Montag, 12. Oktober 2009

Puerto Madryn

Am 9. Oktober, kurz nach Sonnenaufgang,... ...erreichte ich am frühen Morgen die Stadt Puerto Madryn. Sie liegt im Osten von Argentinien und zählt zu den Höhenpunkten einer Argentinien Reise. OK, die Stadt ist nicht der Höhepunkt, ist aber der Ausgangspunkt für spektakuläre Natur- und Tiererlebnisse. Nördlich der Stadt befindet sich das Unesco Weltnaturerbe "Peninsula Valdés". Die Halbinsel ist bekannt für ihre Wale und Elefantenrobben. Im Süden von Puerto Madryn befindet sich Punta Tombo, mit eines der weltweit größten Pinguin Brutstätte. Eigentlich sollte der Besuch von Puertro Madryn eines meiner Highlights werden. Wurde es auch, aber zu welchem Preis?!? Es war unglaublich viel schief gelaufen und ich mußte dafür bluten. Auf der anderen Seite hatte ich aber 4 wunderschöne Tage und habe ausgesprochen nette Leute kennengelernt. Alles fing damit an, dass ich zufäligerweise an einem ganz besonderen Wochenende in Puerto Madryn angekommen war. Der Montag, den 12. Oktober, ist in Argentinien ein Feiertag, so dass viele Argentinier das lange Wochenende für eine Reise zu den Walen, Piguinen und Robben nutzen wollten. Ich hatte deshalb im Vorfeld große Probleme ein günstiges Hostel zu finden. Mit Mühe fand ich eine bezahlbare Unterkunft und mußte nicht wie viele andere auch, einen 100%igen Feiertagswochenendeaufschlag bezahlen. Gegen 8 Uhr morgens kam ich auf dem Busbahnhof an. Eigentlich wollte ich die paar Blocks laufen, aber dann nahm ich doch lieber ein Taxi. Ich zeigte dem Fahrer das Hostel in der Karte, doch er kannte es nicht. Er nervte mich tierisch. Ich hatte kaum geschlafen und war deshalb sehr gereizt. Erst wollte er nicht fahren und dann brachte er mich zu irgendeinem Hostel. Ich verstand nicht sein Spanisch... und er nicht mein Englisch. Was ist denn so schwierig, mich zum Hostel zu fahren? Er funkte zur Zentrale und gebrauchte die Worte "loco". Loco heißt verrückt(er). Ich hatte alle Daten und die Wegbeschreibung abfotografiert, damit ich nicht den Laptop anmachen mußte. Als er es immer noch nicht verstanden hat, wollte ich ihm ein drittes Mal das Foto zeigen, wozu er immer ne Brille aus der Jackentasche zog. Warum kann er mich denn nicht einfach zur Kreuzung bringen? Also startete ich erneut die Kamera, aber diesmal funktionierte sie nicht mehr. Die Linse fuhr nicht mehr vollständig aus oder ein. Der Fahrer quatschte die ganze Zeit auf mich ein. Er konnte nicht mal warten, bis mein Laptop hochgefahren war. Zu dem fuhr er immer weiter die Einbahnstraße entlang, obwohl ich doch an dieser gewünschten Kreuzung aussteigen wollte. Nach endlosen 3 Minuten Laptop hochfahrens, konnte ich ihm alle Daten nochmal zeigen. Dann stellte sich heraus, dass die Wegbeschreibung, also die Google Map, vom Hostel falsch markiert war. So ein Streß am frühen Morgen und meine Kamera war immer noch kaputt? Die Besitzerin vom Cuatro Estaciones Hostel war wirklich nett und zeigte mir ihre Zigarettenqualmhöhle von Hostel. Es sah ganz gemütlich aus, aber es stank überall nach Zigarettenrauch. Das fand ich nicht sehr lecker. Richtig einchecken konnte ich am frühen Morgen noch nicht. Also stellte ich meinen Backpack ab und ging in die Stadt, um ein Kamerareperaturgeschäft zu finden. In Puerto Madryn wollte ich 3 Nächte bleiben und danach immer weiter nach Süden fahren. Eine defekte Kamera kam mir jetzt total ungelegen. Jedoch besser jetzt, als wenn das mitten auf der Tour passiert wäre. Da wäre ich bestimmt ausgerastet. Mit Glück im Unglück lief ich die Geschäfte ab und erkundigte mich in mehreren Geschäften. Alles sah düster aus. Kamerareperaturgeschäfte gab es in Buenos Aires, zu denen sie meine Kamera geschickt hätten. Ich hatte aber nur einen