Sonntag, 1. November 2009

Navimag Fährfahrt, von Puerto Natales nach Puerto Montt

Ich befand mich in Puerto Natales, ganz im Sueden von Chile. Einen direkten Landweg nach Nordchile gab es nur, falls ich die argentinische Grenze erneut ueberschreiten wuerde. Ich hatte vor einem Monat ein Faehrticket mit der "Navimag" gekauft. Damals, vor einem Jahr in Melbourne, Australia war mir das gar nicht bewusst. Ich stellte mir eine viertaegige Faehrfahrt zwischen Einbergen toll vor. Antartikafahrten waren fuer mich zu teuer. Preise ab US$12.000 sind ganz normal. Also nahm ich kein Schiff zum Suedpol, sondern nach Puerto Montt. Meine Reise, raus aus Puerto Natales, sollte eigentlich am 26. Oktober starten. Aufgrund von schlechten Wetterbedingungen verspaetete sich die Navimag um einen Tag. Also noch eine Nacht im Bed Bugs Hostel "Danicar". Am darauffolgenden Tag erreichte ich mittags den Hafen von Puerto Natales. Seltsamerweise befand sich die Navimag nicht im Hafen, sondern stand vollbeladen in der Bucht.
Im Office der Navimag erfuhr ich dann, dass der Wind & die Wellen zu stark fuer ein Anlegen war. Die Abfahrzeit verschob sich erneut. Neuer Boarding Termin wurde auf den Abend verlegt, aber nur wenn sich die Wetterbedingungen verbessern wuerden. Die Wartezeit ueberbrueckte ich in dem Hostel von Emily,...
...die ich im Torres del Paine Nationalpark kennengelernt habe. Nochmal wollte ich nicht zurueck in mein altes Hostel Danicar. Gluecklicherweise stand die Navimag abends im Hafen. Nach einer kleinen Einweisung durften wie alle die Cargo- und Passagierfaehre betreten. Waehrend die Pferde auf einem Haenger die naechsten Tage verbringen muessen, bekamen wir eine tolle 4er Kabiene. Im Speiseraum gab es unser ersten Essen. Da ich als Vegetarier ein Extraessen bekomme, musste ich allen Fleischessern den Vorang geben. Es gab Chicken mit Reis und Sosse. Als der Koch mit unseren vegetarischen Essen reinkam, gab es ein grossen Raunen. Fuer uns gab es Lachs mit Gemuese und einem Reisturm. So ein tolles Essen haette ich nicht erwartet. Neidvoll betrachteten die Anderen auf meinen Teller und assen lustlos ihr Chicken.
Nach dem Abendbrot waren auf einmal all unsere Kabinen verschlossen und es gab keine Schluessel. Nach 30 Minuten kamen sie auf die Idee mit einem Generalschlussel die Kabinen aufzuschliessen und mal reinzugucken. Und siehe da. Sie befanden sich alle in den jeweiligen Zimmern. Eigentlich ist das ja nicht so schlimm, doch ich fragte mich, wie lange sie im Notfall braeuchten, den Schluessel fuer die Rettungswestenboxen zu finden.
Die erste Nacht verbrachten wir alle auf dem Schiff, waehrend das Schiff weiter beladen wurde. Erst am Morgen, um 6 Uhr, wurden die Leinen los gemacht und die Abenteuerreise konnte beginnen. Wie auch die Bewohner von Puerto Natales...
..schlief ich noch in der Kajuete, als es los ging. Den tollen Sonnenaufgang habe ich verschlafen und liess mir lieber spaeter diese Sunrise Fotos geben.
Als ich gegen 7 Uhr aus dem Bett kroch und gerade duschen wollte, sagten sie ueber die Lautsprecher durch, dass wir uns gleich am ersten Highlight befinden. Schnell die Klamotten angezogen, die Kamera unter dem Arm, rannte ich mit Mundgeruch auf die Bridge. Das Highlight bestand darin, dass wir die "White Narrows” Stelle erreichten. An der engsten Passage ist die Durchfahrt gerademal 80 Meter breit! Mit einer Schiffsbreite von rund 20 Metern bleibt dem Captain nicht viel Spielraum.Waehrend der Himmel in Puerto Nantales nahezu wolkenfrei war, verdichteten sich die Wolken immer mehr. Der Himmel grau und es nieselte.
Nach meiner wirklich heissen Dusche und nach einem reichhaltigem Fruehstueck kamen wir an der zweiten engen Stelle vorbei.Inzwischen hatte sich viele graue Wolken verzogen und die Sonne hatte sich durchgekaempft.
Ob sich die Pferde auch am Regenboger erfreut haben???
Ab jetzt klarte der Himmel immer weiter auf und es schien, ein toller Tag zu werden.
Es haette wirklich ein toller Tag werden koennen...
...als auf einmal durch die Lautsprecher eine schoeckierende Nachricht durchgesagt wurde. Ein Crewmitglied hatte sich verletzt und mus sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Der Captain wollte sofort umkehren, konnte aber nicht, da es fuer einen U-turn zu eng war. Inzwischen wurde mit der Navi den Plan getroffen, ein Polizei Schnellboot zu schicken.
Als der Verletzte abtransportiert wurde......hatte es nun endlich weitergehen sollen. Statt dessen sassen wir fest und mussten stundenlang warten. Die Filme, die gezeigt wurden, waren so schlecht, dass man gezwungen war weiterzuschauen.
Irgendwann kam die Durchsage, dass der Verletzte im Krankenhaus angekommen war und... dass die Navi die Navimag zurueck nach Puerto Natales beordert. Es muss eine Unfall- Untersuchung durchgefuehrt werden. Also ging es wieder zurueck nach Puerto Natales.
Zum Glueck wurde der Anker gesetzt...
...und nicht im Hafen festgemacht. Das Problem an der ganzen Geschichte war, dass die engen Stellen nur bei Tageslicht durchgefahren duerfen. Die Unsersuchung dauerte nur etwas mehr als eine Stunde. Nun sollte es endlich Richtung Puerto Montt gehen. Nach Sonnenuntergang, aber gerade noch bei Tageslicht, erreichten wir die engen Stellen. Wie auf dem naechsten Foto zu sehen, ging es nun auf 1 Uhr Steuerbord.
Wieder ist alles gut gegangen...
...und machten uns einen gemuetlich Abend.
Am naechsten Morgen roch es merkwuerdig in unserer Kabiene. Vor der Tuer lag eine rote Lache. Leider waren auch Kotzspritzer auf den Rucksaecken und auf meiner Jacke zu sehen. Die beiden aelteren Spanier hatten in der Nacht zu viel Wein getrunken und der eine kam nicht schnell aus dem Bett. Sonst war der zweite Tag ruhig und entspannend. Die Zeit verbrachte ich auf der Bridge,......oder auf dem Deck und schaute mir die schnee- und wolkenbedeckten Berge an.


