Freitag, 9. Oktober 2009

San Carlos de Bariloche

Mittags , gegen 13 Uhr, erreichte ich mit dem Bus die Stadt San Carlos de Bariloche, nachdem es stundenlang durch die einsame Steppe ging.Bariloche liegt ganz im Westen von Argentinien, unweit der chilenischen Grenze. Ich habe eigentlich nur positives von der Stadt gehört, die vor allem durch die landschaftliche Schönheit dominiert. Bariloche liegt an einem der Seven Lakes und ist von schneebedeckten Bergen umgeben. Der erste Blick auf die Stadt war atemberaubend. Mit der Spanierin Isi, die ich im Bus auf dem Weg nach Bariloche kennengelernt habe, suchten wir uns ein Hostel. Wir hatten uns vorher 3 Hostel in die engere Wahl genommen. Nachdem wir uns alle 3 angeschaut haben, entschieden wir uns für das Penthouse Hostel 1004. Der Name klingt ganz sexy. War es aber nicht; nicht ganz. In einem häßlichen Hochhaus, mitten in der Innenstadt, befand sich das Hostel in der obersten Etage. Gleich nach dem Motto: So lange ich drin wohne, muß ich es nicht (von außen) sehen. Mein ersten Eindruck vom Hostel war eher negativ, weil das gewisse "Etwas" fehlte. Wenn ich schon meine höchste Miete in Argentinien bezahlen sollte, dann erwartete ich auch (fast) doppelt so viel Komfort. Den fehlenden Charme & Gemütlichkeit konnte das Hostel mir einem grandiosen 270° Rundumblick mehr als ausgleichen.
Von hier oben konnten wir auf die Dächer der Neustadt... ...und auf die der Altstadt schauen.
Nachdem die Sonne hinter den schneebedeckten Berge verschwunden war,...
...leuchtete der Vollmond über der Stadt.
Nach einem tollen Abendessen fand zufälligweise im Hostel ein Privatkonzert von den Betreibern des Hostels statt.
Für den nächsten Tag hatte ich geplant, mit Isi ein Auto auszuleihen und dann zu den „Los Siete Lagos“ (Die sieben Seen“) zu fahren. Die Car Rental Gebühr war aber für Isi zu teuer, so dass ich mich dann auch entschied, die gleiche Tour zu buchen. Eigentlich hätte der Tourpreis für 2 Personen fast den Mietpreis für das Mietauto wet gemacht. Alleine ein Auto zu mieten, war mir dann doch zu teuer. Schließlich kosten die Mietautos dreimal so viel wie in Neuseeland. Kurz nach 7 Uhr, zum Sunrise,...
...mußten wir aufstehen. Eine Stunde später holte uns ein kleiner Tourbus ab. Die Fahrt führte durch eine Schlucht, zwischen bzw. an den Seven Lakes entlang. Teilweise sah es recht eindrucksvoll aus, aber der Fahrer fuhr immer weiter. Neidvoll guckte ich auf die Reisegruppen, die am Lookout hielten und schöne Landschaftsfotos machten. Selbstverständlich hielt mein Fahrer auch mal an. Der erste Stop erfolgte in einer kleinen todlangweiligen Touristenstadt, die bestimmt den Reiseveranstaltern Geld bezahlen, damit sie für ne halbe Stunde ne Pause machten. An einigen Lookouts, an denen wir mit vielen anderen Touristenbusse hielten, sah es ganz OK aus.

Doch meistens war es langweilig und... sehr kalt. Ich entschied mich oft, lieber im Bus sitzen zu bleiben, während die anderen langweile Enten auf langweilige Seen fotografierten. Hatte ich schon gesagt, dass der Fahrer nur an langweilien Orten hielt?!? Mir war aber zum Glück nicht langweilig, da ich endlich mal wieder Zeit hatte, ein Buch zu lesen: "Wenn ich mal groß bin" -"Erfolgreich erwachsen werden ab Mitte Dreißig" vom Berliner Schriftsteller Martin Reichert. Schließlich erreichten wir nach Stunden unser Ziel, die Stadt „San Martin de los Andes“. Sie gaben uns 2 Stunden, bevor es wieder zurück nach Bariloche ging. Isi und ich gingen abseits unserer Touristengruppe spazieren und beschlossen die Spezialität des Ortes auszuprobieren. In den Restaurants gab es fangfrischen Lachs in verschiedenen Variationen. In einer Seitenstraße fanden ein kleines nettes Restaurant, das ausgesprochen luxeriös ausah. Trotzdem war es „günstig“ und unglaublich lecker!!! Nach dem Mittagessen stiegen wir wieder in den Bus und fuhren diesmal einen anderen Weg zurück nach Bariloche. Ich war so müde, dass ich am liebsten, genauso wie Isi, schlafen könnte. Das brachte ich nicht über mich. Die Fahrt ging durch eine wunderschöne Landschaft. Die Seen waren richtig fett türkis...