Tag. Also mußte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, mir eine neue Kamera zu kaufen. Deshalb verglich ich alle Modelle und Preise und holte mir Expertentipps aus dem Internet. Die einzige gute Kamera war die Sony H20. Doch nun mußte ich irgendwie den Preis drücken. Im Geschäft liefen viele Angestellte umher. Trotzdem wurde ich kaum beachtet. So etwas wäre in Deutschland unmöglich gewesen. Ich stand ewig rum, bis mich jemand ansprach. Ich zeigte ihm die Kamera, von der ich einige Probefotos schießen wollte. Ging nicht, weil kein Akku drin war. Er weigerte sich, mir den Akku zu holen. Wo war ich nur geraten? Am liebsten hätte ich ihm meinen Arsch von hinten gezeigt, aber ich hatte keine Chance. Tief durchatmen und nochmal freundlich bitten. NEIN! OK, dann mußte ich wohl die Katze im Sack kaufen. In diesem Augenblick half mir eine junge Frau mit dem Übersetzen. Der Akku ist leer und deshalb kann ich die Kamera nicht testen. Das wäre ja genauso als ob jemand einen Porsche kaufen möchte, aber der Verkaufer die Probefahrt verweigert, weil kein Benzin drin ist. Der entscheidene Unterschied ist aber, dass ich nicht in Deutschland, sondern mich in Argentinien befinde. Ich fragte den Verkäufer nach dem richtigen Endpreis, doch der Verkäufer zeigte mir immer das Preisschild in der Vetrine. Ich sagte ja, dass ist der Preis, aber wie lautet der richtige Preis?!? So ging es ein paar Mal hin und her. Den "richtigen" Preis habe ich vorher bei Ebay Argentinien verglichen und war genauso hoch wie in Deutschland. Nun stand ich aber im Geschäft und wollte wahrhaftig den Preis um 33% drücken. Meine Übersetzerin fiel mir immer wieder in den Rücken und meinte, dass es wirklich der Preis sei. Ja, meinte sie immer, die Kamera ist sehr teuer, aber das ist der Preis hier. "Besser wäre es für mich in Buenos Aires oder in Chile eine neue Kamera zu kaufen." Vielen Dank für das Messer, daß weiß ich selber. Ich brauchte schließlich jetzt eine Kamera und nicht erst in 3 Wochen. Das Wort „handeln“ kannte sie wohl nicht. Oferta, wie es auf Spanisch heißt, kannten sie auch nicht. Der dicke Verkäufer spielte sein Spiel und er wußte, dass er die besseren Karten hatte. Zum Schluss erlangte ich doch noch einen kleinen Sieg. Er gewährte mir lausige 5 % Rabatt, dass den Wert einer Sony Memorie Speicherkarte entspräche. In Melbourne, in Australien, hatte ich mir extra eine 8 GB SD- Speicherkarte gekauft, zusätzlich zu meiner 4GB. Geschweige von meinen 3 Akkus. Nachdem ich meine neue Anschaffung bezahlt hatte, konnte ich etwas glücklich und erleichtert zurück zum Hostel laufen und endlich einchecken. Lange ausruhen ging auch wieder nicht, da ich meine nächsten Tage organisieren mußte. Also lief ich wieder die 20 Minuten in die Stadt. Anstatt erneut auf der Straße entlang zu laufen, ging ich lieber am Strand entlang. Das Wasser hatte eine unglaubliche blau-türkise Farbe. Gerne hätte ich hier Basketball gespielt.Stattdessen informierte ich mich erstmal ausgiebig und konnte das mit einem Mietwagen von Anfang an vergessen. Gezwungenermaßen mußte ich eine Tour buchen. Ich ließ mir alles ganz genau erklären und erzählen. Selbstverständlich wollte ich die Preise vergleichen und erfuhr aber bei jeder weiteren Argentur etwas anderes oder mehr. Ich merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Deshalb spielte ich mit meinen Informationen und hoffte somit, dass ich an die Wahrheit kam. Nach der dritten Argentur habe ich die Ungereimtheiten durchschaut. Klar wollen alle Argenturen Geld verdienen, doch ein Spielverderber könnte das Wetter werden. Für den Samstag hatten sie tolles Wetter mit Nordwind angesagt. Aber für Samstag oder Montag sah es ganz schlecht aus. Die Waltouren wurden alle, aufgrund