Samstag, 17. Oktober 2009

El Calafate: Perito Moreno Gletscher und Ausflug nach El Chaltén zum Mount Fitz Roy & zum Cerro Torre

Am 13. Oktober erreichte ich am späten Nachmittag die Stadt “El Calafate”. Die Fahrt, von Puerto Madryn nach El Calafate, führte an der Ostküste entlang, bis zur südlichen Stadt „Rio Gallegos“. Die Fahrt war etwas besonderes, weil ich zum letzten Mal den Sunrise in Südamerika, von der Ostküste aus, mir anschauen konnte. Doch wenn ich genau überlege, wäre ich bestimmt nicht freiwillig um 7 Uhr aufgestanden. So wichtig war es mir doch nicht. Aber schließlich saß ich im Bus und nutzte die Gelegenheit, mir erst die Morgenröte anzuschauen...
...und dann den Sonnenaufgang.
Üben elend langen geraden Straßen... ...kam ich schließlich gegen 12 Uhr in Rio Gallegos an. Die Stadt wirklich unheimlich. Es war bitter kalt und ich fühlte mich schon wie am Arsch ähhhh am Ende der Welt. Hier mußte ich eine Stunde warten, bis endlich mein nach El Calafate kam. Auf der Straße hatten einige Müllmänner Autoreifen aus Protest angezündet. Der schwarze Rauch zog über die Schnellstraße und verursachte Unsicherheit. Ich überbrückte die Zeit, in dem ich in dem gegenüberliegenden Carrefour Supermarkt etwas zu Essen und zu Trinken kaufte. Auch wenn ich mich in einer frostlosen Stadt befand, das Weinregal war gut gefüllt und bot eine unendliche Auswahl an Weinen. Nach einer Stunde kam endlich die Erlösung. Ein großer Bus sollte uns, gerade mal 5 Leute, nach El Calafate bringen. Normalerweise wäre der Bus bestimmt voller, weil El Calafate für Argentinien- Kenner eines der Haupthighlights ist. Der Grund für die magere Ausbeute lag bestimmt daran, dass die direkte Straße "R40" von Bariloche nach El Calafate aufgrund der Wetterbedingungen gesperrt war. Der Umweg hätte eine 2-3 tägige Reise zur Folge. Darum nutzten viele Reisende eher das Flugzeug als den Reisebus. Für mich war die Straßensperrung nicht von Bedeutung, da ich einen Zwischenstopp in Puerto Madryn gemacht hatte. Schon vom Bus aus konnte ich die landschaftlichen Schönheit bewundern. Da die Seitenfensterscheiben schmutzig waren, setzte ich mich ganz noch vorne, neben dem Busfahrer und machte einige Schnappfotos von der Landschaft. Die grauen Wolken verliehen der Landschaft eine triste Atmosphäre. Doch als ich die türkisen Seen sah, glaubte ich meinen Augen nicht. Der reine Wahnsinn. Da bekam ich richtig Lust auf die Stadt und war gespannt, was sie mir alles bringen wird. Natürlich war auch diese Stadt nur Nebensache oder nur Mittel zum Zweck. Interessant war die Landschaft um El Calafate herum. Drei Stunden nördlich befindet sich die Stadt "El Chaltén", von der die bekannten Wanderweg zum "Mount Fitz Roy" und zum "Cerro Torre" starten. Südlich der Stadt befindet sich der weltberühmte "Perito Moreno" Gletscher. Es gibt also einiges zu sehen. Am späten Nachmittag erreichte ich zum Sunset endlich den Busbahnhof. Müde ging ich zu meinem reservierten Hostel und checkte ein. Zeit zum Ausruhen hatte ich nicht, weil ich meine nächsten Tage organisieren mußte. Mir blieben nur noch wenige Stunden, bevor die Offices um 21 Uhr schloßen. Unter Zeitdruck versuchte ich alle Informationen zusammen zu tragen und die Preise zu vergleichen. Mühseelig und zäh bekam ich schließlich exakte Informationen. Gerade noch kurz vor Feierabend organisierte ich all meine Bustickets für meine Ausflüge für die nächsten 3 Tage und ein Busticket nach Ushuaia, zum "Ende der Welt". Ich hatte beschlossen, als erstes mit einem Bus nach El Chaltén zu fahren. Um 7.30 Uhr kroch ich todmüde zum Busbahnhof. Nach etwas Schlaf im Bus, erreichten wir nach einer 3stündigen Busfahrt, kurz vor der Stadt, einen Lookout, von dem wir aus zum ersten Mal den Mount Fitz Roy (Foto: Mitte, höchster Berg) und den Cerro Torre (Foto: linker spitzer Berg) sehen konnten.
Nach einer kurzen Einweisung im Informationscenter, wußten wir nun, dass man richtige Kleidung & Equipment braucht. Zu meiner Freude erfuhr ich außerdem, dass wir Traumwetter gerade hatten. Sonnenschein und eine perfekte Sicht auf die Berge und auf den Gletscher wurde uns prophezeit. Am liebsten wäre ich sofort losgegangen, doch ich mußte mir zuvor ein Hostel in El Chaltén suchen. Beim Suchen einer bezahlbaren Unterkunft... ...natürlich nicht... lernte ich die Kanaderin Erica kennen. Nachdem wir unsere Rucksäcke abstellten, beschlossen wir gemeinsam zum Cerro Torre (spanisch für Turmberg) zu laufen. Der Weg dort hin war wirklich schön. Wir liefen bei herrlichem Sonnenschein durch Gras- & Steppenlandschaft... ...mit feuerroten Blumen.
Nach 2 ½ Stunden standen Erica und ich...
...unmittelbar vor dem Cerro Torre.