...und dann sah ich meine ersten Flamingos. Der Busfahrer hielt mal wieder nicht an. An einer weiteren schönen Landschaft hielt er zufälligerweise etwas weiter an einem Café & Restaurant an. Mit der Kamera in der Hand rannte ich die Straße wieder zurück und machte dann von der Landschaft diese Fotos, die in der Realität noch viel schöner aussah.

Am Ende der Tour hielt der Fahrer zum ersten Mal mitten auf der Straße an, damit wir von diesen Guanakos Fotos machen durften.
Je näher wir zu der Stadt kamen, um so schlechter wurde das Wetter. Es regnete wie aus Kübeln. Bariloche stand unter Wasser. Meine Chucks sogten sich ganz schnell ein. Mit klitsch nassen Füßen & Schuhen erreichten wir unser Hostel. An diesem Abend wollte Isi diesmal für mich kochen. Zu meiner Freude bereitete sie Tortilla de Papa (spanisches Kartoffelomlett) zu und verriet mir das Rezept und die Zubereitung.
Mit einer besseren beschichteten Pfanne hätte es perfekt ausgesehen, so dass es für Isi ihre schlechteste zubereitete Tortilla de Papa wurde. Sie guckte so traurig. Meine Aufmunterungsworte knallten gegen eine Mauer. Isi's Laune könnte ich eigentlich verstehen, wenn es nicht geschmeckt hätte. Tat es aber nicht. Das Essen war ausgezeichnet. Sie verschwand schnell vom Tisch und überließ mir den Rest des Essens. Yummy, yummy. Die Freude verblasste bei mir dann, als sie nicht mal ein Abschiedsbier mit mir im Pub trinken gehen wollte. Schließlich war das unser letzter gemeinsamer Abend. Isi hatte nähmlich einen Flug nach El Calafate für den nächsten Tag gebucht. Für den darauffolgenden Tag hatte ich eigentlich geplant, Snowboard fahren zu gehen. Schließlich war in nicht mal einer Woche die Winter-Saison zu Ende. Aber dann könnte ich mich nicht von ihr verabschieden. Darum verschob ich das Boarden auf den nächsten Tag und spazierte lieber mit Isi durch die Stadt. Jedes dritte Geschäft in der Innenstadt war ein Schokoladengeschäft. Doch im russischen Mamuschka Laden,......soll es die beste Schokolade geben. Für Schokoliebhaber wäre Bariloche das Mekka schlecht hin. Gegen Mittag setzte aufeinmal ein Schneesturm ein.
Die Leute tanzten auf den Straßen und trotzten der Hundskälte.