des Südwindes und somit starken Wellenganges, für Sonntag abgesagt. Für die Punta Tombo Tour mit den Toninas sah es ebenfalls schlecht aus, aber hier bestand noch etwas Hoffnung. Bei der einen Argentur beleidigte mich ein Herr auf freundlicher Art und Weise. Ich solle meine Probleme, wo keine sind, woandes hintragen. Ich hatte ihn doch nur zur Tour ausgefragt und ließ mich nicht mit seinen Verkaufstricks verarschen. Meine Fragen versuchte er immer wieder, mit einem Tour- Video auf dem Computer, zu beantworten. Es waren schöne Aufnahmen vom Sommer. Ich meinte zu ihm das die Aufnahmen vom Sommer seinen. Aber wie sieht es jetzt aus? Wieviele Toninas oder Pinguine kann man jetzt sehen. Da wollte er gerade schon wieder das Video starten. Ich fragte ihn nochmal. Wieviele Tiere wurden ungefähr gestern oder den Tag zuvor gesehen? Das konnte er mir nicht sagen, da die Anzahl schwankt. Da wäre ich ihm am liebsten an seine Gurgel gesprungen. Ich fragte ihn nach gestern. Wenn er jeden Tag Touren verkauft, dann ist es seine Aufgabe, wofür er auch Geld bekommt, Feedback von den Guides zu bekommen. In Australien konnten sie zum Beispiel ganz genau sagen, wieviele Pinguine in der letzten Nacht aus dem Meer aufs Land kamen. Wenn ich zum Beispiel zur Zeit keine Tiere sehen kann, dann brauche ich auch keine Tour zu buchen. Sein Video von der Sommertour, das er mir dann wirklich zum Kauf angeboten hat, wollte ich bestimmt nicht kaufen. Irgendetwas war faul und meinte zu glauben, dass es wirklich nur am Wetter liege. Ich sagte ihm mitten ins Gesicht, dass mein Gefühl Alarm schlägt und dass er mich anlügt. So etwas finde ich nicht fair und ich verabscheue seine Art, so mit Kunden umzugehen. Er versuchte urplötzlich einen Borgen einzuschlagen und stimmte mir zu, dass das Wetter am Sonntag schlecht aussieht. Ich hatte ihm angeblich nicht gesagt, dass ich 2 Touren für die nächsten Tage buchen möchte. So ein Lügner! Nach langem hin und her fand ich eine andere Argentur. Der Argentin drückte ich die Pistole an die Brust. Wenn sie mir jetzt einen guten Preis macht, werde ich bei ihr beide Touren sofort buchen und in cash bezahlen. Sie ging darauf ein und machte mir wirklich den besten Preis der Stadt. Ein weitere Deal war, wenn die Bootstouren aufgrund widriger Wetterbedingungen ausfielen, dann bekame ich ca. 37% des Preises erstattet. Das klang fair und wir besprachen die beste Taktik für die nächsten Tage. Das klingt mal wieder hoch kompiziert, doch es macht Sinn. Ich wollte den aller besten Weg einschlagen und nichts dem Zufall überlassen. Ich würde mich ärgern, nur aus Faulheit zum Beispiel, keine Wale sehen zu können. Schließlich hatte ich mir eine Wucherkamera gekauft. Ich entschuldigte mich mehrmals bei ihr und versicherte ihr, dass ich einfach nicht beschissen werden möchte. Jeden vielleicht, aber nicht mich. Falls sie es versuchen möchte, habe ich ihr schon Ärger angedroht. Zum Glück verstand sie mich und ich spürte, dass sie wirklich ihr bestes tat. Mit 2 Exkursionstickets für die nächsten Tage, ging ich erstmal in den Supermarkt einkaufen und spazierte dann während des Sunsets gemütlich am Strand, zurück zum Hostel, entlang. Während die Stadt "brannte",... ...leuchtete der Himmel über dem türkisen Meer rosa. Als ich so entlang ging, sah ich an einer Uferstelle viele Leute um etwas herumstehen. Als ich näher kam, konnte ich sehen, was das große Ungetüm war. Ich sah meinen ersten Wal. Doch er war leider tot. Im Hostel angekommen wollte ich mir endlich etwas kochen, weil ich den ganzen Tag noch nichts richtig gegessen hatte. Kaum fing ich an zu kochen, kam die Hostelbesitzerin herein und meinte, dass das Kochen in ihrer Küche nicht erlaubt sei. Ich stand mit offenen Mund da, während