Bei so einem Highlight durfte natürlich mein Springfoto nicht fehlen. 2 Melbourner waren genauso verrückt wie ich und wußten gleich bescheid, wie man solche Fotos macht.

Am Gletschersee traf ich den Deutschen Michael aus dem Reisebus wieder. Mit ihm liefen wir dann gemeinsam den Zusatzweg zum Gletscher. Der Trampelpfad führte immer weiter hinauf.
Je weiter wir liefen, um so mehr wurde mir bewußt, wie weit wir schon gelaufen waren.

Die Menschen am Ufer sahen aus wie zwei Steichhölzer und die Eisberg wie Eiswürfel.
Nach ca. 45 Minuten standen ähhh schwebten wir über einem großen Stein,...
...von dem wir einen direkten Blick auf den Gletscher hatten.
Noch Näher an den Gletscher kamen wir nicht. Deshalb saßen wir noch etwas auf dem Stein rum, quatschten und genossen den 180 Grad Panoramblick auf dem Gletschersee.
Panorama vom Cerro Torre
Panorama vom Cerro Torre Gletscher See

Als die Sonne immer weiter untergehen zu schien, mußten wir unseren Heimweg antreten. Schließlich dauerte der Heinweg erneut 3 Stunden. Und im dunkeln ohne Taschenlampe wollte von uns niemand zurücklaufen. Gerade noch rechtzeitig, kurz nach Sonnenuntergang, kamen wir müde & ausgelaugt in der Stadt an. In einem Supermarkt kauften wir kurz vor Feierabend die Zutaten für unser Abendbrot. Ich hatte beschlossen meine erste richtige Tortilla de Papa zuzubereiten.
Am nächsten Morgen konnten wir nicht lange in den Betten verbringen, weil wir um 9.30 Uhr, zum Mount Fitz Roy wandern gehen wollten. Für die Wanderung hatten wir 8 Stunden angesetzt. Das klingt ziemlich lange . Selten zuvor bin ich schon einmal so lange gewandert. Voller Erwartungen starteten wir unsere Wanderung bei herrlichem Sonnenschein. Sehr weit kamen wir nicht. Schon nach wenigen Metern stoppten wir, weil ein Specht in einem Baum ein Loch hackte.
Es machte mir riesigen Spaß, an einem so schönen Tag, in der Natur Wandern zu gehen.
Nach circa einer Stunde erreichten wir den ersten Lookout.
Erica & ich hatten eine super Aussicht.
Beim nächsten Lookout überredete ich Erica, auch so lustige Springfotos zu machen, so wie ich.
Für den Anfang war es gar nicht mal so schlecht. Über Stunden liefen wir ganz gemütlich und einsam den Wanderweg entlang.

Als ich gerade darüber nachdachte, wie schön es war, ohne so viele Touristen diesen Wanderweg zu laufen, sah ich auf einmal eine riesige Wandergruppe vor uns.

Während die Lemminge dem Gruppenführer folgten, ließen wir sie davon laufen und genossen dadurch wahrscheinlich (viel) intensiver die Schönheit der Landschaft.

