Ein Sturm zerstörte die Erdbeerplantagen in Queensland, so dass es erst mal eine Auszeit gibt. Kommt mir auch ganz recht, da ich seit fast 14 Tage ohne Pause gearbeitet habe. Ich wollte einfach mal raus kommen.
Am 23. Oktober bin ich um 5 Uhr aufgestanden und bin in Richtung High Mountains gefahren. Die Straßen waren schön leer. Das war auch gut so, weil ich den Sonnenaufgang im Yarra- Valley nicht verpassen wollte. Leider war er nicht so eindrucksvoll rot, wie ich ihn vor ein paar Tagen erlebt habe. Eigentlich wollte ich den Ausblick auf dem Mount Evelyn genießen, doch ich habe nur das Ortsschild gefunden. Von ihm habe ich ein Foto gemacht. Als ich gerade zum Auto zurücklaufen wollte, sah ich, dass das Auto auf einmal anfängt zu rollen. Geistesgegenwertig sprang ich zur Tür, schloss die Tür auf und bediente die Bremse. Die Handbremse war gezogen, doch der Automatikschalter stand auf D und nicht auf P (P = Parken). Ich konnte gerade noch die Katastrophe abwenden. Nach dem Schreck ging es erst mal nach Eidon. Es ist ein kleiner Ort an einem schönen See. Ein entspannender Moment, bei dem ich das Frühstück genießen konnte. Die letzten Tage habe ich immer schnell im Stehen, bevor es zur Arbeit ging, gefrühstückt.

Der nächste Zwischenstopp war in Glenrowan. In diesem Ort wütete die gefürchtete „Ned Kelly“ Bande . Der letzte Kampf fand in diesem kleinen Örtchen statt. Nach einem „fairen“ Gerichtsprozeß wurde er 1880 in Melbourne zum Tode verurteilt. Die ganze Geschichte habe ich einem eigenen Post gewidmet. Die Ned Kelly Legende lebt noch heute. Jedenfalls versucht die Stadt es mit einem Ned Kelly Autohandel, Museum, Weinladen, Hotel, Souvenirshop, Imbiss etc. Gleich nach dem Ortseingang steht eine riesige Ned Kelly Figur. Den Museumsbesuch habe ich geschwänzt, weil ich schon einiges darüber gelesen habe. Nach stundenlanger Weiterfahrt habe ich den Ort Mt. Beauty erreicht. Von hier aus ging es dann über eine kurvenreiche Strecke hoch in die Berge. Die Vegetation sieht skurril aus, weil die ganzen Bäume nur grau und abgestorben sind. Ein Brand scheint die Ursache zu sein. Auf der Spitze befindet sich Falls Creek, ein Skiort mit Skipisten und –lifte. Ein Gletschersee gibt der monotonen Landschaft einen romantischen Charme. Genau richtig zum Sonnenuntergang erreichte ich einen Lookout point und genoss das Schauspiel. Neben der Straße fand ich einen Platz zum Übernachten. Mein Herz pochte immer stärker, als ich im Dunkeln Autos ankommen sah. Doch alle fuhren vorbei. Es hätte jedesmal der Park Ranger seien können. Der nicht geschmolzene Schnee von der letzten Saison neben meinem Auto hätte mir sagen sollen, dass es hier verdammt kalt ist. Der Wein wärmt nur kurz und macht mich eher betrunken. Unter meinen 3 Decken wurde mir einfach nicht warm. Ich hatte 3 paar Jacken und Socken an. Egal, da auch diese Nacht vorüber gehen wird. Dieser verdammt schöne Sternenhimmel ließ mich die Kälte vergessen. Am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang waren die Autoscheiben von Eis bedeckt. Die Sonne hüllte die eisige Landschaft mit dem See in ein schönes Orange.

Ich konnte mich nicht überwinden aufzustehen, so dass ich nochmal unter die Decken schlafen ging. Gegen 11.30 Uhr dann bin ich aufgewacht und fühlte mich kraftvoller, den Tag anzugehen. Nach dem Frühstück mit heißem Tee wollte ich einen Berg besteigen. Die Wegweiser gaben immer andere Wege an. Eine Karte hatte ich nicht dabei. Jedenfalls habe ich mich im nirgendwo niedergelassen (siehe Panoramafoto) und habe auf meiner Gitarre der Stille einen Gegenpol gegeben.

Über eine Abkürzung, einem Sprung über einen Fluß, kam ich wieder am Hauptweg an und bin mit dem Auto zu einem anderen Aussichtspunkt gefahren. Passend zur trostlosen Gegend spielte ich die Songs von Björk im Radio ab. In der Wintersaison sind diese Wege vollkommen verschneit und die Skihasen feiern Après Ski. Kaum habe ich das Hochland über die kurvenreichen Straßen verlassen, wurde es immer wärmer. Ich riß die Klamotten von meinem Körper. Es half kaum, ich verfloss im Auto. Für die 3 Mädels im Guesthouse habe ich noch 1 kg Natur- Honig gekauft, bevor es zur fast 300 km weiten Fahrt nach Melbourne ging. Im Dunkeln erreichte ich Melbourne und konnte von weiten schon die Skyline sehen.