die die Zwiebeln begannen schwarz zu werden. Sie erlaubte mir es schließlich doch und ich durfte weiterkochen. Sie hatte wohl nicht gewußt, dass ich für die nächsten 3 Tage vorkochte. Denn nach den 12-13 stündigen Exkursionen hatte ich bestimmt keine Lust, ewig zu kochen oder ein günstiges Restaurant zu suchen. Am nächsten Morgen stand ich um 6.45 Uhr auf. In der Küche war niemand und ich wußte nicht, wie und wo ich mein Frühstück bekommen werden. Also rannte ich zum Bäcker. Dort traf ich die Hostelbesitzerin an der Theke. Sie erschrak und rannte zum Hostel zurück. Sie wollte mir unbedingt ein Frühstück machen und ließ mich kaum etwas in der Küche machen. Ihre Küche war ihr Heiligtum. Mit Kampf bekam ich alle Gerätschaften, damit ich meine Sandwiche schmieren konnte. Irgendwann, als sich der Streß legte und ich abholbereit war, erfuhr ich, dass ihr Sohn der Busfahrer meiner Tour sei. Also rief Mama ihren Sohn an, der auch im Haus / Hostel lebte, und fragte ihn, wo er denn bliebe. Wie süß!?! Dann kam er wie versprochen nur 5 Minuten später und mein erster aufregender Tag sollte somit losgehen. Mit einem Mercedes Sprinter fuhren wir als erstes zum „Playa el Doradillo“. Dieser Strand ist sehr beliebt, weil die Wale bis ans Ufer schwimmen (können). Eigentlich ist das ja nicht möglich, aber das Wasser ist hier in Ufernähe tief genug. Schon auf der Fahrt konnte ich duzende Wale vom Busfenster aus in einer Bucht wahrnehmen. Ich hatte großes Glück. Als wir gerade am Beach ankamen, schwam ein großer Wal direkt vor mir. Zum ersten Mal in meinen Leben habe ich einen Wal in der Natur schwimmen sehen können. Die Orkas ("Killer- Delfine") in Neuseeland sah ich nur für Sekunden, doch dieser Wal schwamm ganz gemütlich vor meiner Nase. Für mein persönliches Walvergnügen bekam ich gerade mal 15 Minuten. Länger durften wir nicht bleiben. In Puerto Pirámides mußten wir nämlich unbedingt das Whale Watching Boat erreichen. Kaum waren wir rechtzeitig in Puerto Pirámides angekommen, bekamen wir sofort eine schöne Rettungsweste umgebunden... ...und dann ging es schon los. Mit dem Boot ging es auf die Bucht hinaus. In der schützenden Bucht halten sich zur Zeit in dieser Jahreszeit unzählige Wale auf, die ihre Jungen gebären und aufziehen. Schon nach wenigen Minuten befanden wir uns unmittelbar in der Nähe eines Wales. Damit nicht alle Leute nur auf eine Seite rennen und das Boot dadurch Schlagseite bekommt, wurde ein einseitiger Deal getroffen. Jeder mußte auf seinem Platz bleiben. Das war eine ganz schön harte Regelung, besonders wenn gerade ein Wal auf der anderen Seite des Bootes ganz nahe kam und alle schrien. Jedenfalls hatte ich mir einen guten Sichtplatz erkämpft und machte viele Fotos und Videos. Das "kleine" Baby mit der Mutter war echt süß.

Das Baby schwamm oben und die Mutten kam von unten angeschwommen.

Die einstündige Exkursion ging viel zu schnell vorbei. Zurück im Whale Watching Village angekommen, bekamen wir eine Mittagspause. Diese verbrachte ich mit 5 jungen argentinischen Chicas.
Nach der Stärkung fuhren wir zur Punta Delgada. Auf einer Klippe stehend, durften wir die weltweit einzige Elefantenrobbenkolonie (auf dem Festland) beobachten. Normalerweise befinden sich die Elefantenrobben zu 80% ihrer Zeit unter Wasser. Außerdem können sie nach 2 Minuten Luftholen bis zu 90 Minuten unterhalb der Wasseroberfläche verbringen. Aber jetzt im Oktober ziehen die Mütter ihre Jungen (die schwarzen Robben) auf. Dabei verlieren sie bis 13 kg an Körpergewicht pro Tag. Das kann dem Haremsrobbenmann (der fette Klops in der Mitte) mit den vielen Weibchen egal sein. Mit seinen bis zu 4 Tonnen Lebendgewicht muß er höchstens sein Revier vor den anderen maskulinen Elefantenrobben schützen.