Als es über diese Brücke ging,...
...war es mit der Gemütlichkeit vorbei. Die letzte Stunde der Wanderung ging es immer steiler hinauf. Je höher wir kamen, um so weiter konnten wir sehen. Als wir die Schneegrenze überschritten, sahen wir selbst einen weit entfernten See am Horizont. Nun sollte es nicht mehr weit sein. Und ich sollte recht behalten. Glücklich erreichten wir nach 3 ½ Stunden, vollkommen durchgeschwitzt, den Gipfel.
Die Aussicht war phänomenal.
Um noch einen besseren Blick zu erhaschen, liefen wir zum 5 Minuten entfernten anderen Piek.
Von dort aus hatten wir sogar noch einen besseren Blick auf den Mount Fitz Roy und diesmal auch auf den Gletschersee. Die 5 Minuten hatten sich wirklich gelohnt. Viele Wanderer können nach dem ersten Piek keinen Schritten mehr tun und sitzen mit Bemme in der Hand auf einem Stein. Wir stattdessen genossen unsere Ruhe bzw. unsere Erholungspause.
Auf dem Rückweg an kamen uns mehrere Tomatenköpfe entgegen. Sie strauchelten den Berg hoch und guckten neidisch auf uns, da wir den Höllenweg bestanden hatten. Aber so schlimm war er auch nicht...wenn man Nichtraucher ist. Der Abstieg war bedeutend schneller und einfacher. Unten angekommen, liefen wir diesmal einen anderen Weg zurück nach El Chaltén. Der schöne Wanderweg...

...führte zu einer Lagune, von der wir den Mount Fitz Roy ein letztes Mal sahen.
Als wir die ersten Häuser sahen,...
...durchfloss ein Glücksgefühl durch meinen Körper und setzte die letzten Kräfte frei. Glücklich, erleichtert und müde erreichte ich den Nationalpark- Ausgang.
Ohne ein Bier in der naheliegenden Hausbraverei zu probieren,...
...verabschiedete ich mich von der Erica, die einen Tag länger im Nationalpark verbringen möchte. Mit dem Bus fuhr ich wieder zurück nach El Calafate, zum Hostel. An das Verbot im Bus hat sich wirklich jeder gehalten.
Für den darauf folgenden Tag hatte ich eine Busfahrt zum Perito Moreno Gletscher gebucht. Der etwa 60 km lange & 60 Meter hohe Perito Moreno Gletscher, mit einer 5 km breiten Gletscherzunge, gehört zu einem Teil des „Campo de Hielo Sur“, einem riesigen kontinentalen Gletschergebiet in den Anden Südamerika und zum Teil des als UNESCO- Weltnaturerbe eingestuften Nationalpark „Los Glaciares“. Benannt wurde der Gletscher nach Perito Moreno (* 31. Mai 1852 in Buenos Aires; † 22. Februar 1919), einem argentinischen Geograph, Anthropologe und Entdecker Patagoniens. Sein richtiger Name ist eigentlich Francisco Pascasio Moreno. „Perito“ heißt im Spanischen „Sachverständiger“. Diese Amtsbezeichnung erhielt Moreno während der Grenzvermessung von Chile und Argentinien. Apopro „eigentlich“. Ja, eigentlich hieß der Gletscher nicht immer so. Seit seiner Entdeckung im Jahre 1899 gab sein Entdecker, der deutsche Geologe Rudolph Hauthal, den Namen „Bismarck Gletscher“, zu Ehren des im Vorjahr verstorbenen Reichskanzler Otto von Bismarck. Erst später wurde der Gletscher nach Perito Moreno umbenannt. In Deutschland war der Name Bismarck Gletscher bis mindestens 1917 üblich. Das Besondere an diesem Gletscher ist, dass er einer der wenigen bekannten Gletscher außerhalb der Antarktis und Grönlands ist, der noch kontinuierlich wächst. Und das kann man hören und sehen. Pro Tag schiebt sich die Eismasse ungefähr einen bis zwei Meter vorwärts. Dabei trifft ein Teil des Gletschers auf einen Gegenhang und blockiert so etwa alle vier bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch steigt der Seespiegel im südlichen Teil dieses Arms an. Der Zusammenbruch dieser Barriere ist eines der eindrücklichsten Naturschauspiele und lockt jedes mal viele Touristen und Dokumentarfilmer zum Gletscher. Die letzten „Vorstellungen“ des Gletschers waren 1988, im März 2004 & 2006 und zuletzt am 9. Juli 2008. 2008 erfolgte der Zusammenbruch der Barriere erstmals im Winterhalbjahr. Jedenfalls nahm ich am Morgen den Bus zum Gletscher. Vor ein paar Jahren gab es noch einen öffentlichen Bus, aber heute bietet nur noch ein Busunternehmen die Fahrt an. Der Fahrpreis hatte sich verdoppelt, wahrscheinlich genauso der Parkeintritt. Während die Einheimischen 6 Pesos bezahlen müssen, müssen wir Touristen 60 Pesos bezahlen. Bezahlen oder zu Hause bleiben, ist wohl die Divise. Ich bezahlte und erwartete dann aber, dass der Busfahrer an den Panorama Lookouts eine Fotopause einlegt. Weit gefehlt. Er fuhr immer weiter, so dass ich nur aus dem Fenster heraus einige Fotos machen konnte.
Noch vor den Lookouts hielt der Busfahrer an einem Bootstourveranstalter an. Er gab uns 3 Minuten, um uns zu entscheiden, ob wir an der 90 minütigen Gletscherbootsfahrt teilnehmen wollen oder nicht. Spontanität ist besonders unter Druck sehr schwierig... Also ganz spontan entschied ich mich, an der Fahrt teilzunehmen. Das Boot fuhr die ganze Zeit nur hin und her. Von links nach rechts. Von rechts nach links.

