingesetzt. Die spanische Krone sah sich damals gezwungen, den Augsburgern einen teil ihrer Kolonie voruebergehend abzutreten, um ihre Schulden zu begleichen. Er beutete die Indianer aus. Erst nach 17 Jahren waren sie wieder "frei", als der Koenig das Abkommen mit den Welsern kuendigte. Heute gehoert Coro zum Unesco Weltkulturerbe. Ohne diesen (Subventions-) Status wuerde die Stadt mit den alten Haeusern wahrscheinlich noch mehr verfallen. Mein Hostel scheint auch aus der Zeit zu stammen und verleiht eine urige Stimmung. Die bunten Lehmhaeuser sehen ganz nett aus,...
...doch irgendwie fehlte der Stadt der Charme.Einige Kumpels hatte mich vorher gewarnt. Doch die wollte nicht auf sie hoeren. Am naechsten Tag verbrachte ich erneut stundenlang am langsamen, immer wieder abstuerzenden PC und versuchte meine naechsten Trips zu organisieren. Wieder erst am Nachmittag bewegte ich mich nach draussen. Das Laufen lenkte mich ausserdem vom Jucken der Moskitostiche ab. Mein ganzer Koerper ist uebersaet mit Einstichen. Wie sehr ich die kleinen Insekten liebe. Als bekennender Antichrist schaute ich mir die alte Kirche "San Clemente" von 1583 an...
...und das Wahrzeichen der Stadt: die Kirche "San Francisco".
Recht lustig fand ich den Spruch auf den venezuelanischen Postautos. Revolutionaer sind bestimmt nicht die Geschichten, dass die Sendungen zum groessten Teil ueberhaupt nicht ankommen.
Nach einer zweiten Nacht in der Posada nahm ich einen Bus nach Valencia, um dann weiter zum Henri Pittier Nationalpark zu kommen. Achja. Auf der Fahrt bin ich erneut an Moron vorbei gekommen. Am Tage konnte ich mir die Gegend mal genauer aus dem Busfenster anschauen. Rund um Moron stehen grosse Petrolium- und Chemiefabriken. Kein Wunder, dass sich nur die haertesten Touristen in diese Gegend wagen.

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