Dieser fette Klops heißt Lenny und im Uhrzeigersinn sind um ihn herum: Malen, Soledad, Cecilia, Lidia und Clara.
Nicht weit weg, in Punta Cantor, befand sich eine Seelöwenkolonie. Auch hier waren viele Jungen zu sehen, die teilweise die Schnute voller Muttermilch hatten.
Für die Besichtigung dieses Teils der Halbinsel gaben sie uns nur 1 Stunde. Für einen Rundgang war die Zeit mehr als ausreichend. Aber für beide Rundgänge war die Zeit zu wenig. Trotzdem entschied ich mich beide Rundgänge zu laufen, auch wenn ich den zweiten rennen mußte. Ich wollte mir das Ende des abgebrochenen Teils der Halbinsel anschauen. Sozusagen die Halbinsel auf der Halbinsel. Die türkise Wasserfarbe, mit den Seelöwen am Strand, fand ich sagenhaft schön.

Panorama von Ushuaia
Panorama von Punta Cantor
Zu meiner Überraschung sah ich nur wenige Meter weiter einige Magellan Pinguine im Gebüsch versteckt.
Ich konnte wirklich erst nicht verstehen, warum sie uns so wenig Zeit gaben und uns den zweiten Rundweg als langweilig & unspektakulär mies machten. Durchgeschwitzt erreichte ich glücklich und stolz den Bus. Ich war natürlich der Letzte. Dann ging es zum letzten Lookout des Tages, zur Caleta Valdés. Ich konnte es kaum glauben. Die wenigen Pinguine, die ich stolz als Einziger in der Punta Cantor gesehen hatte, waren nichts im Vergleich zu hier. Überall waren kleine süße Magellan Pinguine.

Ich mochte besonders den Kontrast mit dem blautürkisen Meer im Hintergrund.

Neben den vielen Wassertieren sah ich auch viele Landtiere zum ersten Mal in meinem Leben bzw. in der Nähe betrachtet. Dazu gehörten die Guanacos (Lamaart),...
...Choiques (Straußenart)...
...und diese Maras (mutierte Hasen).
Kurz vor Sonnenuntergang machten wir eine kurze Rast mitten in der Pampa. Aber gerade deshalb befanden sich hier auf der Peninsula so viele Tiere. Es war ein aufregender Tag, der immer noch nicht zu Ende war. An diesem Samstag hatte ich geplant, mit den Chicas in einen Club tanzen zu gehen. Da ich nicht bis 3 Uhr aufbleiben wollte, schlief ich schon mal vor. Als mein Wecker um 2.30 Uhr klingelte, kamen gerade meine neuen Zimmerbewohner zurück. Zu meiner Überraschung waren es die Holländerinnen aus Bariloche. Da nun auch noch das einzige Bad blockiert war, konnte ich meinen inneren Schweinehund nicht mehr überwinden, zu warten, um dann noch 20 Minuten zu einen Club zu laufen. Für den nächsten Morgen um 7.30 Uhr, hatte ich eine weitere Tour gebucht. Diesmal sollte es nach Süden zur Punta Delfin und zur Punta Tombo gehen. Im Hafen von Punta Delfin finden täglich Bootstouren zu den Toninas statt. Toninas gehören zu der einer Delfinart, sind aber nicht grau, sondern schwarz-weiß. Trotz des starken Windes machten wir uns Abfahrtbereit. Neben den modischen Ponchos bekamen wir elegante Rettungswesten umgebunden. Wie kleine fette Lemminge liefen wir zum Boot...
...und fuhren dann...
...allesamt...
...aus dem schützenden Hafen heraus,...
...auf die offene See. Die Wolken gaben der Szenerie einen besonderen Glanz. Wie hat er nur dieses Foto gemacht? Nein, ich bin nicht ins Wasser gefallen. Es war ein anderes Boot von einer anderen Company. Kaum waren wir draußen, da sahen wir schon die ersten Toninas.
Sie tauchten urplötzlich auf und verschwanden sofort wieder. Es war ziemlich schwierig Fotos zu machen. Während ich mit voller Begeisterung den Toninas mit meiner Kamera folgte,...

...hatten die Chicas schon aufgegeben.
Mit duzenden Kamera Fehlschüssen erreichten wir sicher den Hafen. Dann ging es auf direkten Weg zur Punta Tombo. Mit einer der weltweit größten Pinguinkolonie gehört sie zweifelhaft zu den Highlights in Argentinien. Während im Sommer (Dezember, Januar) 2 Millionen Magellan Pinguine die Strand bevölkern, waren es an diesem Tag nur so um die 200.000. Bei 99260 Pinguine hatte ich mich verzählt, weil sie überall herumlaufen.
Überall wurde geflirtet...
...und geschnäbelt.
Aus Spaß wurde ernst... ...und Ernst ist heute 7 Jahre alt.
Während die einen den ganzen Tag nur rumpoppten (Videos gib's nur auf Anfrage für harte Währung),...
...chillten die Surfersunnyboys am Strand.

Die Punta Tombo war für mich wirklich ein Highlight.Noch nie hatte ich zuvor so viele Pinguine gesehen.
Überall waren Pinguine zu sehen, so weit das Auge reicht.
Sie liefen überall umher und genossen scheinbar den scheinbar friedlichen Ort.
Die Martineta Común...
...und die Guanaco waren bestimmt friedlich,...
...falls sie nicht eines der Pinguine zertreten würden. Aber ich fragte mich mehr, was passieren würde, wenn wirklich in diesem Augenblick ein Graufuchs auftauchen würde.
Mit hat der Ort total gefallen und ich war wieder einmal der einzige in der Gruppe, der sich alles angeschaut hatte. Dadurch war ich erneut der letzte am Bus. Die 2 Stunden kamen mir vor all der Faszination wie Minuten vor. Auf dem Rückweg hielt der Bus in Gaiman, in der Nähe von Trelew. Wir hatten die Möglichkeit, in alten Teehäusern Tee zu trinken. Die Leute standen wie zu DDR- Zeiten draußen an, um einen Platz im Café zu bekommen. Ich lief lieber ein wenig in der Stadt umher. Lustig fand ich die Blumenkästenkatzen.
So wie oft in Argentinien sah ich, dass die Leute ihre Botschaften bzw. die nackte Wahrheit an die Wand sprayten.
Dann ging es endlich zurück nach Puerto Madryn. Die zwei Tage haben ganz schon geschlaucht. Abends hatte ich mich trotzdem mit den Cicas in der Stadt verabredet. Sie waren alle vom Discobesuch noch sehr müde und wollte nur einen Café trinken. Einen besseren Ort, als ein irisches Lokal, hätten wir wohl nicht finden können. Ich lernte durch Zufall den argentinischen Boss kennen und erfuhr, dass er noch nie in Irland gewesen war. Das erklärte auch, warum sie deutsches Warsteiner Bier hatten. Für den nächsten Nachmittag verabredeten wir uns ein letzten Mal. Wir spazierten am Beach...
...und machten viele lustige Fotos.
Oh, Oh, wenn dieses Foto Soledads Ehemann sehen würde...
Auf einem Markt kauften die Mäadels mir ein Armband als Abschiedsgeschenk. Dann mußte ich schnell zurück zum Hostel, meine Sachen packen und zum Busbahnhof fahren. In einer Bäckerei kaufte ich mir noch etwas Brot für die Reise. Als ich mit dem Taxi am Busbahnhof ankam, stellte ich fest, dass ich in der Bäckerei ausversehen mit einem falschen Schein bezahlt hatte. Zwischen den 2 Pesosscheinen (=20 Cent) hatte sich ein 100 Pesos (=20 Euro) dazwischengemogelt. Sie sehen von der Farbe identisch aus, so dass ich es nicht gemerkt habe. Bis auf den letzten Cent reichte gerade so noch mein Geld für den Taxifahrer. Es schmerzte innerlich, so ein teures Weißbrot gekauft zuhaben. Es hätte mich auch gewundert, wenn nichts schlimmes noch am letzten Tag passiert wäre. Von der ersten und letzten Sekunde an hatte ich in Puerto Madyn ungemein viel Pech gehabt. Dafür habe ich viele nette Leute kennengelernt und habe so viele seltene Tiere gesehen. Darum werde die Stadt eher doch in positiver Erinnerung behalten. Mit dem Bus ging es dann wieder in den Westen von Argentinien, nach El Calafate.

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