Freitag, 27. Februar 2009

Hitze, Buschfeuer, Smog und Patriotismus

Die Buschbrände wüten immer noch und es kommen weitere Evakuierungsorte hinzu. Bis jetzt sind 189 Todesopfer zu beklagen. Ich habe selber noch keine Brände gesehen, obwohl sie relativ nahe an Melbourne sind. Ein komisches Gefühl kommt in mir jedes Mal auf, wenn ich von Brandorten höre, die ich durch meinen Job kenne oder an denen ich die Landschaft genossen habe. Die Tage rund um den Valentinstag waren besorgniserregend. Um Melbourne herum war eine riesige Smogwolke. Alles war grau und die Luft schwer beim Atmen.

Die Sonne beim Sunrise war durch den Smog nur ein roter Feuerball...

...trotzdem gab es unermüdliche Jogger.

Am australischen Nationaltag, dem 26. Januar, habe ich so viele Leute mit der australischen Flagge rumlaufen sehen. Ich finde, dass es zu viel Patriotismus ist. Desweiteren finde ich es widerlich, dass die Australier ihren Stolz zu Schau stellen, weil sie in einem „glücklichen & besseren“ Land geboren wurden und leben. Den australischen Pass zu besitzen, ist scheinbar eine Auszeichnung. Dass es viele andere Menschen gibt, die auch das Bestreben haben, ein besseres würdevolleres Leben zu führen, daran denken sie (scheinbar) nicht. Einen Nationalstolz zu haben und dann noch auf den Oberarm die Flagge zu tätowieren, halte ich überzogen. Die Aborigines- Flagge sieht "etwas" anders aus, als die australische Flagge. Das Kapitel der Aborigines wurde wohl vergessen. Jedenfalls habe ich den Patriotismus hier in Australien immer nur belächelt und nichts Gutes entgegen gebracht, weil es nur oberflächlich ist und in schlechten Zeiten, sich die wahre Stärke zeigt. Mit dem Buschfeuer sind nun schlechte Zeiten angebrochen und überall finden Appelle und Aktionen für die Opfer statt. Fast in jedem Restaurant und in jeder Bank oder Supermarkt sind Spendendosen aufgestellt und spenden selber fleißig. Große Firmen verschenken Waren wie Handys oder Waschmaschinen für die Opfer. Die Solidarität ist ungebrochen. Es gibt Radiostationen, die ohne Unterbrechungen Berichte zu den Bränden liefern. Die Rede vom amerikanischen Präsidenten Obama kam gut an, als er meinte, dass das amerikanische Volk für die Brandopfer trauert. Ein australischer Fußballspieler, der in Europa spielt, trug eine schwarze Armbinde während des Spiels. Als er ein Tor schoss, küsste er sie, als Zeichen für seine Trauer. Auf den Musikfestivals bekommen Bands Sympathiepunkte und Jubelgeschrei, wenn sie über die Brandopfer sprechen. In der Not halten die Australier zusammen und sorgen sich um den Nachbarn. Das hätte ich nicht gedacht und wurde eines Besseren belehrt.

Durch das Feuer sind für das Erdbeerteam nicht mehr so viele Verkaufsstädte übrig. Wir müssen uns einschränken und versuchen, die schlechte Verkaufszeit zu überstehen. Zu dem kommt jetzt, dass die Erdbeerfarm durch die Hitzewelle von vor paar Wochen teilweise zerstört wurde. Die kleinen Erdbeeren wurden verbrannt. Dieser Zustand wurde erst nach 2 Wochen spürbar, so dass wir nun viele freie Tage haben. Manchmal fuhren wir zur Farm und bekamen gar keine Erdbeeren oder ganz wenige Trays. An diesem Tag gab es für jeden 1 Tray.

Glückerweise habe ich die letzten Monate durchgezogen und stehe nicht kurz vor der Pleite. Die Entspannung finde ich sogar gut und habe hoffentlich für die letzten 4 Wochen genug Power, der Strawberry Man zu sein.

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