30 Minuten hätten bestimmt ausgereicht. Aber dann wäre die Bar bestimmt nicht so ausgelastet gewesen. Jedenfalls war die Fahrt ganz OK, obwohl ich auf einen Whiskey mit original Gletschereis verzichtet hatte .Wieder festen Boden unter den Schuhen, brachte uns der Reisebus endlich zu den Lookouts. Der Ausblick, diesmal von oben war sagenhaft. So etwas hatte ich noch nie zuvor in diesem Umfang gesehen.
Der Perito Moreno Gletscher stellt alle anderen Gletscher in den Schatten. Alle paar Minuten hört man ein Knarren oder einen Knall, wenn erneut ein Eisblock ins Wasser gefallen ist.
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Für die Besichtigung des Gletschers gaben sie uns ca. 4 Stunden. 4 Stunden schienen für 5 Lookouts reichlich bemessen zu sein. Was soll ich denn die ganze Zeit machen, ging in meinem Kopf durch. Na den Gletscher anschauen. Was denn sonst?!? Ich fand es so spannend, auf einer Bank am Lookout zu sitzen...
...und einfach nur auf den riesen Koloss zu schauen.
Am Nachmittag gegen 16 Uhr fuhr der Bus wieder zurück zur Stadt. Meinen Müll werde ich selbstverständlich in El Calafate abladen.
Auch auf der Rückfahrt hielt der Busfahrer wieder nicht an. Während der Fahrt wurde ich auf einmal ganz müde und fiel in einen tiefen Schlaf. Zum Glück erwachte ich in dem Moment, als wir gerade in die Stadt hineinfuhren. Ich wollte am Wasser zurück zu meinem Hostel laufen. Schnell lief ich vor zum Busfahrer und bat ihn, für mich anzuhalten und mich rauszulassen. Ich wußte, dass in der Bucht sich viele Flamingos und weitere Vögel aufhalten. Schon von weitem sah ich die pinken Vögel.
Die Flamongos pickten die ganze Zeit nur in den Boden und guckten nicht mal nach oben.
Gerne wäre ich näher rangelaufen, aber der Boden war viel zu schlammig. Was ich nicht wußte, die Flamingos wären vor mir davon geflogen. Genau das ist passiert, als 2 Leute sich von hinten anschleichen wollten. Panisch liefen sie davon...
...und als es zu eng wurde, starten sie, davon zu fliegen. Es sieht so toll aus, wenn sie mit ihrem spitzen Schnabel durch die Lüfte gleiten. Gemütlich lief ich den Weg zurück ins Hostel. Für die lange Busfahrt, für die Fahrt nach Ushuaia, in der Nacht um 3 Uhr morgens, kaufte ich mir Lebensmittel, die ich dann in der Hostelküche zubereitete. Die Zeit bis zur Busabfahrt verbrachte ich in der Lounge und schrieb Postkarten. Gegen 2.30 Uhr machte ich mich schließlich in der kalten Nacht auf. Die Szenerie auf der Straße war unheimlich. Während einige gerade von bzw. zur Discothek gingen, stiefelte ich mit meinem fetten Rucksack zum Busbahnhof. Im Bus schlief ich sofort in einen tiefen Schlaf.

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