Nach dem Unfall kochte selbstverstaendlich die Geruechtekueche und ich machte mir Gedanken ueber Rettungsmassnahmen. Auf der Bridge fand ich einen Schrank mit vielen Szenarien Flaggen.
Falls ich durch den starken Wind ueber die Reling fallen sollte, hoffe ich, dass die Flagge O schnell gefunden wird......und dass schnell Rettungsmassnahmen eingeleitet werden. Ab jetzt waren aber alle ganz vorsichtig, weil niemand zurueck nach Puerto Natales moechte. Die Fahrt ging statt dessen immer weiter und wir erreichten nun ein weiteres Highlight der Reise. In diesem Kanal...
...fuhren wir genau zwischen hohen schneebedeckten Bergen.
Die Tage waren teilweise recht langweilig, wenn man nichts zu tun hat. Aufgelockert wurde es nur durch tolle Landschaften oder durch die Mahlzeiten. Am 29. Oktober gab es leckere Saucepan with rice. Auf den Kochtopf mit Reis waren wir alle ganz gespannt.
Am naechsten Tag erreichten wir die kleine 130 Einwohner Siedlung "Puerto Eden". Sie ist so sehr abgelegen, dass diese Fähre die einzige Verbindung zum Rest der Welt ist.Die Ankunft glich einem Piratenangriff. Von allen Seiten kamen Schiffe angefahren...
...und machten an der Navimag fest.
Dann begann das grosse Schauspiel.In einem rasanten Tempo wurden alle moeglichen Gueter, wie Gas, Holz, Lebensmittel ect. auf kleinere Boote ueberfuehrt.
So gut wie alle chilenischen Passagiere habe nun auch die Faehre verlassen. Wir hattem also die Navimag fuer uns alleine. OK, mit den Pferden, die immer noch auf den Anhaengern standen. So richtig konnten wir uns nicht freuen.
Wir kamen nun bald am Abend auf den ungemuetlichsten Teil der Strecke. Wir mussten den schuetzenden Kanal verlassen und 12 Stunden ueber die offene See des Suedpazifiks fahren. Genau an dieser Stelle befand sich die Magellanstrasse. Nach dem Abendbrot verschwanden sehr viele Passagiere in den Kajueten. Nur die Hartgesottenen blieben noch lange wach. Ich muss gestehen, dass ich um 20 uhr schon im Bett lag und ganz schnell einschlafen wollte. Als ich die Augen am naechsten Morgen oeffnete, hatten wir die offene See verlassen. Am Fruehstueckstisch erfuhr ich, dass viele Crewmitglieder die Nacht auf der Reling verbracht hatten. Nun hatten wir nur noch einen Tag vor uns. Als ich gerade so mit den anderen im Aufenthaltsraum sassen, schrie ich auf einmal "Navimag"!!! Niemand verstand mich, bis sie aus dem Fester schauten. Die andere Navimagfaehre fuhr an uns vorbei. Diese war bedeutend groesser, als unsere.
Kurz danach kamen wir an einem Schiffswrack vorbei, dass mitten im Kanal liegt.
War dies vielleicht mal ne Navimag Faehre gewesen???
Am letzten Abend gab es ein Bingospiel, bei dem es viele Preise zu gewinnen gab.
Eigentlich wollten alle gewinnen, aber eigentlich auch nicht, da der Gewinner vor allen anderen tanzen musste.
Zum Schluss gewann ich mit zwei anderen Frauen eine Flasche Wein. Tanzen musste ich nun doch, aber nicht alleine. Danach erlaubte uns der Captain, dass wir eine Party machen duerfen. Auf einmal tanzten auch die Kinder, die zuvor angefangen habe zu weinen, weil sie gewonnen hatten.
Die Auswahl der Songs waren maessig und die Lautsprecher katastrophal. Trotzdem wurde es ein lustiger Abend. Lange nach Mitternacht mussten wir ins Bett gehen, weil Puerto Montt nur noch wenige Stunden entfernt war.
Um 7 Uhr ertoente eine nette Lautsprecherdurchsage, dass das Fruehstueck eroeffnet war. Mit Schlafsand in den Augen erblickte ich die Stadt. Nur noch wenige Meter und wir waren da. Am Fruehstueckstisch hatten die wenigsten richtigen Appetit. Viele von uns wollten keinen Tag in Puerto Montt verbringen. Die deutsche Stadt sah so haesslich aus. Am Busbahnhof erfuhr ich, dass ich 10 Stunden auf den Bus nach Santiago de Chile warten muss. Am Anfang waren wir noch zu viert, doch zum Schluss mussten Douglas und ich nur noch warten.

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