Das Wetter spielte echt verrückt. Sonne, Regen & Schnee. Jeden Tag ein anderes Wetter. Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen. Auf der anderen Seite konnte ich mich über ein super Snowboardwetter freuen. Mit dem öffentlichen Bus ging es am darauf folgenden Morgen zum Skigebiet "Cerro Catedral". Kaum angekommen, mußte ich mir ein Snowboardverleiher suchen. Bei dem Überangebot an Verleihern, sollte es kein Problem sein. Doch auch nach einer Stunde hatte ich immer noch kein Equipment. Der Zustand der Boards waren katastrophal. Ich wußte, falls ich an diesem Tag noch boarden gehen möchte, müßte ich meine Ansprüche an Sicherheit und Fahrgefühl herunterschrauben. Deshalb lieh ich mir für ca. 10 Euro ein Board und Schuhe aus. Eine neue Wachschicht sah das Board vor sehr langer Zeit und die Kanten waren nicht gerade scharf. Darum bat ich den Vermieter, die Kanten für mich abzuschleifen. Das ist wohl keine Selbstverständlichkeit?!? Der Verleiher zuvor hatte sich geweigert, mir den Gefallen zu tun. Sollte ich lachen oder weinen? Anstatt wie üblich ein genormtes Snowboard- Schleifgerät anzusetzen, begann der Vermieter mit einer Eisenfeile zu schleifen. Nach ca. 10 Minuten war die Kante Pie mal Daumen geschärft. Ich lächelte und ging mit meinem Equipment zur Seilbahn. Dann sollte es endlich losgehen. Mit der Gondel ging es immer weiter hinauf. Die Aussicht war toll. Nur noch auf dem oberen Teil des Berges war der Schnee noch nicht geschmolzen. Da es an den letzten Tagen geschneit hatte, stand einem Skivergnügen in Südamerika nichts im Wege. Leider doch. Der Winkel der Bindung war falsch eingestellt, obwohl ich ihm meinen pesönlichen Winkel angesagt hatte. Er guckte mich nur fragend an und wußte nicht, was ich meine. Aber bei dieser alten Plastikbindungen stimmt die Winkelangabe sowieso nicht. Ich fragte die Leute auf dem Berg, ob den jemand einen Schraubenzieher hat. Glücklicherweise fand ich jemanden. Als der Winkel einigermaßen stimmte, wagte ich, die ersten Bahnen zu ziehen. Das Board machte nichts, was ich wollte. Ich verlagerte mein Gewicht in eine Richtung und es passierte nichts. Ich fuhr immer schneller den Berg hinab. Erst bei übermäßiger Kraftanstrengung zog es nach rechts oder nach links, wobei ich natürlich sofort stürzte. Ich probierte es ein paar Mal und immer wieder passierte das Gleiche. Als ich dann schwer auf meine Hand gestürzt war, die mir die nächsten Tage fürchterlich weh tat, wollte ich nur noch runter vom Berg. Ich versuchte dann vorsichtig herunter zu sliden, aber selbst das klappte nicht. Das Board hatte keinen Gripp. Oder lag es vielleicht doch an mir? Deshalb fragte ich ein Pärchen, die Profiboards hatten. Sie bestätigten mir, dass mein Board einfach nur Sch*** war. Wieder beim Verleiher angekommen, gab ich ihm all seinen Schrott zurück. Meine Forderung , mir mein Geld zurückzugeben, ignorierte er. Als alles nichts half, holte ich die Polizei, die gleich ihr Revier neben dem Verleiher hatte. Der Polizist konnte auch nichts machen, da ich es selber zu verantworten habe. Die Begründung war folgendermaßen: Wenn sich jemand für wenig Geld Snowboardequipment ausleiht, darf keine Qualität (meiner Meinung = Fahrvergnügen) verlangen. Die Worte klangen für mich wie der reine Hohn. Meine Hand schmerzte von Minute zu Minute mehr und hoffte, dass es nicht zu stark verstaucht ist. Ein junger Argentinier half beim Übersetzen. Auch er konnte nichts erreichen. Mein Snowboardtag war gelaufen und ich wollte nur noch nach Hause. Aber ein Erfolgserlebnis wollte ich doch noch haben. Darum machte ich Druck, dass sie mir wenigsten 10 Pesos zurückgaben. Schließlich lenkten sie ein, die ich dann dem jungen Argentinier gab. Lieber ihm als denen war meine Devise. Meinen Skitagespass habe ich an eine junge Frau verkauft. Sie gab mir nicht mal den halben Preis. Sie lachte dabei, denn sie wußte, dass ich einlenken werde. Mit dem Bus fuhr ich wieder zurück zur Stadt. Ins Hostel wollte ich noch nicht und spazierte gemütlich am Wasser entlang.
Dieser Weg führte mich zum Busbahnhof, so dass ich mir ein Busticket für die nächsten Tage nach Puerto Madryn kaufte. Den nächsten Tag wollte ich endlich damit verbringen, Blog zu schreiben. Selbst nach 6 Stunden klappte es nicht. Die Wlan Verbindung war tot und extrem langsam. Ich verzweifelte und war über die Zeitverschwendung entsetzt. Deshalb ging ich in die Stadt Lebensmittel für das heute angesetzte gemeinsame Hostelabendbrot einzukaufen. Die Idee war, dass alle im Hostel etwas leckeres kochen und dass alle bei jedem kosten durften. Ich hatte mich entschieden, ein Kürbiskokonusssuppe zu kochen. Dazu brauchte ich unbedingt Letche de Coco. Dazu lief ich alle umliegenden Supermärkte ab und fand nirgendwo Kokosnussmilch. Also brauchte ich einen machbaren Plan B. Ich entschied mich für Senfeier mit Kartoffelbrei. Mein einfaches Essen kam schon bei der Zubereitung gut an.
Von allen Seiten lobten sie mein Essen und machten Fotos. Es war mir ganz schön unangenehm, da die anderen selber leckeres Essen gekocht hatten. Kurz nach 21 Uhr standen alle Gerichte auf den Tischen. Somit konnte das „große Fressen“ starten. Als ich so auf die Teller der anderen schaute, entdeckte ich, dass kaum einer die Senfsoße genommen hatte. Sie kannten mein Gericht überhaupt nicht und nahmen erst auf Anraten (mehr) Soße. Das Feeback war echt gut, obwohl ich es nicht ganz glauben konnte. Ich bot ihnen das Rezept an, doch niemand wollte es haben. Echt merkwürdig?!? Nach dem Essen war im Hostel Party- Time. Die Leute tanzten ausgelassen, bis aus den Boxen ein unpassender Pop- Partysong kam. Niemand wollte darauf mehr tanzen und die Party hatte sein abruptes Ende. Der nächste Tag sollte mein letzter Tag in Bariloche werden. Ich chillte gemütlich im Hostel, schrieb seit langem Tagebuch und Blog. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Taxi zum Busbahnhof und erreichte pünktlich meinen Bus nach Puerto Madryn.

Keine Kommentare: